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02.04.2020 | 09:31 | Getreidemarkt 
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Versorgungsängste beflügeln Weizenpreise kurzfristig

Schwäbisch Gmünd - Die Welt blickt weiter auf eine vergleichsweise solide Getreideversorgung.

Getreidepreise 2020
(c) proplanta
Nach fünf aufeinander folgenden Jahren mit einem deutlichen Aufbau der Welt-Getreideendbestände auf ein solides Niveau von 655 Mio. t zum 30.06.2018 folgte erstmals wieder ein Getreidewirtschaftsjahr, in welchem die Bilanz ein Defizit aufwies. Der Endbestand wurde zum 30.06.2019 auf 626 Mio. t abgebaut.

Laut Märzschätzung des USDA weist auch die aktuelle Saison 2019/20 ein leichtes Defizit auf. Einer Erzeugung von 2.167 Mio. t steht ein Verbrauch von 2.178 Mio. t gegenüber. Entsprechend soll der Endbestand zum 30.06.2020 nur noch 615 Mio. t betragen. Dennoch bewegt sich der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, für 2019/20 mit 28,2% weiter auf einem soliden Niveau.

Im Märzbericht 2020 taxierte die EU-Kommission die Vorjahres-Getreideernte der EU-27+UK auf 319,5 Mio. t, den Verbrauch auf 289,9 Mio. t. Mit einem Selbstversorgungsgrad von 110,2 % brachte die Ernte 2019 damit das zweitbeste Ergebnis seit 2014/15.

Im Vergleich zur Januarschätzung korrigierte die Kommission das Ergebnis nochmals um 2,3 Mio. t nach oben. Obwohl der Export in Drittländer mit 44 Mio. t in dieser Saison als sehr gut eingeschätzt wird, sorgt die gute Ernte 2019 auch für ein Anwachsen der Endbestände auf 58,3 Mio. t.

Die deutsche Getreideernte 2019 (incl. Mais) wurde vom Statistischen Bundesamt Anfang Februar mit 44,302 Mio. t festgestellt (Vj. 37,948). Das Ergebnis lag damit zwar deutlich über dem Vorjahr, jedoch 4,2 % unter dem fünfjährigen Durchschnitt.

Die Weizenproduktion wird bei insgesamt 23,06 Mio. t (+13,8 %) gesehen, die Gerstenernte bei 11,59 Mio. t (+20,9 %). Erneut zurückgenommen wurde die Ernte bei Körnermais auf 3,67 Mio. t. Dennoch ergibt sich auch hier ein Plus von 9,6 % zum Vorjahr.

Die höheren Erntemengen 2019 sind in allen Fällen den durchweg höheren Erträgen geschuldet. Regional fiel die Ernte sehr unterschiedlich aus. Die Erträge im Süden waren zumeist zufriedenstellend bis gut, aus dem Osten hingegen wurde berichtet, dass die Druschergebnisse teilweise erheblich unterhalb des 5-jährigen Durchschnitts lagen.

Futtergerste



Die Erzeugerpreise für Futtergerste waren mit Beginn der Ernte deutlich rückläufig. Ex-Ernte wurden Preise um 13,50 €/dt im Markt ausgerufen. Im Laufe des 4. Quartals 2019 konnte eine Befestigung beobachtet werden. Im 1. Quartal 2020 erzielte Futtergerste Erzeugerpreise um 14,50 €/dt im Süden. Mit der Corona-Krise gerieten diese leicht unter Druck. Aktuell kann für Futtergerste rund 14,20 €/dt erlöst werden.

Auf EU-Ebene wird die Gerstenernte im März auf 63,1 Mio. t beziffert. Damit wurde das Ergebnis marginal nach oben korrigiert. Im Juli war man noch von einer Ernte von 59,7 Mio. t ausgegangen. Für Deutschland beziffert das BMEL den Wintergerstenanbau auf 1,352 Mio. ha (Vj. 1,216) und die Erntemenge auf 9,76 Mio. t (Vj. 7,37), bei einem Durchschnittsertrag von 72,2 dt/ha (Vj. 60,6).

Stützung erfahren die Preise durch weiter gute Erlösmöglichkeiten in der Veredlung, v.a. im Bereich Schlachtschweine und Ferkelerzeugung. Allerdings könnten die guten Versorgungszahlen und die sich nähernde neue Ernte diesen Weg begrenzen. Hinzu kommt die Unsicherheit, wie sich die Geschehnisse um Corona und die ASP (Afrikanische Schweinepest) weiterentwickeln.
LEL Schwäbisch Gmünd
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Kommentare 
Michi schrieb am 05.04.2020 18:53 Uhrzustimmen(5) widersprechen(3)
Hallo agricola.
Ich teile Ihre Befürchtungen so langsam auch.ich arbeite in einem land-wirtschaftlichen Lagerhaus. Zur Zeit haben wir noch etwas Hafer, Mais Futtergerste und proteinschwachen Weizen am Lager.Mahlweizen Fehlanzeige. Ich fürchte durch die Hamsterkäufe an Mehl und andere
Getreideprodukte, werden wir unter Umständen eine Versorgungslücke
auf die neue Ernte bekommen.Ich denke, bei solchen Sachen wird den Bürgern nicht alles gesagt.
agricola pro agricolas schrieb am 02.04.2020 10:05 Uhrzustimmen(14) widersprechen(4)
Diejenigen, die unsere Pflanzen JETZT(!) per Verordnung zum Hungern verdonnert haben, stehen sodann in Folge auch dafür in ALLEINIGER VERANTWORTUNG, wenn hierdurch auch Menschen Hunger leiden müssten.

Der durchschnittliche Tagesbedarf eines Bundesbürgers von etwa 3.000 Kalorien ist bei der gesetzlich verordneten 20 Prozent Reduzierung auf 2.400 Kalorien herunterzufahren, was zunächst unter gesundheitlichen Aspekten innerhalb unserer Wohlstandsgesellschaft per se nicht generell negativ zu bewerten ist.

Stehen die verbleibenden 2.400 Kalorien im Tagesbedarf jedoch auch noch auf dem Prüfstand einer generellen Verfügbarkeit, dann, ja dann haben wir tatsächlich ein Problem!
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