Aktuell erwartet das US-amerikanische
Landwirtschaftsministerium (USDA) für die Vermarktungskampagne 2021/22 einen Anstieg der weltweiten Zentrifugalzuckererzeugung im Vergleich zur laufenden Vermarktungskampagne um 5,68 Mio t oder 3,2 % auf 185,54 Mio t in Rohwert.
Im Einzelnen sagt das
US-Landwirtschaftsministerium für das Zuckeraufkommen in der EU-27 in der Kampagne 2021/22 einen kräftigen Zuwachs voraus, nämlich um 1,08 Mio t oder 7,3 % auf 15,8 Mio t. Begründet wird dies mit voraussichtlich höheren Zuckerrübenerträgen als Folge von Notfallzulassungen von Neonikotinoiden in wichtigen Erzeugerländern wie Deutschland und Frankreich.
Auch Indien, der global drittgrößte Zuckeranbieter am
Weltmarkt, dürfte 2021/22 bei günstiger Witterung für den dortigen Zuckerrohranbau mehr von dem Süßstoff erzeugen, und zwar insgesamt 34,70 Mio t. Damit würde die vorjährige Zuckererzeugung dort um 940.000 t oder 2,8 % übertroffen.
Für Thailand, die Nummer zwei der Zuckerexporteure, erwartet das USDA für die kommende Vermarktungssaison eine Produktion von 10,60 Mio t Rohzucker, nach 7,57 Mio t im Vorjahr. Als Begründung für diese Einschätzung werden die Ausweitung des Zuckerrohranbaus und Ertragszuwächse unter der Voraussetzung eines günstigen Witterungsverlaufs genannt.
Stabiler Ethanolanteil in Brasilien
Die für die EU-27, Indien und Thailand erwarteten Produktionssteigerungen dürften dem US-Ministerium zufolge den für Brasilien erwarteten Erzeugungsrückgang mehr als ausgleichen. Für den global wichtigsten Zuckerexporteur sagen die Washingtoner Fachleute für 2021/22 eine Produktion von 39,92 Mio t des Süßstoffs voraus; das wären 2,13 Mio t oder 5,1 % weniger als in der aktuellen Saison.
Als Ursache für den Rückgang werden Trockenheit und Brände in wichtigen Zuckerrohranbaugebieten angeführt. Außerdem hätten die brasilianischen Landwirte auf die attraktiven Erzeugerpreise für Mais und
Sojabohnen mit einer Ausweitung der betreffenden
Anbauflächen zu Lasten des Zuckerrohrareals reagiert.
Nach Einschätzung der Fachleute werden wahrscheinlich wie im Vorjahr etwa 47 % der Ernte in dem südamerikanischen Land zu Zucker verarbeitet und 53 % zu Ethanol. Die dem Agrarressort in Brasília zugeordnete Versorgungsgesellschaft Conab taxierte die Zuckererzeugung im eigenen Land für die kommende Saison zuletzt auf nur 38,9 Mio t.
Rekordverbrauch in Indien
Der globale Zuckerverbrauch zu Nahrungszwecken dürfte 2021/22 laut US-Agrarressort im Vorjahresvergleich um 2,61 Mio t oder 1,6 % auf den neuen Rekord von 174,41 Mio t zunehmen. Indien dürfte dabei mit einer voraussichtlichen Spitzenmenge von 28,50 Mio t der weltgrößte Zuckerverbraucher bleiben; das wären 500.000 t mehr als im Vorjahr.
Die Fachleute gehen bei ihrer Prognose davon aus, dass sich die indische Wirtschaft im Zuge der im Oktober beginnenden Vermarktungssaison von den coronabedingten Beeinträchtigungen erholt. Für China rechnet das US-Ministerium einem Wachstum des Zuckerkonsums um 300.000 t auf 15,80 Mio t.
Auch die Zuckernachfrage in Thailand soll spürbar zulegen, nämlich um 200.000 t auf 2,20 Mio t. Eine Steigerung des Bedarfs wird aber auch für die EU-27, dem weltweit zweitgrößten Zuckerverbraucher nach Indien vorausgesagt, und zwar um 150.000 t auf 16,75 Mio t.
Thailändischer Ausfuhrrekord erwartet
Mit Blick auf den internationalen Zuckerhandel 2021/22 prognostiziert das USDA die Exporte auf 65,96 Mio t; das wären 1,68 Mio t oder 2,6 % mehr als in der laufenden Saison. Im Einzelnen wird dabei im Vorjahresvergleich ein kräftiges Ausfuhrplus für Thailand erwartet, nämlich von 3,15 Mio t oder 43,1 % auf die Rekordmenge von 10,45 Mio t. Als Begründung führen die Washingtoner Beamten neben dem umfangreichen Zuckerangebot in dem asiatischen Königreich die lebhafte, weltweite Nachfrage an.
Derweil dürften sich nach ihrer Einschätzung die indischen Exporte auf dem Niveau von 6,00 Mio t stabilisieren. Dagegen wird für Brasilien nach dem in der vergangenen Saison erzielten Ausfuhrrekord für 2021/22 ein Rückgang um 2,98 Mio t oder 9,3 % auf 29,17 Mio t erwartet. Das wäre aber immer noch die zweitgrößte Menge aller Zeiten.
Für die EU-27 sagt das USDA Zuckerausfuhren von 1,00 Mio t voraus, was dem Volumen von 2020/21 entsprechen würde. Auch die Importe der Gemeinschaft sollen mit 2,00 Mio t dem Vorjahresniveau entsprechen. Demnach würde die EU Nettoimporteur des Süßstoffs bleiben.
Mehr Zucker in der EU auf Lager
Mit Blick auf die globale Versorgungslage mit Zucker geht das US-Agrarressort für 2021/22 von einem Nachfrageüberhang aus. Die Lagermengen an
Rohzucker dürften nämlich seiner Prognose zufolge im Verlauf der kommenden Saison um 1,87 Mio t oder 4,1 % auf insgesamt 43,98 Mio t abgestockt werden. Dabei sind auf der Nachfrageseite neben dem Nahrungsverbrauch auch andere Verwendungen berücksichtigt.
Vor allem Thailand wird nach der Vorhersage der Washingtoner Fachleute seine Zuckerbestände bis Ende 2021/22 spürbar abbauen, und zwar um 2,34 Mio t oder 43,5 % auf 3,04 Mio t. Als Begründung führen die US-Experten den voraussichtlich florierenden
Zuckerexport des Landes an. Dagegen wird für die EU-27 aufgrund des prognostizierten Produktionszuwachses mit einer Bestandsaufstockung um 50 000 t oder 4,5 % auf 1,16 Mio t gerechnet.