Der vordere
Kontrakt mit Fälligkeit im März 2022 wurde am Freitagvormittag (14.1.) gegen 11 Uhr für 263 Euro/t gehandelt; das waren 14 Euro/t oder 5,1 % weniger als der Eröffnungskurs vom Mittwoch, also vor der Veröffentlichung des USDA-Berichts.
Für Kursverluste an der Matif sorgte unter anderem die optimistischere Prognose der Washingtoner Experten für die globalen Weizenbestände zum Ende der laufenden Vermarktungssaison, die sie nun auf 280 Mio. t veranschlagen; im Dezember 2021 war mit 278 Mio. t gerechnet worden. Vor allem die Voraussage für die betreffende Menge im eigenen Land wurde angehoben, und zwar um 810.000 t auf jetzt gut 17 Mio. t Weizen.
Dennoch wäre dies der geringste Bestand seit 2013/14 und im Vorjahresvergleich ein Minus von 26 %. Außerdem setzte das USDA seine Prognose für die russischen Weizenbestände zum Ende der laufenden Saison um 400.000 t auf 10,6 Mio. t herauf. In der EU-27 sollen die Silos dann noch mit 9,9 Mio. t Weizen gefüllt sein; damit wurde die Vorausschätzung vom Dezember um 50.000 t nach unten angepasst. Ende 2020/21 hatten sich die Weizenbestände in der Gemeinschaft nach der Schätzung der US-Fachleute auf 10,9 Mio. t belaufen.
EU-Ware wettbewerbsfähigerMit Blick auf den internationalen
Weizenhandel erwartet das USDA jetzt für 2021/22 ein Handelsvolumen von 206,7 Mio. t; das ist nur geringfügig weniger als die vorige Prognose. Die Vorjahresmenge würde damit aber um 8,1 Mio. t verfehlt.
Zum wichtigsten Weizenexporteur in der laufenden Saison dürfte die EU-27 mit einer Menge von voraussichtlich 37,5 Mio. t aufsteigen. Vor einem Monat waren hier noch 500.000 t weniger erwartet worden. Begründet wurde die nun optimistischere Einschätzung mit den wettbewerbsfähigen Preisen der EU-Ware. Außerdem sei die
Weizenernte 2021 in der Gemeinschaft mit 138,9 Mio. t um 200.000 t höher ausgefallen als bislang geschätzt.
Allerdings korrigierte die französische Agrarbehörde FranceAgriMer ihre Prognose für die Weichweizenexporte des eigenen Landes in der laufenden Saison zuletzt um fast 300.000 t auf etwa 17,1 Mio. t nach unten, was unter anderem mit rückläufigen Verkäufen nach Algerien begründet wurde. Damit würde die Vorjahresmenge um 3,2 Mio. t Weizen verfehlt. Außerdem passten die Pariser Experten ihre Voraussage für die französischen Lagerendbestände 2021/22 um fast 140.000 t Weizen auf 3,65 Mio. t nach oben an; das wäre die größte Menge seit 17 Jahren.
Moskau deckelt WeizenausfuhrenRussland, das 2020/21 noch die weltweite Nummer eins unter den Weizenexporteuren war, wird sich nach Einschätzung des US-Agrarressorts bei einem voraussichtlichen Rückgang seiner Ausfuhren um 4,1 Mio. t auf 35,0 Mio. t in der laufenden Vermarktungssaison mit dem zweiten Platz begnügen müssen. Im Dezember hatten die Washingtoner Beamten die russischen Weizenexporte noch 1 Mio. t höher taxiert.
Als Begründung für den Abschlag führten sie die relativ schlechte
Wettbewerbsfähigkeit der russischen Ware und die ausgeweiteten Ausfuhrbeschränkungen des Landes an. Russlands Premierminister Michail Mischustin verfügte nämlich zuletzt eine Getreideexportquote für den Zeitraum vom 15. Februar bis zum 30. Juni 2022 von insgesamt 11 Mio. t, wovon 8 Mio. t auf Weizen entfallen, der Rest auf Gerste, Roggen und Mais. Diese Quoten gelten für Länder außerhalb der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU), also nicht für Armenien, Belarus, Kasachstan und Kirgistan.
Lebensmittel verteuern sich prozentual zweistelligAußerdem wurden die russischen Exportabgaben auf Weizen in den vergangenen Monaten durch den dafür festgelegten Preismechanismus im Zuge der immer festeren Notierungen am
Weltmarkt kontinuierlich und kräftig erhöht.
Diese
Zölle gelten auch für die quotierte Weizenmenge. Nach Angaben des USDA wurde mit der zuletzt für den Zeitraum vom 12. bis zum 18. Januar des laufenden Jahres festgelegten Abgabe der bisherige Höchststand von 98 $/t (86,58 Euro) erreicht. Anfang Juni 2021 hatte der Zoll noch bei „nur“ 28 $/t (24,74 Euro) gelegen.
Mit diesen Maßnahmen und mit der zuletzt eingeführten Exportquote will die russische Regierung die Lebensmittelteuerung im eigenen Land bremsen. Nach Angaben des Russischen Föderalen Statistikdienstes (Rosstat) stiegen die
Lebensmittelpreise in dem Land 2021 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 10,6 %.
Dem
US-Landwirtschaftsministerium zufolge haben die Ausfuhrbeschränkungen Russlands den Absatz auf einigen wichtigen Weizenabsatzmärkten beeinträchtigt. Beispielsweise bleibt Ägypten zwar der wichtigste Käufer von russischer Ware, aber die Regierung in Kairo versorgt sich bei ihren Ausschreibungen zunehmend mit Weizen aus der Ukraine und der EU.
Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8835 Euro