Grund für diesen
Strukturwandel sind das hohe Maß an spezifischem Know-how sowie erhebliche Investitionen in Spezialtechnik zur Pflanzung, Beregnung, Ernte, Lagerung und Aufbereitung, die für einen professionellen und qualitätsorientierten Kartoffelanbau erforderlich sind. Dies stellte die in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Erzeugergemeinschaften organisierte Arbeitsgruppe für Veredelungskartoffeln in ihrer Herbstsitzung in Berlin fest.
Die deutsche Verarbeitungsindustrie expandiert und ist auf eine langfristig gesicherte Versorgung mit Kartoffeln in den geforderten hohen Qualitäten bei möglichst geringen Transportkosten angewiesen. Nach Auffassung der Erzeugergemeinschaften kann eine dauerhaft verlässliche heimische Produktion nur im Rahmen einer langfristig angelegten strategischen Partnerschaft mit entsprechenden Anbauverträgen realisiert werden. Um den Kartoffelanbau gezielt zu stärken und in die erforderliche Technik und Infrastruktur nachhaltig investieren zu können, sind daher Vertragskonditionen unabdingbar, die den Veredelungskartoffelanbau auch im Vergleich zur Erzeugung von
Speisekartoffeln, von Getreide oder nachwachsenden Rohstoffen attraktiv erscheinen lassen.
Die in der Arbeitsgruppe vertretenen Erzeugergemeinschaften aus dem gesamten Bundesgebiet haben übereinstimmend festgestellt, dass allein im letzten Jahr die gestiegenen Energie- sowie Dünge- und Pflanzenschutzmittelkosten mit durchschnittlich zusätzlichen 500 Euro je Hektar zu Buche schlagen. Die Rentabilität des Vertragskartoffelanbaus sei daher zunehmend in Frage gestellt. Den Landwirten müsse es möglich sein, die gestiegenen Betriebsmittelkosten in der Kette weiterzugeben.
Für die laufende Ernte gehen die Erzeugergemeinschaften von durchschnittlichen Erträgen bei allerdings heterogenen Qualitäten aus. Sie fordern ihre Abnehmer auf, das naturgemäß zur Erntezeit erhöhte Kartoffelangebot nicht als Druckmittel in den aktuell anstehenden, länger-fristig angelegten Vertragsverhandlungen zu missbrauchen. Anderenfalls werde der zuneh-mende Ausstieg vieler Landwirte aus dem Vertragskartoffelanbau forciert und damit die langfristige Rohstoffsicherung der Verarbeitungsindustrie gefährdet.
In der Herbstsitzung der Bundesarbeitsgemeinschaft wurde aber auch anerkannt, dass einige Verarbeitungsunternehmen diese Zusammenhänge erkennen und angesichts guter Marktchancen für die eigenen Produkte sich auch ernsthaft um eine Festigung der strategischen Partnerschaft mit den Erzeugergemeinschaften bemühen würden. Die Arbeitsgruppe hat vereinbart, die weitere Marktentwicklung intensiv zu beobachten und sich auf ihrer nächsten Sitzung insbesondere auch mit dem Instrument der
Warenterminbörse intensiv auseinanderzusetzen. (
DBV)