Zwar sei es in den letzten Monaten zu einer gewissen Entspannung auf den Märkten gekommen, sagte derWissenschaftler bei der Jahrestagung des Dachverbandes der
Agrarforschung (DAF) am vergangenen Donnerstag (13.10.) in Berlin. So seien die Preise auf den Weltmärkten für Getreide von ihren Höchstwerten in den Monaten Mai und Juni gefallen. Die Lage sei jedoch nach wie vor „extrem fragil“.
Cramon-Taubadel zufolge verschärft Russlands Überfall auf die Ukraine eine ohnehin dramatische Welternährungssituation zusätzlich, weil die Ukraine und Russland eine erhebliche Bedeutung für die globale Getreideversorgung haben. Der Krieg habe sowohl die Produktion als auch die Exporte der Ukraine substantiell beeinträchtigt. Verschiedene Abschottungsmaßnahmen in anderen Exportländern, aber auch in wichtigen Importländern hätten die Auswirkungen der ukrainischen Lieferausfälle auf denWeltmarktpreisen verstärkt.
Nach Einschätzung des Hochschullehrers hat der Schwarzmeer-Exportkorridor zur Ausfuhr von ukrainischem Getreide im Monat September Erstaunliches geleistet. Inzwischen mehrten sich aber die Anzeichen, dass Russland ihn bald schließen könnte oder Ende Oktober nicht verlängere.
Eine mögliche Schließung des Schwarzmeer-Korridors könne durch die Landroute über die ukrainische Westgrenze insbesondere nach Polen nicht ausgeglichen werden, so Cramon-Taubadel. Der stockende Export drücke die Preise in der Ukraine und führe zu Liquiditätsengpässen auf den Betrieben. Dies wiederum gefährde die Herbstaussaat.