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12.02.2023 | 09:48 | Schweinemarkt 

VEZG-Preis springt auf Rekordniveau

Bonn - Am Schweinemarkt wird derzeit Geschichte geschrieben.

Schlachtschweine
Zu kleines Lebendangebot treibt Notierungen für Schlachtschweine europaweit auf Rekordhöhen - VEZG-Preis um 12 Cent auf 2,20 Euro angehoben - Auch aus Spanien und Österreich werden historische Höchststände gemeldet - Fleischpreise steigen meist nicht in diesem Umfang - Margenprobleme bei Schlachtunternehmen nehmen zu. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Die Leitnotierung für Schlachtschweine der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) wurde am Mittwoch (8.2.) um 12 Cent auf 2,20 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) angehoben, was einen neuen historischen Höchststand bedeutet.

Auch in Spanien, Frankreich und Österreich wurden zuletzt alte Rekorde geknackt, und weitere Länder könnten folgen. Ursache für die europaweite Preishausse ist das flächendeckend stark gesunkene Lebendangebot an Schlachtschweinen. Die derzeit verfügbaren Stückzahlen liegen meist zwischen 5 % und 10 % unter dem Vorjahresniveau, und eine schnelle Änderung ist kaum absehbar. Kurzfristig wird die Knappheit auch durch zurückgehaltene Schweine in Erwartung steigender Erzeugerpreise verstärkt.

Die Schweinehalter in der EU haben ihre Sauenbestände jedoch spürbar abgebaut, so dass der Nachschub fehlt. Mittelfristig wird das Lebendangebot deshalb knapp und teuer bleiben. Dies wird auch an den in die Höhe geschossenen Ferkelpreisen deutlich; das derzeitige Angebot ist in der Regel kleiner als die Nachfrage.

Zwar hat sich auch die Schweinefleischnachfrage verringert und die Exporte in Drittländer sind schwach. Allerdings ist laut Analysten der Abschwung auf der Lebendseite stärker ausgeprägt. Zuletzt stiegen in Deutschland und in anderen EU-Ländern die Preise für Schweinefleisch im Verkauf an die Industrie und den Handel an, doch meist nicht so stark wie diejenigen für die Schlachttiere.

Die Margen der Schlachtunternehmen rutschten deshalb europaweit tiefer in den roten Bereich. Die Geschäfte am Fleischmarkt haben sich laut Analysten insgesamt aber belebt, denn viele Käufer erwarten weitere Preiserhöhungen und versuchen sich mit vergleichsweise noch kostengünstigerer Ware einzudecken.

Lebendmarkt „leergefegt“



In anderen EU-Mitgliedstaaten waren diese Woche überall anziehende Notierungen zu verzeichnen. In Frankreich setzte sich der seit Jahresbeginn anhaltende Schweinepreisanstieg am Marché du Porc Breton im Vorwochenvergleich mit einem Plus von 6,6 Cent auf 2,13 Euro/kg SG fort. Damit wurde der alte Rekord aus dem Jahr 1989 mit 2,082 Euro, umgerechnet aus dem französischen Franc, übertroffen.

Auch in Österreich erreichte die Notierung des Verbandes landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) mit einem Anstieg von 12 Cent auf 2,26 Euro/kg SG einen neuen historischen Höchststand. Der Lebendmarkt sei „wie leergefegt“; die wöchentlichen Schlachtungen lägen mittlerweile unter 90 000 Tieren, berichtete der VLV.

In Spanien kletterte die Notierung mit einem Zuwachs von 4,5 Cent auf 1,795 Euro/kg Lebendgewicht (LG) ebenfalls auf ein neues Allzeithoch. Dort liegt das aktuelle Schweineangebot um 10 % unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Es wird mittlerweile diskutiert, ob nicht Schlacht- und Zerlegekapazitäten abgebaut werden müssen. Dies ist eine Frage, die sich auch in Deutschland stellt, denn frühere Schlachtzahlen dürften aufgrund des struktuellen Produktionsrückgangs nicht mehr erreicht werden.

Drittlandsexporte schwach



In Belgien und den Niederlanden wurden die Ankaufspreise für Schlachtschweine zuletzt um jeweils mehr als 10 Cent/kg SG deutlich angehoben. Hier sind die Rekordpreise aus dem Jahr 2001 noch nicht ganz erreicht. Damals sorgten die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) und die Maul- und Klauenseuche (MKS) für Marktturbulenzen und Transportverbote, was die Schweinepreise in die Höhe trieb.

Erstmals in diesem Jahr erhöhte auch Danish Crown (DC) seine Auszahlungsleistung für Schlachtschweine; die Basisnotierung stieg um umgerechnet 4 Cent auf 1,53 Euro/kg SG. Das Niveau liegt aber weiter deutlich unter demjenigen der Nachbarländer. Dies erklärt DC mit dem schwachen Export von Schweinefleisch in Drittländer.

Während die Preise für Frischfleisch am EU-Binnenmarkt stiegen, hätten sich die Preise für den Export von Tiefkühlware aus Europa nicht verändert, so das Unternehmen. Die Kunden in Asien würden sich schwer mit hohen Preisen in Europa tun, zumal sie selbst gerade relativ große Lagerbestände hätten. Die von der EU-Kommission veröffentlichten Schlachtschweinepreise für alle Mitgliedstaaten in der Woche zum 5. Februar lagen bis Redaktionsschluss nicht vor.
AgE
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