So schätzt zumindest der Agraranalyst des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) in Ankara, Michael Conlon, die
Marktsituation ein. Grund dafür sei der zu erwartende Produktionsrückgang von Süß- und
Sauerkirschen um rund 54.000 t oder 6 % auf 860.000 t.
Das nationale türkische Statistikamt hatte Ende April aufgrund des vergleichsweise warmen Winters noch mit einer steigenden Erzeugung gerechnet. Doch in der frühzeitigen Blüte kam es Anfang Mai in einigen Anbauregionen, darunter insbesondere Kemalpasa bei Izmir, zu Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und größeren Frostschäden. Im Kemalpasa werden etwa 12 % aller Kirschen des Landes erzeugt.
Die kleinere Ernte hat dem US-Analysten zufolge bereits die Preise steigen lassen, was zusammen mit der geringen Verfügbarkeit laut seiner Prognose zu einem inländischen Verbrauchsrückgang um 45.500 t oder 5,5 % führen dürfte. Aber auch der in den vergangenen Jahren stetig gewachsene Kirschenexport - mit einem Anteil von zuletzt 15 % an der weltweiten Ausfuhr - wird in diesem Wirtschaftsjahr wohl einen Dämpfer bekommen.
Das USDA erwartet gegenüber 2020/21 einen Rückgang des türkischen Frischkirschenexports um 8.500 t oder fast 10 % auf 78.500 t. Dabei dürften auch weniger Kirschen nach Deutschland geliefert werden; die Bunderepublik war im vergangenen Wirtschaftsjahr mit 25.900 t zweitgrößter Auslandskunde für türkische Kirschen. Mehr dieses Steinobstes wurde nur nach Russland mit 29.600 t verkauft.
Dynamisch entwickelte sich nach der Marktöffnung 2019/20 auch der Absatz in China, doch die aufgrund der Corona-Pandemie eingeführten Einfuhrrestriktionen der Volksrepublik beendeten den kurzen Boom vorerst wieder.