Laut dem am Montag (12.7.) veröffentlichten
USDA-Bericht ist in der laufenden Vermarktungssaison mit einer globalen Weizenmenge von 792,4 Mio. t zu rechnen; das sind 2 Mio. t weniger als bislang erwartet wurden. Das Vorjahresniveau würde damit aber immer noch um 16,6 Mio. t oder 2,1 % übertroffen.
Im Einzelnen setzten die Washingtoner Fachleute ihre Voraussage für die
Weizenernte im eigenen Land um 4,1 Mio. t auf jetzt 47,5 Mio. t herab. Im vergangenen Wirtschaftsjahr hatten die
US-Farmer noch 49,7 Mio. t dieser Getreideart von ihren Feldern geholt. Begründet wurde die pessimistischere Einschätzung mit Trockenheit in den nördlichen Anbaugebieten.
In der Folge sei dort beim Durum und anderen
Sommerweizen mit Ertragseinbußen zu rechnen. Obwohl sich gleichzeitig die Aussichten für den Winterweizen verbessert haben, erwarten die Marktexperten nun unter dem Strich einen Durchschnittsertrag von 30,8 dt/ha; im Juni waren es noch 3,3 dt Weizen je Hektar mehr.
Kasachische Ernte bei 13 Millionen Tonnen gesehen
Außerdem korrigierte das US-Agrarressort seine Prognose für Russlands Weizenernte 2021/22 um 1 Mio. t auf jetzt 85 Mio. t nach unten. Damit würde die Vorjahresmenge um 400.000 t verfehlt. Von der Gesamtmenge dürften 64 Mio. t auf Winterweizen entfallen; die Junivorhersage lag noch um 500.000 t darüber.
Das Ernteareal sei aber wegen
Frostschäden im Frühjahr verkleinert worden, hieß es. Darüber hinaus wurde die Voraussage für die russische Sommerweizenerzeugung ebenfalls um 500.000 t auf jetzt nur noch 21 Mio. t zurückgenommen, weil diese Kulturen in Zentralrussland unter Hitze und Trockenheit gelitten haben.
Ähnlich ungünstig sollen die Wachstumsbedingungen in Kasachstan gewesen sein, weshalb die Voraussage für die dortige
Weizenproduktion um 1 Mio. t auf 13 Mio. t herabgesetzt wurde. Optimistischer zeigte sich das USDA dagegen für Australiens Weizenerzeugung 2021/22, die mit wahrscheinlich 28,5 Mio. t um 1,5 Mio. t höher ausfallen dürfte als bislang erwartet. Dort hätten die Pflanzen vom reichlichen Regen profitiert, heißt es in dem Bericht.
Die diesjährige Weizenernte in der EU-27 sehen die US-Beamten wegen der hier ebenfalls günstigen Witterung nun bei 138,2 Mio. t. Vor einem Monat waren noch 700.000 t weniger erwartet worden. Das Vorjahresergebnis lag bei 125,9 Mio. t.
Mehr EU-Ware am Weltmarkt
Die globalen Weizenexporte 2021/22 sieht das USDA jetzt auf einem Rekordniveau von 205,5 Mio. t, womit die Vorjahresmenge um 7,9 Mio. t oder 4 % übertroffen würde. Allerdings wurden unter anderem für die USA und Kanada Prognoseabschläge vorgenommen, und zwar um jeweils 500.000 t auf 24,5 Mio. t Weizen beziehungsweise auf 24 Mio. t.
Auch die Voraussage für die Weizenausfuhren Kasachstans wurde um 500.000 t auf 7,5 Mio. t gekürzt. Optimistischer äußerten sich die Washingtoner Fachleute mit Blick auf die voraussichtlichen Weizenlieferungen der EU-27 für den
Weltmarkt, die nun bei 34 Mio. t gesehen werden; im Juni waren hier noch 1 Mio. t weniger erwartet worden. Das Vorjahresvolumen würde damit um 3,3 Mio. t oder 10,6 % übertroffen.
Wie das USDA mit Blick auf Nordafrika - einem wichtigen Abnehmer von EU-Weizen - ausführte, dürften die Weizenimporte 2021/22 dorthin mit wahrscheinlich fast 29,2 Mio. t einen neuen Höchstwert erreichen. Als Begründung wird der seit Jahren anhaltende Aufwärtstrend des Weizenverbrauchs der Region angeführt, zu der Ägypten, Algerien, Marokko, Libyen, und Tunesien gezählt werden. Für die laufende Vermarktungssaison wird Nordafrikas Weizenbedarf bei 47,8 Mio. t gesehen; das wäre das bislang höchste Niveau aller Zeiten.
Deutscher Weizen in Algerien gefragt
Laut dem US-Agrarressort geht etwa die Hälfte der nordafrikanischen Weizeneinfuhren nach Ägypten. Für 2021/22 wird die betreffende Menge auf 13,2 Mio. t beziffert. Bei der Belieferung dieses Marktes haben Russland und die Ukraine wegen der relativ geringen Entfernungen Kostenvorteile gegenüber der Konkurrenz, so dass sie insgesamt fast 90 % der Anlieferungsmenge auf sich vereinigten.
Auch im vergangenen Jahr hatten sich die Einkäufe der staatlichen ägyptischen Getreideagentur (
GASC) auf russische Ware konzentriert - trotz der Ausfuhrbeschränkungen Moskaus durch Exportquoten und -abgaben. Unterdessen importiert Algerien dem
US-Landwirtschaftsministerium zufolge jährlich zwischen 7 Mio. t und 8 Mio. t Weizen, der vor allem aus Frankreich und anderen EU-Mitgliedsländern stammt.
Allerdings war die französische Weizenernte 2020/21 kleiner als im Vorjahr ausgefallen. Zudem hatte das EU-Land seine betreffenden Ausfuhren nach China ausgeweitet. In der Folge war das Angebot von französischer Ware kleiner als sonst ausgefallen, so dass Deutschland, Polen und Kanada ihre Marktanteile in Algerien ausbauen konnten. Unterdessen war russischer Weizen in Algerien seit 2016/17 weitgehend chancenlos.
Allerdings hat die staatliche Getreideagentur (OAIC) ihre Einkaufskriterien für Importe kürzlich gelockert, so dass in der laufenden Vermarktungssaison auch russische Lieferanten zum Zuge kommen könnten. Die gesamten algerischen Weizeneinfuhren für 2021/22 sieht das USDA bei fast 7,7 Mio. t, nach 7,0 Mio. t im Vorjahreszeitraum.
Marokkos Einfuhren wahrscheinlich rückläufig
Nach Angaben des US-Agrarressorts unterstützen alle nordafrikanischen Länder mit ihrer
Agrarpolitik die heimische Weizenerzeugung, um die Abhängigkeit von internationalen Anbietern zu verringern. Vor allem Marokko erhebe immer wieder Einfuhrabgaben, wobei die aktuelle Versorgungssituation am heimischen Markt ausschlaggebend sei. In der Folge schwankten die Importmengen des Landes von Jahr zu Jahr deutlich.
Angesichts einer schwachen Ernte 2020/21 habe die marokkanische Regierung die Abgaben auf Weizeneinfuhren aber in der ersten Maihälfte 2021 vorübergehend aufgehoben, so dass sich die betreffende Menge in der gesamten Vermarktungssaison im Vorjahresvergleich um fast 1 Mio. t auf 5,7 Mio. t vergrößert habe. Wichtigster Lieferant war dem USDA zufolge die EU, die dabei von ihren logistischen Vorteilen gegenüber der Konkurrenz profitiert habe.
Auf den Plätzen zwei und drei folgten Kanada und die Ukraine. Allerdings dürften die algerischen Weizeneinfuhren nach Einschätzung der Washingtoner Fachleute 2021/22 nur 5,0 Mio. t erreichen, wovon aber erneut der größte Teil auf EU-Ware entfallen soll. Die Experten begründen ihre Prognose mit einer voraussichtlich ergiebigeren marokkanischen Weizenernte, nachdem die dortige Produktion im vergangenen Jahr unter Trockenheit gelitten hatte.