Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
22.07.2021 | 06:39 | Elementarschäden 

Versicherungsbranche gegen Pflichtversicherung für Flutrisiken

Berlin - Nach der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands wird wieder der Ruf nach einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden laut.

Absicherung von Elementarschäden
Verwüstete Wohnungen, eingestürzte Häuser: Viele Menschen in den Überschwemmungsgebieten wissen nicht, wie sie ihre Lebensbasis wieder aufbauen sollen. Kann in Zukunft eine Pflichtversicherung helfen? (c) proplanta
Einige Ökonomen sind dafür, wobei sie das Prinzip nicht antasten wollen, dass höhere Risiken auch zu höheren Versicherungsprämien führen. Die Branche selbst lehnt dagegen eine obligatorische Versicherung gegen Extremwetterereignisse ab.

Eine solche Pflicht nähme Hausbesitzern und Unternehmen den Anreiz, gegen Flut- und andere Extremwetterrisiken vorzusorgen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, Jörg Asmussen, dem «Spiegel». Das könne dazu führen, dass entweder die Prämien für die Versicherungsnehmer unbezahlbar hoch oder am Ende die Risiken für die Versicherer untragbar groß würden. «Eine Pflichtversicherung kann am Ende nicht die Kosten der fehlenden Klimafolgenanpassung schultern.»

Als Elementarschäden gelten Schäden, die durch Naturereignisse wie Starkregen, Hochwasser oder Erdrutsche verursacht werden. Die Münchner Ökonomin Monika Schnitzer hält eine Versicherungspflicht für sinnvoll, «wenn man verhindern will, dass manche auf eine solche Versicherung verzichten im Vertrauen darauf, im Katastrophenfall Hilfe durch den Staat zu erhalten», sagte das Mitglied des Sachverständigenrats der «Wirtschaftswoche». Allerdings müsse die Höhe der Prämien auf die Höhe der Risiken abgestimmt sein. «Wessen Haus und Grund stärker gefährdet sind, sollte höhere Prämien zahlen.»

Auch der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, Gabriel Felbermayr, befürwortet eine privatwirtschaftlich organisierte Pflichtversicherung. Diese müsste aber mit einem Selbstbehalt ausgestattet sein, damit die Anreize zum Selbstschutz blieben, sagte er der Zeitschrift.

Die Prämien sollten «an die existierenden Risiken angepasst werden, wie das bei anderen Versicherungen auch der Fall ist». Der Staat sollte in einer Übergangsphase helfen, wenn Besitzer von Häusern in Überschwemmungsgebieten plötzlich mit hohen Prämien konfrontiert würden.

Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, sieht dagegen keine hinreichende Begründung für eine Pflichtversicherung. Wenn sich die Politik trotzdem dafür entscheide, sollte sie auf jeden Fall privat sein, und es müsste «eine sehr hohe Selbstbeteiligung geben, damit die Fehlanreize, in hochwassergefährdeten Gebieten zu bauen, in Grenzen gehalten werden».

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hatte Hausbesitzern zwar eine Elementarschadenversicherung empfohlen, eine Pflichtversicherung aber als zu großen Eingriff in die Grundrechte abgelehnt. Verbandsvorstand Klaus Müller sprach sich für ein gesetzlich verankertes Prinzip der Allgefahrendeckung aus. «Damit hätten Verbraucher das Recht, dass beispielsweise ihre Häuser zunächst gegen alle Risiken abgesichert wären.

Sie können aber auch einzelne Risiken abwählen.» Der baden-württembergische Regierungschef Winfried Kretschmann kündigte am Dienstag an, sich bei der Ministerpräsidentenkonferenz im Herbst erneut für eine Pflichtversicherung einzusetzen.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Überschwemmungen in Dubai: Schwerster Regen seit 1949

 Unwetter treffen Finanzkonzern W&W deutlich - Gewinnaussichten mau

 In Deutschland steigt das Hagelrisiko

 SV Sparkassenversicherung zahlt deutlich mehr für Unwetterschäden

 Versicherer sehen Hochwassergefahr an über 320.000 Adressen

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau