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29.11.2020 | 13:17 | Zuckerproduktion 

USDA: Unterdurchschnittliche EU-Zuckerversorgung und steigende Preise

Washington - In der Europäischen Union einschließlich des Vereinigten Königreichs zeichnet sich für die im Oktober gestartete Vermarktungssaison 2020/21 erneut nur eine unterdurchschnittliche Zuckerversorgung ab.

Zuckerproduktion EU
Washingtoner Experten rechnen für 2020/21 mit Produktionsrückgang in der Union einschließlich des Vereinigten Königreichs um fast 6 Prozent. (c) proplanta
Aktuell erwartet das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) für die EU-28 eine Erzeugung von 16,05 Mio. t Rohwert Zentrifugalzucker; das wären 953.000 t oder 5,6 % weniger als im vergangenen Vermarktungsjahr und der dritte Rückgang in Folge. Die Washingtoner Experten begründen ihre pessimistische Einschätzung mit einem im Vergleich zur vorangegangenen Ernte voraussichtlich niedrigeren Ertragsniveau in der Gemeinschaft, unter anderem als Folge der erneuten Trockenheit. Erschwerend hinzugekommen seien erhebliche Schäden durch die viröse Vergilbung der Pflanzen aufgrund des Befalls mit dem Beet Yellows Virus (BYV); dies betrifft vor allem Frankreich.

Der Statistische Dienst beim Pariser Landwirtschaftsministerium (Agreste) schätzte die heimische Zuckerrübenernte Mitte November auf nur 27,2 Mio. t; das wäre im Vorjahresvergleich ein Minus von 28,4 %. Dabei gingen die Pariser Beamten im Vergleich zu 2019 von einem Ertragsminus von 23,7 t auf 64,9 t Zuckerrüben je Hektar aus. Im Oktober hatte das Monitoring Agricultural ResourceS (MARS) der Brüsseler Kommission für Frankreich einen Ertragsrückgang um nur 3,7 % auf 81,6 t/ha erwartet. Eine Erklärung für die erhebliche Abweichung von der Agreste-Schätzung konnte das MARS im Nachgang noch nicht liefern.

EU nur noch achtgrößter Zuckerexporteur der Welt

Wie die US-Beamten mit Blick auf die Zuckerausfuhren der EU und des Vereinigten Königreichs 2020/21 ausführen, sollen diese wegen des kleineren Angebots im Vergleich zum Vorjahr um 200.000 t oder 17 % auf insgesamt 1 Mio. t sinken. Damit würde die Gemeinschaft auf der Weltrangliste der Exporteure nur noch den achten Platz einnehmen; im Vermarktungsjahr 2017/18 hatte die EU noch den dritten Rang belegt. Derweil dürften die Zuckereinfuhren der EU-28 laut USDA 2020/21 im Vergleich zur vergangenen Saison um 900.000 t auf 3 Mio. t steigen.

Unterdessen soll der Verbrauch mit 18,30 Mio. t auf dem Vorjahresniveau verharren. Unter dem Strich dürften die Zuckerbestände in der EU einschließlich des Vereinigten Königreichs im Verlauf der aktuellen Saison nach Einschätzung des US-Agrarressorts um 250.000 t oder 25 % auf 770.000 t abgestockt werden. Diese Menge würde - bezogen auf den voraussichtlichen Bedarf einschließlich der Exporte - für etwa 15 Tage reichen. Für 2019/20 errechnen sich hier noch 19 Tage; der Durchschnitt für die vergangenen vier Jahre lag bei 29 Tagen.

Brasilien erzeugt wohl weniger Ethanol

Mit Blick auf die globale Zuckererzeugung erwartet das US-Landwirtschaftsministerium für 2020/21 im Vergleich zum Vorjahr einen kräftigen Zuwachs von 15,37 Mio. t oder 9,9 % auf 181,87 Mio. t. Vor allem in Brasilien soll das Zuckeraufkommen steigen; hier wird ein Plus von 12,14 Mio t Zucker oder 40,6 % auf 42,06 Mio. t erwartet. Begründet wird diese optimistische Erwartung für den weltgrößten Produzenten mit den günstigen Witterungsbedingungen, die das Wachstum der Zuckerrohrkulturen unterstützt hätten.

Nach Einschätzung der Fachleute werden wahrscheinlich etwa 48 % der Ernte in dem südamerikanischen Land zu Zucker verarbeitet und 52 % zu Ethanol. Damit würde sich das Verhältnis im Vorjahresvergleich um 13 Prozentpunkte zugunsten der Zuckerherstellung verschieben. Die Washingtoner Experten verweisen hier auf den rückläufigen Benzinverbrauch, vor allem wegen der physischen Distanzierung der Menschen als Vorsichtsmaßnahme gegen die Corona-Pandemie. Die brasilianischen Zuckerexporte sehen die Washingtoner Experten für die laufende Vermarktungssaison nun bei 32,02 Mio. t, nach lediglich 19,28 Mio. t im Vorjahr.

Thailändische Zuckererzeuger weiter auf der Bremse

Auch für Indien, die Nummer zwei der weltgrößten Zuckererzeuger, prognostiziert das USDA einen deutlichen Produktionsanstieg in der aktuellen Saison im Vergleich zu 2019/20, und zwar um 4,86 Mio. t oder 16,8 % auf 33,76 Mio. t. Verwiesen wird auf höhere Erträge und eine Ausdehnung der Anbaufläche. Für das eigene Land rechnet das USDA aktuell mit einer flächen- und ertragsbedingten Zunahme der Zuckerproduktion aus Zuckerrüben und -rohr im kommenden Vermarktungsjahr gegenüber 2019/20 um 773.000 t oder 10,5 % auf 8,17 Mio. t. Dagegen soll sich Thailands Zuckerproduktion nach dem kräftigen Einbruch in der vergangenen Saison noch einmal verringern; die US-Experten prognostizieren für 2020/21 ein Minus von 444.000 t oder 5,4 % auf 7,85 Mio. t. In den Jahren 2017/18 und 2018/19 hatte Thailand allerdings noch jeweils fast 15 Mio. t Zucker produziert.

Zuckerpreise steigen

Unterdessen folgen die Weltmarktpreise für Zucker seit Ende April 2020 einem deutlichen Aufwärtstrend. An der Agrarterminbörse in London erreichte der Kontrakt auf Weißzucker mit Fälligkeit im März 2021 Mitte November ein Laufzeithoch bei 420,8 $/t (355 Euro). Am Dienstag  (24.11.) wurde der Future gegen 15.00 Uhr hiesiger Zeit für 407,1 $/t (343 Euro) gehandelt. Gegenüber dem im April 2020 markierten Zwölfjahrestief entspricht der jüngste Kurs einem Plus von 33,4 %. Auch für den Rohzucker an der New Yorker Börse ging es aufwärts. Für den betreffenden Märzfuture 2021 wurden zuletzt 14,96 cts/lb (278 Euro/t) bezahlt; das war im Vergleich zum Dreizehnjahrestief vom April ein Zuwachs von 45,4 %.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8428 Euro
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Welt-Versorgungsbilanz für Zucker
AgE
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