Das amerikanische
Landwirtschaftsministerium (USDA) beziffert die Weizenausfuhren der Gemeinschaft in seinem aktuellen Bericht zum Weltgetreidemarkt für 2022/23 auf voraussichtlich 36 Mio t.
Im November waren 1 Mio t weniger erwartet worden. Damit würde die Union ihre Position als zweitgrößter Weizenanbieter auf dem
Weltmarkt festigen. Für 2021/22 wird der betreffende Export auf lediglich 31,9 Mio t Weizen veranschlagt.
Die Washingtoner Experten begründen ihre optimistischere Prognose mit den zuletzt wettbewerbsfähigeren Preisen für EU-Weizen. Daneben setzte das US-Ministerium aber auch seine Voraussage für die Weizeneinfuhren der Gemeinschaft in der laufenden Vermarktungssaison um 1 Mio t auf 7 Mio t nach oben; das wären 2,4 Mio t mehr als die für 2021/22 geschätzte Menge. Als Auslöser werden umfangreichere Lieferungen aus der Ukraine angeführt.
Noch mehr Weizen aus Russland
Damit im Einklang korrigierte das USDA seine Prognose für die Weizenausfuhren der Ukraine für 2022/23 spürbar nach oben, und zwar um 1,5 Mio t auf jetzt 12,5 Mio t. Das Vorjahresvolumen von schätzungsweise 18,8 Mio t würde damit aber immer noch deutlich verfehlt. Indes dürfte Russland der global wichtigste Weizenvermarkter bleiben.
Die Washingtoner Beamten veranschlagen die betreffende Ausfuhrmenge der Föderation für das laufende Wirtschaftsjahr nun auf 43 Mio t. Damit würde das Vorjahresergebnis um 10 Mio t übertroffen. Auf dem dritten Platz der Weltrangliste der Weizenexporteure sieht das USDA 2022/23 wie im Vorjahr Australien mit einer Rekordmenge von voraussichtlich 28,5 Mio t.
Im November hatten die US-Fachleute die voraussichtlichen Weizenausfuhren für Down Under noch auf 27 Mio t taxiert, nach etwa 26 Mio t im Vorjahr. Als Grund für die Aufwärtskorrektur wird die jetzt vom australischen Amt für die Land- und Rohstoffwirtschaft (ABARES) erwartete Spitzenernte von Weizen angeführt. Dieser dürfte größtenteils an die Kernmärkte in Asien und dort vor allem an Indonesien verkauft werden.
Allerdings wurde die
Weizenqualität in Ostaustralien Berichten zufolge teils durch starke Regenfälle bei der Ernte beeinträchtigt, was zu einem überdurchschnittlichen Aufkommen an
Futterweizen geführt haben dürfte. Damit könnte die für 2022/23 erwartete Verknappung des globalen Maisangebotes abgefedert werden, so das USDA.
Welthandel auf Rekordniveau gesehen
Das US-Agrarressort geht davon aus, dass die umfangreicheren Weizenexporte Australiens, der EU, Russlands und der Ukraine in der laufenden Vermarktungssaison die wahrscheinlich rückläufigen Ausfuhren Argentiniens mehr als ausgleichen werden. Die betreffenden Weizenlieferungen des südamerikanischen Landes am Weltmarkt sieht das USDA jetzt bei nur noch 7,5 Mio t, nach einem Rekord von 17,7 Mio t im Vorjahr.
Vor etwa einem Monat hatten die Washingtoner Fachleute noch mit argentinischen Weizenausfuhren von 10 Mio t gerechnet. Als Begründung für die Abwärtskorrektur wird die wahrscheinlich sehr schlechte Ernte in der laufenden Saison angeführt. Hinzu kommt, dass Argentinien seine
Lagerbestände an Weizen 2021/22 kräftig abgestockt hat, um die lebhafte Nachfrage zu bewältigen. Auslöser dafür sei das kriegsbedingt deutlich rückläufige Angebot an Schwarzmeerweizen am Weltmarkt gewesen, so das US-Ministerium.
Unter dem Strich hob es seine Voraussage für den internationalen
Weizenhandel insgesamt an, nämlich um 2,2 Mio t auf 208,8 Mio t. Dies wäre ein neuer Rekord.
Matif-Weizen „testet“ 300 Euro
Unterdessen sind Russland und die Ukraine offensichtlich daran interessiert, ihre Agrarexporte über den „humanitären Korridor“ auszuweiten, der am 19. November um 120 Tage verlängert worden war. Entsprechende Gespräche führte der Präsident der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Russlands Präsident Wladimir
Putin am vergangenen Sonntag (11.12.).
Wie berichtet wurde, pocht Russland auf die Aufhebung einiger Handelsrestriktionen westlicher Länder für russische
Agrarprodukte und Düngemittel. Dies sei bereits im „Grain Deal“ vereinbart, aber noch nicht umgesetzt worden. Derweil dränge die Ukraine auf die Öffnung von weiteren Schwarzmeerhäfen im eigenen Land.
Indes bewegt sich der Kurs des Pariser
Weizenfutures mit Fälligkeit im März 2023 seit dem am 10. Oktober dieses Jahres markierten Zwischenhoch von 363,50 Euro/t in einem charttechnischen Abwärtstrend. Zuletzt wurde die Unterstützungslinie bei 300 Euro/t „getestet“. Am Dienstag (13.12.) gegen 17.00 Uhr wurde der vordere
Kontrakt mit Fälligkeit im März 2023 für 306 Euro/t gehandelt.