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30.05.2020 | 13:40 | Getreidemarkt 

Weizenpreise nach Corona-Absturz wieder stabilisiert

Schwäbisch Gmünd - Die Welt blickt weiter auf eine solide Getreideversorgung.

Getreidepreise 2020
(c) proplanta
Nach fünf aufeinander folgenden Jahren mit einem deutlichen Aufbau der Welt-Getreideendbestände auf ein solides Niveau von rund 655 Mio. t zum 30.06.2018 folgte 2018/19, in welchem die Bilanz ein Defizit aufwies. Der Endbestand wurde zum 30.06.2019 auf 628 Mio. t abgebaut. Aber bereits in der aktuellen Saison 2019/20 ist wieder ein leichtes Plus zu verzeichnen.

Einer Erzeugung von 2.170 Mio. t steht ein Verbrauch von 2.153 Mio. t gegenüber. Entsprechend soll der Endbestand zum 30.06.2020 auf 641 Mio. t ansteigen. Für 2020/21 hat das USDA in seiner ersten Schätzung im Mai ebenfalls ein positives Bild gezeichnet.

Im kommenden Getreidewirtschaftsjahr sollen 2.250 Mio. t Getreide erzeugt werden. Bei einem Verbrauch von 2.196 Mio. t ergäbe sich ein Anstieg der Endbestände auf 684 Mio. t. Der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, stiege damit für 2020/21 auf satte 31,1 %.

Im Maibericht 2020 taxierte die EU-Kommission die EU-Getreideernte auf 294 Mio. t, den Verbrauch auf 261,3 Mio. t. Mit einem Selbstversorgungsgrad von 112,5 % brachte die Ernte 2019 damit das zweitbeste Ergebnis seit 2014/15. Im Vergleich zur Märzschätzung wurde eine marginale Abwärtskorrektur von 0,3 Mio. t gemacht.

Obwohl der Export in Drittländer mit 48 Mio. t in dieser Saison als sehr gut eingeschätzt wird, sorgt die gute Ernte 2019 für ein Anwachsen der Endbestände auf 48,5 Mio. t. Für die neue Ernte 2020/21 wurden die Erwartungen allerdings aufgrund der herrschenden Trockenheit in weiten Teilen Europas bereits mehrfach leicht nach unten korrigiert. Erwartet wird in der EU-27 eine Produktion von 287 Mio. t, 7 Mio. t weniger als im Vorjahr.

Die deutsche Getreideernte 2019 mit Mais wurde von Statistischen Bundesamt Anfang Februar mit 44,302 Mio. t festgestellt (Vj. 37,948). Die neue Ernte 2020 schätzt der DRV in seiner 3. Schätzung von Mitte Mai auf 44,584 Mio. t. Weniger Weizen, geringfügig weniger Gerste, aber mehr Körnermais sollen das Ergebnis richten.

Die Weizenproduktion wird bei insgesamt 22,4 Mio. t gesehen (-2,9 % zum Vj.). Die Gerstenernte soll 11,3 Mio. t betragen (-1,1 %). Körnermais soll mit knapp 4,4 Mio. t (+19,3 %) durch mehr Fläche und einem höheren Ertrag ein deutliches Plus bringen.

Futtergerste



Für die EU-27 wird die Gerstenernte im Mai auf 55,1 Mio. t beziffert. Bei einem Binnenverbrauch von 43,6 Mio. t und einem Export von 10,1 Mio. t können damit die Bestände leicht auf 7 Mio. t zulegen.

Für 2020/21 geht die EU-Kommission in ihrer Maischätzung von einer Gerstenernte in Höhe von 56,2 Mio. t aus. Für Deutschland beziffert der DRV den Wintergerstenanbau auf 1,32 Mio. ha (Vj. 1,35) und die Erntemenge auf 9,37 Mio. t (Vj. 9,76) bei einem Durchschnittsertrag von 71 dt/ha (Vj. 72,2).

Die Erzeugerpreise für Futtergerste halten sich im Süden seit Wochen stabil auf einem Niveau von 14,50 €/dt. Stützung erfahren die Preise durch weiter ordentliche Erlösmöglichkeiten in der Veredlung, v.a. im Bereich Schlachtschweine und Ferkelerzeugung. Allerdings könnten die guten Versorgungszahlen und die sich nähernde neue Ernte diesen Weg begrenzen.

Hinzu kommt die Unsicherheit, wie sich die Geschehnisse um Corona und die ASP (Afrikanische Schweinepest) entwickeln. Brotweizen Die Welt-Weizenbilanz 2019/20 fiel mit einer Erzeugung von 764,3 Mio. t und einem Verbrauch von 744,9 Mio. t positiv aus. Der Endbestand zum 30.06.2020 steigt voraussichtlich auf einen Wert von 295,1 Mio. t (stock-to-use-ratio = 39,6 %).

Auch für 2020/21 sieht das USDA eine erneut positive Bilanz. Einer Ernte von 768,5 Mio. t soll ein Verbrauch von 748,4 Mio. t gegenüberstehen. Damit würde der Endbestand mit 310,1 Mio. t erstmals die 300 Mio. t-Marke übersteigen.

In der EU-27 bestätigt die Kommission die Weizenernte 2019 (einschl. Durum) in ihrer Maischätzung bei 138,2 Mio. t. Damit wurde im vergangenen Jahr, ähnlich wie bei Mais, das zweitbeste Ernteergebnis aller Zeiten gedroschen. Nur 2014/15 war die Ernte noch besser.

Für 2020/21 soll die Weizenernte aufgrund der aktuellen Frühjahrstrockenheit in weiten Teilen Europas geringer ausfallen. Die aktuelle Schätzung beläuft sich auf nur 128,8 Mio. t. In Deutschland sind 2019 rund 23,06 Mio. t Weizen gedroschen worden. Für die neue Ernte 2020 sieht der DRV eine Weizenmenge von 22,39 Mio. t. bei einem Durchschnittsertrag von 76,8 dt/ha.

Mit aktuellen Erzeugerpreisen um 16,20 €/dt konnte auch der Brotweizen in den zurückliegenden Wochen leicht zulegen. In Summe zeigt sich die weltweite, aber auch die europäische Versorgung als solide, sodass ein Weg für die Weizenpreise weiter nach oben eher beschwerlich aussieht.

Kurzfristige Unterstützung erfuhr der Weizen durch Versorgungsängste im Markt wegen der Corona-Krise. Mit Blick auf die neue Ernte ist eher mit einem leichten Rückgang der Preise zu rechnen, sofern sich weltweit keine Katastrophen anbahnen.

Terminmarkt Weizen



Sowohl die aktuelle Welt-Weizenbilanz, als auch die Prognose für 2020/21 zeigen sich überschüssig. Kommt es so wie es das USDA in seiner Maischätzung prognostiziert hat, dann werden die Welt-Weizen-Endbestände zum 30.06.2021 erstmals auf über 300 Mio. t anwachsen.

Nach einem Absturz auf 510 US-Cent/bushel aufgrund der Coronakrise Mitte März konnte sich der US-Weizen (DEZ20) an der CBoT zunächst wieder auf 570 US-Cent/bushel erholen. In den letzten Wochen erfolgte ein erneuter Kurseinbruch, sodass der DEZ20 aktuell knapp über 500 US-Cent/bushel notiert.

Der Verlauf der Weizennotierungen an der europäischen Warenterminbörse EURONEXT in Paris (ehem. MATIF) für DEZ20 verlief hingegen moderater. Nach dem Coronabedingten Einbruch Mitte März auf 176 €/t konnte sich der Kurs wieder auf ein Niveau von rund 190 €/t erholen und bewegt sich aktuell seitwärts. Mit Blick auf die neue Getreideernte wird allerdings befürchtet, dass sich die Kurse erneut rückläufig zeigen könnten.

Braugerste



Die Gerstenernte der EU-27 wird von der Kommission in der Maischätzung für 2019 auf 55,1 Mio. t taxiert. V.a. die klassischen Erzeuger von Sommergerste / Braugerste konnten 2019 eine gute Ernte einfahren. Frankreich, Skandinavien, das Vereinigte Königreich und Dänemark verzeichneten erheblich bessere Ernten, als im Vorjahr. Lediglich Spanien fiel aufgrund der Trockenheit zurück.

Für die Braugerstenernte in Deutschland zeigte sich ein etwas differenziertes Bild. Druschergebnisse und Qualitäten waren im Süden als durchschnittlich bis gut zu bezeichnen. Im Osten hingegen lagen die Erträge aufgrund der Trockenheit weit unter den Erwartungen, mit der Konsequenz, dass der Verdünnungseffekt beim Proteingehalt im Korn nicht immer eintreten konnte und somit hohe Proteingehalte in der Gerste zu verzeichnen sind.

In Summe lag die deutsche Sommergerstenernte rund 20 % unter dem Vorjahr. In 2020 soll in der EU-27 sogar eine Gerstenernte von 56,2 Mio. t auf dem Halm stehen.

Geprägt wird der Braugerstenmarkt von der guten Versorgung. In der Ernte 2019 brachen die Erzeugerpreise auf Werte zwischen 17,50 und 18 €/dt ein. Die Versorgung mit qualitativ guter Braugerste aus Frankreich, Dänemark und Co. war gesichert. Braugerste konnte und kann sich, anders als alle anderen Getreidearten, in der gesamten Saison nicht aus der Umklammerung der guten Versorgung befreien.

Zwischenzeitlich werden im Markt Erzeugerpreise um 16,30 €/dt genannt, das sind nochmals 0,70 €/dt weniger, als noch vor Wochen. Auf Großhandelsebene sind es unverändert 17,80 bis 18,20 €/dt franko Mannheim. Eine Erholung der Preise ist momentan im Markt nicht erkennbar.
LEL Schwäbisch Gmünd
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