Bonn - Seit Wochen haben die Schweinemäster in Deutschland auf den für diese Jahreszeit üblichen Preisanstieg gewartet - nun ist es soweit.
Nach rund zwei Monaten ziehen die Schlachtschweinepreise in Deutschland wieder an - VEZG-Notierung um 5 Cent auf 2,38 Euro heraufgesetzt - Kleines Lebendangebot reicht für Bedarf der Schlachtbetriebe kaum aus - Wärmeres Wetter bringt Nachfrageimpulse am Fleischmarkt - EU-Notierungen stabil bis steigend - Nur in Italien sinkt die Leitnotierung erneut. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) hob am Mittwoch (25.5.) ihre Leitnotierung für Schlachtschweine um 5 Cent auf 2,38 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) an. Möglich machte den neuen Rekordpreis die belebte Fleischnachfrage im Vorfeld des Pfingstfestes, was durch die grillfreundlichen Wetteraussichten begünstigt wurde.
Dem größeren Bedarf der Schlachtunternehmen stand jedoch nur ein kleines Lebendangebot gegenüber; die Nachfrage konnte laut VEZG nicht vollständig gedeckt werden. In der nächsten Woche fehlt aufgrund des Pfingstfestes ein Schlachttag. Die Vereinigung geht dennoch davon aus, dass auch dann der Lebendmarkt nur knapp versorgt sein wird. Inwieweit weitere Preiserhöhungen für Schlachtschweine erfolgen können, hängt von der Entwicklung am Fleischmarkt ab.
Nicht nur hierzulande klagen die Fleischvermarkter, dass in Inflationszeiten und schwindender Kaufkraft höhere Verkaufspreise am Markt nur sehr schwer durchzusetzen seien. Die Fleischnachfrage in Deutschland und vielen anderen EU-Ländern zeige bereits deutliche Bremsspuren, hieß es von Analysten. Auch die Schlachthofseite warnte verschiedentlich vor einem „Überspannen des Bogens“.
Umsatzstarke Pfingstwoche
In der Woche vor Pfingsten, die laut der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) eine der umsatzstärksten im Jahr ist, waren jedoch Nacken und andere Kurzbratartikel sehr gut gefragt, begleitet von Werbeaktionen im Handel. Für die im Fokus stehenden Artikel wurden laut der AMI von den Schlachtbetrieben auch höhere Preise gefordert.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) wies auf das schon länger knappe Schlachtschweineangebot wegen des massiven Bestandsabbaus hin. Nun hätten die nötigen Impulse vom Fleischmarkt einen Notierungsanstieg möglich gemacht. Für die positive Stimmung habe zudem die Wiederzulassung einiger Unternehmen für den Schweinefleischexport nach Südkorea gesorgt. Das nun saisonal abnehmende Schweineangebot und niedrige Lagerbestände an Fleisch dürften laut ISN die Schlachtschweinepreise auch zukünftig stützen.
Notierungsplus auch in Belgien und Österreich
In den anderen Mitgliedstaaten war das Schlachtschweineangebot ebenfalls knapp bemessen, und die Fleischnachfrage belebte sich. In Österreich lag dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) zufolge das aktuelle Angebot nur bei 80 % des Jahresmittels und war schnell vergriffen. Die VLV-Notierung zog ebenfalls um 5 Cent auf 2,44 Euro/kg SG an. In Belgien fehlen ebenfalls zunehmend Mastschweine.
Neben dem Bestandsabbau macht sich dort zusätzlich bemerkbar, dass Anfang des Jahres viele Ferkel nach Spanien exportiert wurden. Der Hälftenverkauf nach Osteuropa sei zuletzt gut gelaufen, so dortige Marktbeobachter. Die Ankaufspreise von Schlachtschweinen in Belgien legten um bis zu 5 Cent/kg Lebendgewicht (LG) zu.
Stabil niedriger Preis in Dänemark
Nicht in den Genuss höhere Erzeugerpreise kamen die Mäster in Dänemark. Obwohl Danish Crown (DC) bei der Vorstellung seiner Halbjahresergebnisse in dieser Woche die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit seiner Auszahlungspreise im EU-Vergleich und einen Rückgang des heimischen Schlachtviehaufkommens beklagte, blieb die Notierung von DC unverändert. Zwar berichtete das Unternehmen ebenfalls von einer höheren Grillfleischnachfrage, doch gebe es wegen der zuvor nasskühlen Witterung noch Lagerbestände.
Die Drittlandsexporte von Schweinefleisch seien stabil, aber immer noch auf niedrigem Niveau. In Frankreich ist der Rückgang der Schlachtschweinepreise mittlerweile zu einem Ende gekommen. Dort wurde von ausgeglichenen Verhältnissen berichtet; die Notierung blieb unverändert. Mit wieder vollen Schlachtwochen im Juni wird ein erneutes Anziehen nicht ausgeschlossen. In Spanien blieben Schlachtschweine Mangelware, doch ist das Preisniveau dort EU-weit mit am höchsten.
Die Notierung am Mercolleida wurde mit 2,025 Euro/kg LG bestätigt. In Italien ist die Preiskorrektur aufgrund der zu schwachen Fleischnachfrage noch nicht vorbei. Teilweise arbeiten die Schlachtbetriebe dort nur vier Tage in der Woche; die nationale Leitnotierung gab um 2,6 Cent/kg LG nach.
EU-Durchschnittpreis kaum verändert
In der Woche zum 21. Mai hatten die Schlachtschweinepreise im gewogenen Mittel der meldenden EU-Mitgliedstaaten stabil tendiert. Nach Kommissionsangaben wurden Tiere der Handelsklasse E im Schnitt mit 238,32 Euro/100 kg nahezu unverändert auf dem Vorwochenniveau abgerechnet. In Slowenien, Dänemark, Rumänien und der Slowakei zahlten die Schlachtunternehmen jedoch Zuschläge zwischen 1,1 % und 1,5 %; hinzu kam Ungarn mit einem Plus von 0,7 %.
In den meisten Ländern änderten sich die Abrechnungskonditionen jedoch nicht. Dazu zählten unter anderem Deutschland, Österreich, die Niederlande, Spanien, Belgien und Polen. In einigen Staaten mussten die Mäster auch Abzüge hinnehmen. In Schweden, Tschechien, Frankreich, Litauen und Lettland gaben die Erzeugerpreise zwischen 0,7 % und 1,3 % nach. Das Schlusslicht bildete Italien mit einem Rückgang des Schlachtschweinepreises von 2,6 %.