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14.03.2021 | 00:43 | Getreidemarkt weltweit 

USDA: China braucht noch mehr Weizen

Washington - Der Weizenverbrauch Chinas und damit auch sein Einfuhrbedarf dürfte 2020/21 nach Einschätzung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) noch umfangreicher ausfallen als bislang vorausgesagt.

Weizenbedarf
Washingtoner Experten taxieren jetzt den Bedarf im „Reich der Mitte“ für 2020/21 auf 145 Millionen Tonnen - Auch Prognose für internationalen Weizenhandel heraufgesetzt - Russland wahrscheinlich wichtigster Exporteur - EU-Weizen in Nigeria gefragt - Globale Weizenbestände zum Ende der Vermarktungssaison wohl kleiner als bisher erwartet - Vor allem EU und USA werden voraussichtlich viel Weizen aus ihren Silos abziehen. (c) proplanta
Die Washingtoner Marktexperten sehen die betreffende Menge laut ihrem Bericht zum internationalen Getreidemarkt vom Dienstag (9.3.) jetzt auf den Rekord von 145 Mio t Weizen zusteuern; bislang waren „nur“ 140 Mio t erwartet worden. Damit würde der Vorjahresverbrauch um 19 Mio t übertroffen.

Begründet wird die Aufwärtskorrektur mit einem voraussichtlich höheren Bedarf an Futterweizen. Im Einklang mit der höheren Verbrauchsprognose für China hob das US-Landwirtschaftsministerium auch seine Vorhersage für den globalen Weizenbedarf in der laufenden Vermarktungssaison an, und zwar um 6,6 Mio t auf 775,9 Mio t. Dieser Menge dürfte aber nach Einschätzung der Fachleute auch eine Rekordproduktion von 776,8 Mio t Weizen gegenüberstehen; Anfang Februar war mit 773,4 Mio t gerechnet worden.

Mit dieser optimistischeren Schätzung orientiert sich das USDA an aktualisierten Daten des Australischen Amts für die Land- und Rohstoffwirtschaft (ABARES) in Canberra, das die Weizenernte im eigenen Land zuletzt auf 33 Mio t bezifferte, nach nur 15,2 Mio t im Vorjahr.

Mehr Weizen aus Australien und Kanada



Auch seine Voraussage für den globalen Weizenhandel 2020/21 setzte das US-Agrarressort nach oben, und zwar um 2,5 Mio t auf jetzt 195,6 Mio t. Damit würde die Vorjahresmenge um 4,2 Mio t übertroffen. Unter anderem erhöhten die Experten ihre Weizenimportprognose für Pakistan, und zwar um 600.000 t auf 3,6 Mio t. Außerdem werden die Weizeneinfuhren in das „Reich der Mitte“ nun bei 10,5 Mio t gesehen; im Februar waren hier 500.000 t weniger erwartet worden.

Das Vorjahresniveau würde demnach um 5,1 Mio t übertroffen. Mit Blick auf die internationalen Weizenexporte 2020/21 rechnen die Washingtoner Fachleute jetzt mit 19,5 Mio t aus Australien; bislang hatten sie hier 18 Mio t prognostiziert. Die höhere Erwartung fußt auf der umfangreicheren Produktionsschätzung und die zuletzt sehr lebhaften Weizenlieferungen nach Asien.

Angehoben hat das USDA auch die Ausfuhrprognose für Kanada, und zwar um 500.000 t Weizen auf jetzt 27 Mio t. Als Begründung nennen die Fachleute die umfangreichen Weizenverschiffungen nach China. Dagegen ließ das US-Agrarressort seine Exportvorhersagen für Russland, die ehemalige EU-28 und für die USA unverändert, und zwar bei 39 Mio t beziehungsweise jeweils 27 Mio t. Damit würde die Union ihre in der vergangenen Saison mit 38,4 Mio t eroberte Führungsposition im Ranking der Weizenexporteure an Russland abgeben, das diese schon 2017/18 und 2018/19 innehatte.

Westafrika im Fokus



Besonderes Augenmerk legt das USDA im aktuellen Bericht auf Nigeria, das 2020/21 mit voraussichtlich 5,5 Mio t die größte Weizenmenge aller Zeiten importieren dürfte; das wären 400.000 t mehr als noch im Februar erwartet worden war.

Die Washingtoner Beamten verweisen auf die zuletzt sehr lebhaften Weizenlieferungen aus der EU und aus Russland in das westafrikanische Land. Dort habe sich die Gemeinschaft im bisherigen Verlauf der aktuellen Vermarktungssaison als wichtigster Anbieter etabliert.

Deren Liefermenge im Zeitraum Juli bis Dezember 2020 beziffern das USDA auf 1 Mio t Weizen; das wäre im Vergleich zur Vorjahresperiode eine Verdopplung. Zweit- und drittwichtigste Weizenbezugsquelle für Nigeria waren dem US-Agrarressort zufolge Russland mit 800.000 t und Kanada mit 700.000 t.

Die USA hätten dort 600.000 t Weizen abgesetzt. Vor zehn Jahren seien die Vereinigten Staaten indes noch der klar dominierende Weizenlieferant für das westafrikanische Land mit einem Importanteil von mehr als 90 % gewesen. Allerdings biete Nigeria 2020/21 noch Absatzchancen für US-Weizen, weil die Lieferung russischer Ware durch Ausfuhrzölle gehemmt werde und das EU-Angebot knapp bemessen sei.

In der Folge hätten sich die Weizenverschiffungen der USA nach Nigeria im vergangenen Monat gegenüber Februar 2020 mehr als verdoppelt. Einem Zurück an die Spitze der Lieferanten räumen die Washingtoner Analysten aber kaum Chancen ein; die vergleichsweise hohen Frachtkosten sorgten immer wieder für Rückschläge.

Bestandszuwachs in Russland



Im Einklang mit der höheren Verbrauchsprognose setzte das USDA seine Vorhersage zu den globalen Weizenbeständen zum Saisonabschluss um 3 Mio t auf 301,2 Mio t herab. Dabei wird jetzt für China ein Abbau der in den Silos lagernden Weizenmenge um 1,3 Mio t auf 150,4 Mio t erwartet; es wäre der erste Rückgang seit acht Jahren.

Bisher war für 2020/21 von einer Bestandsaufstockung um gut 3 Mio t in der Volksrepublik ausgegangen worden. Derweil erwartet das US-Landwirtschaftsministerium für die größten acht Weizenexporteure - das waren 2019/20 die EU, Russland, die USA, Kanada, die Ukraine, Argentinien, Australien und Kasachstan - im laufenden Wirtschaftsjahr unter dem Strich einen Abbau der Lagermenge.

Die größten Rückgänge bei den Weizenbeständen werden für die USA und die EU-28 vorhergesagt, und zwar um 3,7 Mio t oder 25,9 % auf 10,6 Mio t beziehungsweise 5,2 Mio t oder 18,7 % auf 22,8 Mio t. Als Begründung wird auf die zuletzt schwachen Ernteergebnisse verwiesen. Zu Russland stellt das USDA fest, dass die Moskauer Regierung den Weizenexport mit Zöllen und einer Ausfuhrquote beschränkt hat, weshalb die Weizenbestände dort im laufenden Vermarktungsjahr um 5,3 Mio t oder 73 % auf 12,5 Mio t wachsen dürften.
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Welt-Versorgungsbilanz für Weizen
AgE
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