Nach fünf aufeinander folgenden Jahren mit einem deutlichen Aufbau der Welt-Getreideendbestände auf ein solides Niveau von 655 Mio. t zum 30.06.2018 folgte erstmals wieder ein Getreidewirtschaftsjahr, in welchem die Bilanz ein Defizit aufwies. Der Endbestand wurde zum 30.06.2019 auf 626 Mio. t abgebaut.
Laut Märzschätzung des USDA weist auch die aktuelle Saison 2019/20 ein leichtes Defizit auf. Einer Erzeugung von 2.167 Mio. t steht ein Verbrauch von 2.178 Mio. t gegenüber. Entsprechend soll der Endbestand zum 30.06.2020 nur noch 615 Mio. t betragen. Dennoch bewegt sich der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, für 2019/20 mit 28,2% weiter auf einem soliden Niveau.
Im Märzbericht 2020 taxierte die
EU-Kommission die Vorjahres-Getreideernte der EU-27+UK auf 319,5 Mio. t, den Verbrauch auf 289,9 Mio. t. Mit einem
Selbstversorgungsgrad von 110,2 % brachte die Ernte 2019 damit das zweitbeste Ergebnis seit 2014/15.
Im Vergleich zur Januarschätzung korrigierte die Kommission das Ergebnis nochmals um 2,3 Mio. t nach oben. Obwohl der Export in Drittländer mit 44 Mio. t in dieser Saison als sehr gut eingeschätzt wird, sorgt die gute Ernte 2019 auch für ein Anwachsen der Endbestände auf 58,3 Mio. t.
Die deutsche
Getreideernte 2019 (incl. Mais) wurde vom Statistischen Bundesamt Anfang Februar mit 44,302 Mio. t festgestellt (Vj. 37,948). Das Ergebnis lag damit zwar deutlich über dem Vorjahr, jedoch 4,2 % unter dem fünfjährigen Durchschnitt.
Die
Weizenproduktion wird bei insgesamt 23,06 Mio. t (+13,8 %) gesehen, die
Gerstenernte bei 11,59 Mio. t (+20,9 %). Erneut zurückgenommen wurde die Ernte bei Körnermais auf 3,67 Mio. t. Dennoch ergibt sich auch hier ein Plus von 9,6 % zum Vorjahr.
Die höheren Erntemengen 2019 sind in allen Fällen den durchweg höheren Erträgen geschuldet. Regional fiel die Ernte sehr unterschiedlich aus. Die Erträge im Süden waren zumeist zufriedenstellend bis gut, aus dem Osten hingegen wurde berichtet, dass die Druschergebnisse teilweise erheblich unterhalb des 5-jährigen Durchschnitts lagen.
Futtergerste
Die Erzeugerpreise für
Futtergerste waren mit Beginn der Ernte deutlich rückläufig. Ex-Ernte wurden Preise um 13,50 €/dt im Markt ausgerufen. Im Laufe des 4. Quartals 2019 konnte eine Befestigung beobachtet werden. Im 1. Quartal 2020 erzielte Futtergerste Erzeugerpreise um 14,50 €/dt im Süden. Mit der Corona-Krise gerieten diese leicht unter Druck. Aktuell kann für Futtergerste rund 14,20 €/dt erlöst werden.
Auf EU-Ebene wird die Gerstenernte im März auf 63,1 Mio. t beziffert. Damit wurde das Ergebnis marginal nach oben korrigiert. Im Juli war man noch von einer Ernte von 59,7 Mio. t ausgegangen. Für Deutschland beziffert das
BMEL den Wintergerstenanbau auf 1,352 Mio. ha (Vj. 1,216) und die
Erntemenge auf 9,76 Mio. t (Vj. 7,37), bei einem Durchschnittsertrag von 72,2 dt/ha (Vj. 60,6).
Stützung erfahren die Preise durch weiter gute Erlösmöglichkeiten in der
Veredlung, v.a. im Bereich Schlachtschweine und Ferkelerzeugung. Allerdings könnten die guten Versorgungszahlen und die sich nähernde neue Ernte diesen Weg begrenzen. Hinzu kommt die Unsicherheit, wie sich die Geschehnisse um Corona und die ASP (
Afrikanische Schweinepest) weiterentwickeln.