Nach der Rede Trumps am Dienstag (4.2.) vor dem Kongress in Washington bezeichnete Johnson - dessen Verband vorwiegend kleinere Familienbetriebe vertritt - die Darstellungen des US-Präsidenten als „Schönfärberei“. Die angekündigten „rosigen Aussichten“ für die US-Wirtschaft seien nicht nur ungenau, sondern auch unsensibel gegenüber den Millionen von Menschen im ländlichen Amerika, die jeden Tag um ihr Überleben kämpften, so der NFU-Präsident.
Laut Johnson sind die Schulden der landwirtschaftlichen
Betriebe im vergangenen Jahr auf 416 Mrd. $ (376 Mrd. Euro) angestiegen - den höchsten Stand seit der Krise in den 1980er Jahren. Trotz der Sonderhilfen zum Ausgleich von Einbußen aufgrund von Handelskonflikten könnten viele Landwirte dem finanziellen Druck nicht mehr standhalten.
Dem NFU-Präsidenten zufolge haben fast 600 Landwirte 2019 Insolvenz angemeldet; dies sei ein Anstieg um 20 % im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich hätten Tausende weitere Landwirte beschlossen, ihren Hof aufzugeben. Der größte
Bauernverband der USA, das American Farm Bureau (AFB), hatte zuvor berichtet, dass im vergangenen Jahr 595 landwirtschaftliche Familienbetriebe Bankrott angemeldet hätten; das seien etwa 100 oder 20 % mehr als 2018 gewesen. Es sei der höchste Anstieg seit acht Jahren.
Sonderbeihilfen haben Schlimmeres verhindertAls wesentlicher Grund dafür nannte das AFB den Handelskonflikt mit der Volksrepublik China.Während die Volksrepublik 2017 noch für fast 26 Mrd. $ (23,5 Mrd. Euro) landwirtschaftliche
Erzeugnisse in den Vereinigten Staaten gekauft habe, sei es 2019 nur noch für gut 9 Mrd. $ (8,1 Mrd. Euro) gewesen. Angeführt werden darüber hinaus aber auch die ungünstigen Witterungsbedingungen im vergangenen Jahr. Zudem bewegten sich die Preise für wichtige
Agrarprodukte wie Milch, Mais und
Sojabohnen bereits seit Jahren auf relativ niedrigem Niveau.
Schlimmeres verhindert hätten die zusätzlichen Milliarden-Beihilfen, die Trump wegen der Handelsstreitigkeiten der Landwirtschaft gewährte. Nach Angaben des Washingtoner Agrarressorts machten die Direktbeihilfen und sonstigen Agrarsubventionen zuletzt ein Drittel der landwirtschaftlichen Einkommen aus; das war das höchste Niveau seit 14 Jahren.
Ruf als Handelspartner beschädigtDerweil warf NFU-Präsident Johnson dem US-Präsidenten vor, mit seinen Handelsstreitigkeiten sowohl den Agrarexportmärkten als auch dem Ruf der Vereinigten Staaten als Handelspartner „echten und dauerhaften Schaden“ zugefügt zu haben. Trotz neu eingeführter Handelsabschlüsse werde es voraussichtlich einige Zeit dauern, bis sich die Landwirte von den Folgen der Querelen erholten.
Tatsächlich seien die Verkaufspreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse seit der Unterzeichnung des USA-Mexiko-Kanada-Abkommens (USMCA) sowie des ersten Vertrags mit China gesunken, konstatierte der NFU-Präsident. Er wertete dies als „starkes Indiz“ dafür, dass Verbesserungen, wenn überhaupt, nur allmählich eintreten würden. Trump müsse deshalb daran arbeiten, das ländliche Amerika in das „großartige Comeback“ einzubeziehen. Es gelte, den Ruf der Vereinigten Staaten als guter und zuverlässiger Handelspartner wiederherzustellen sowie für faire und stabile Agrarmärkte zu sorgen.
Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9037 Euro