„Wenn die Gesellschaft und die Politik einen Wandel der
Nutztierhaltung wünschen, darf sich das nicht nur einseitig auf die hiesigen Produzenten erstrecken“, heißt es in einem am Montag vergangener Woche (13.9.) vorgelegten Positionspapier des Verbandes.
Die VEZG fordert, dass sich der
Lebensmitteleinzelhandel (LEH), der Großhandel, die Gastronomie einschließlich der Kantinen und auch die Verarbeiter „klar und unmissverständlich“ zur deutschen Herkunft bekennen. Das vom
LEH entwickelte System der
Initiative Tierwohl (ITW) dürfe sich nicht nur auf den kleineren Frischfleischmarkt beschränken, sondern müsse auch die vorwiegend aus dem Ausland stammende Verarbeitungsware einbeziehen. Branchenübergreifend muss der VEZG zufolge ein Bekenntnis zu höheren Tierschutzstandards abgegeben werden.
„Billigeinfuhren“ aus Drittländern, die die deutsche Tierschutzgesetzgebung unterliefen, müssten komplett unterbunden werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der Notlage der deutschen Ferkelerzeuger- und Zuchtstufe wäre nach Ansicht der VEZG die Einführung einer „5D“-Erzeugungsstrategie zielführend. Die fünf Stufen Geburt,
Aufzucht, Mast, Schlachtung sowie Zerlegung und Verarbeitung müssten sich stufenübergreifend zu qualitätssichernden Garantieerklärungen bekennen.
Eine Austauschbarkeit mit Waren, die nicht nach deutschen Standards produziert worden seien, müsse im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung des LEH und des Großhandels ausgeschlossen werden. Am Ende des Prozesses muss der Vereinigung zufolge mit einer in Deutschland verringerten Fleischerzeugung auf allen Stufen eine höhere
Wertschöpfung erzielt werden. Der Wettbewerb allein über Preisführerschaft und Mengenmaximierung werde nicht mehr als „nachhaltig“ angesehen, heißt es.
Verweis auf Kartellrecht
Unterdessen hat der Handelsverband Deutschland (HDE) das Interesse des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) an verlässlichen Lieferketten und wirtschaftlich stabilen Erzeugerbetrieben betont. „Der
Lebensmittelhandel ist auf gute Beziehungen zu seinen Lieferanten angewiesen und er hat ein großes Interesse an stabilen Verhältnissen in seinen Lieferketten“, erklärte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser. Er verwies auf die jüngst gemeinsam mit Agrarverbänden gegründete Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL). Dort werde mit Beteiligten aus allen Bereichen der Lieferkette nach Lösungsansätzen für die Probleme der landwirtschaftlichen Erzeuger gesucht.
Möglichen weitergehenden Maßnahmen des LEH zur Stützung der Erzeugerpreise sieht der HDE durch das kartellrechtliche Verbot von Preisabsprachen und der großen Bedeutung des Weltmarktes bei der Preisbildung enge Grenzen gesetzt. Effekte wie durch die Afrikanische
Schweinepest (ASP), durch die der chinesische
Absatzmarkt „über Nacht“ weggefallen sei, könne der heimische Einzelhandel nicht ausgleichen, so Sanktjohanser.
Der Handel habe in den wiederholten Gipfelgesprächen mit der Politik deutlich auf die Abhängigkeit der Erzeugerpreise von den internationalen Angebotsmärkten verwiesen. Nicht die Regalpreise oder das Werbeverhalten des Einzelhandels seien für die Nöte der
Bauern verantwortlich, sondern vielmehr Wettbewerbsverzerrungen durch eine verfehlte Agrar- und Subventionspolitik.
Fleischabsatz im Handel begrenzt
Nach Angaben des HDE zeigen aktuelle Zahlen des Institutes für Handelsforschung (IFH), dass der Schweinemarkt von verschiedenen Weiterverarbeitungsstufen,
Schlachtereien, Fleischzerlegung und der Produktion von Fleischerzeugnissen geprägt ist. Mit 45 % des Schweinefleisches gehe ein Großteil in den Export. Im vergangenen Jahr seien von der Gesamtproduktion nur 10 % als Frischfleisch von den Haushalten nachgefragt und lediglich 8 % durch den Lebensmittelhandel abgesetzt worden.