Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
05.02.2017 | 11:30 | Warenterminbörse 

Weizenterminpreise: Experten erwarten ein Plus von 13 Prozent

Utrecht - An den internationalen Terminmärkten wird sich Weizen in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich verteuern, während die Zuckerpreise eher rückläufig sein dürften.

Weizenterminpreise Kursentwicklung
(c) proplanta
Das geht zumindest aus der aktuellen Marktanalyse der Rabobank hervor. Im Einzelnen rechnet das Finanzinstitut für das erste Quartal 2018 bezogen auf die Terminnotierungen in Chicago mit einem mittleren Weizenpreis von 4,75 $/bu (145 Euro/t); das würde gegenüber dem geschätzten Wert für das noch laufende erste Quartal 2017 ein Plus von mehr als 13 % bedeuten. Auch die Kurse der Weizenfutures an der Pariser Matif sollen steigen, aber weniger stark als die Kontraktpreise in den USA. So prognostizieren die Utrechter Experten hier ein Plus von knapp 5 % auf 175 Euro/t. Ein Teil dieser Teuerung dürfte allerdings auf die ab September 2017 geplante Verbesserung der Kontraktspezifikationen zurückzuführen sein.

Ein Vergleich der Vorhersagen für die beiden Börsen mit den aktuellen Notierungen ergibt allerdings ein noch höheres Aufwärtspotential. So wies die Warenterminbörse in Chicago am Dienstag Woche (31.1.) gegen 5.30 Uhr Ortszeit für den Weizenfuture mit Fälligkeit im März 2017 einen Kurs von 4,14 $/bu (143 Euro/t) aus. Um die Rabobank-Prognose für das erste Quartal 2018 zu erreichen, wäre ein Aufschlag von fast 15 % erforderlich. Gleichzeitig war der Weizenkontrakt derselben Fälligkeit an der Matif in Paris für 166,75 Euro/t zu haben; um den vorhergesagten Durchschnittskurs zu erreichen, müsste der Kurs um etwa 8 % steigen.

Derweil gehen die niederländischen Experten für Rohzucker aus Zuckerrohr für das erste Quartal 2018 von einem mittleren Preisniveau von 19 Cent/lb (394 Euro/t) aus, was fast 9 % weniger wären als der Schätzwert für die aktuelle Periode. Indes sind die Börsenakteure hier deutlich optimistischer als die Rabobank. Der Rohrzuckerkontrakt mit Fälligkeit im März 2018 wurde in New York am Dienstagmorgen gegen 11.50 Uhr für 19,95 Cent/lb (414 Euro/t) gehandelt.

US-Weizenfläche schrumpft

voraussichtlich um 8 Prozent Wie die Bank mit Blick auf den Weizenmarkt ausführte, soll sich der Weizenpreis an der Chicagoer Terminbörse - ausgehend von dem recht niedrigen Niveau - im aktuellen Quartal im Durchschnitt der Monate April bis Juni um fast 5 % auf 4,40 $/bu (152 Euro/t) erhöhen. Für das dritte Quartal 2017 wird eine Steigerung um gut 7 % auf 4,50 $/bu (156 Euro/t) erwartet und für die letzten drei Monate dieses Jahres ein Aufschlag von fast 12 % auf 4,70 $/bu (162 Euro/t). Während die Fachleute wegen der umfangreichen globalen Weizenbestände kaum Chancen für kräftigere Kurssteigerungen sehen, soll unter anderem die Einschränkung des Weizenanbaus in den USA für die kommende Ernte für Unterstützung sorgen. So schätzte das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) die aktuelle heimische Aussaatfläche für Winterweizen in der ersten Januarhälfte auf nur 13,1 Mio. ha; das wären 10 % weniger als 2016 und die seit 1909 kleinste Fläche.

Als Ursache für diese negative Entwicklung nennt die Rabobank die preisliche Vorzüglichkeit anderer Kulturen. Sie prognostiziert eine US-Weizenfläche einschließlich Sommerweizen von 18,8 Mio. ha; das entspräche einem Rückgang um 8 %. Um den Verbrauch dennoch zu decken, müssten die US-Lagerendbestände an Weizen 2017/18 im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 % auf 25,9 Mio. t abgestockt werden.

Derweil erwarten die Utrechter Experten für die EU nur eine moderate Einschränkung des Weizenanbaus um 1 %. Bei durchschnittlichen Erträgen dürfte es 2017/18 zu einer Erhöhung der EU-Weizenbestände kommen, und zwar um etwa 9 % auf 12 Mio t.

Weizenexportvorhersage für Russland gesenkt

Beim internationalen Weizenhandel 2016/17 sind die bis vor kurzem noch recht optimistischen Erwartungen für die russischen Ausfuhren laut Rabobank mittlerweile in Zweifel zu ziehen. Ursprünglich seien russische Weizenausfuhren von 32 Mio. t prognostiziert worden, und zwar als Folge der dortigen Rekordernte von 72 Mio. t sowie der aggressiven Angebotspolitik mit sehr wettbewerbsfähigen Preisen.

Allerdings steigerte Russland nach den Daten der Utrechter Marktexperten seine Weizenexporte in den ersten sechs Monaten des laufenden Wirtschaftsjahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum lediglich um 4,5 %, während das USDA ein Plus von 13,5 % prognostiziert hatte. Diese schlechte Saisonhalbzeit führt das Finanzinstitut zum einen auf die preisbedingt recht zurückhaltende Verkaufsbereitschaft der russischen Landwirte zurück. Außerdem wertete zum anderen der Rubel kräftig auf; im betreffenden Zeitraum legte die Währung gegenüber dem Dollar um fast 12 % zu. Vor diesem Hintergrund senkten die Banker ihre Prognose für die russischen Weizenausfuhren 2016/17 auf 28 Mio. t. Im Gegenzug dürften die russischen Bestände an Weizen ein Sechsjahreshoch von 13 Mio. t zum Saisonende erreichen.

Größere Aufschläge für proteinreicheren Weizen

Unterdessen sorgten Spekulationen über witterungsbedingte Ertragsverluste in der EU, den USA und in den Schwarzmeerländern laut Rabobank für Unterstützung bei den Weizenkursen. Allerdings halten es die Utrechter Analysten nach derzeitigem Stand kaum für wahrscheinlich, dass die Saaten tatsächlich unter Frost gelitten haben. Dies könne eher in den kommenden Wochen passieren. Eine belastbare Aussage über mögliche Winterschäden ist den Bankern zufolge erst nach der winterlichen Keimruhe möglich. Dabei beobachten die Experten ganz genau die Entwicklungen in den südlichen US-Bundesstaaten Oklahoma und Kansas, wo der Zustand der Pflanzen im Vergleich zum Vorjahr um 10 % beziehungsweise sogar um 52 % schlechter eingeschätzt wird. Als Ursache nennt das Finanzinstitut Trockenheit.

Unterdessen deutet die Kursdifferenz für US-Futures auf unterschiedliche Weizenqualitäten auf eine zunehmende Verknappung von eiweißhaltigerer Ware hin. So erreichte der Spread zwischen dem Märzkontrakt 2017 auf Sommerweizen in Minneapolis und dem entsprechenden Future auf Hard-Red- Winter-(HRW)-Weizen an der Terminbörse in Kansas in der ersten Januarhälfte in der Spitze fast 1,26 $/bu (44 Euro/t).

Indische Zuckererzeugung geht zurück

Wie die Utrechter Experten zum Zuckermarkt hinsichtlich der erwarteten Verbilligung der Rohrzuckerfutures feststellen, steht zurzeit vor allem Indien, das zweitgrößte Erzeugerland nach Brasilien, im Fokus der Marktakteure. Dort ist die Produktion 2016/17 nämlich nach einem vehementen Start im Dezember bis Mitte Januar zurückgefallen, und zwar auf insgesamt 10,48 Mio. t Zucker tel quel (tq); das waren 5,3 % weniger als im Vorjahr. Die Utrechter Experten rechnen mit einer Fortsetzung dieses Abwärtstrends.

Als Ursache führen sie den Strukturwandel in der indischen Zuckerindustrie an. So ging die Zahl der betreffenden Betriebe binnen Jahresfrist um mehr als 90 auf rund 400 zurück. Diese Entwicklung dürfte nach Einschätzung der Banker zunächst die Zuckerpreise stützen. In dieselbe Richtung wirkten voraussichtliche Ertragseinbußen beim Zuckerrohr durch die aktuelle Trockenheit in wichtigen Anbaugebieten. Auf der anderen Seite bremse aber die abnehmende Kaufkraft der Inder den Zuckerverbrauch am Binnenmarkt. So sei die Nachfrage nach zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken in den letzten beiden Monaten 2016 vorübergehend eingebrochen; der Rückgang habe einer Zuckermenge von etwa 500.000 t entsprochen.

Relativ altes Zuckerrohr in Brasilien

Unterdessen sind die Erntearbeiten in den brasilianischen Zuckerrohrplantagen, die sich auf den mittleren Süden des Landes konzentrieren, weitgehend abgeschlossen. Dort wurden laut Rabobank vom 1. April 2016 bis Anfang Januar des laufenden Jahres insgesamt 592 Mio. t Zuckerrohr geerntet, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,6 % bedeutete. Die entsprechende Rohrzuckerproduktion beläuft sich auf schätzungsweise 35,2 Mio. t (tq), nach 30,4 Mio. t im Wirtschaftsjahr 2015/16. Um dieses Niveau im kommenden Wirtschaftsjahr zu halten, muss die Zuckererzeugung wirtschaftlich vorteilhafter sein als die Verwertung des Zuckerrohrs in der Ethanolproduktion.

Nach Berechnungen der Rabobank ist dies ab einem Zuckerpreis von 18 Cent/lb (373 Euro/t) der Fall. Allerdings dürfte die brasilianische Zuckererzeugung 2017/18 nach Einschätzung der niederländischen Analysten aufgrund einer geringeren Verfügbarkeit von Zuckerrohr als Folge des Sanierungsbedarfs vieler Plantagen zurückgehen. Außerdem rechnen sie angesichts des relativ hohen Alters der dortigen Zuckerrohrbestände mit einer geringeren Qualität der brasilianischen Ware. 

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9407 Euro
Preisentwicklung Weizen + RohzuckerBild vergrößern
Preisentwicklung ausgesuchter Ackerbauprodukte und Rohrzucker.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Matif-Futures erholen sich

 Vorderer Matif-Future rutscht unter 200 Euro

 Vorderer Matif-Weizenpreis rutscht unter wichtige 200 Euro-Marke

 Keine Erholung bei Rapspreisen zum Jahreswechsel

  Kommentierte Artikel

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen