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19.12.2015 | 20:05 | Einigung im Agrarbereich 

WHO: Abbau von Exportsubventionen beschlossen

Nairobi - Die mehr als 160 Mitgliedstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) haben sich auf den Abbau von Exportsubventionen für Agrarprodukte verständigt.

Exportsubventionen im Agrarbereich
Kurz vor Weihnachten schnürt die Welthandelsorganisation das «Nairobi-Paket». Nicht jeder ist damit zufrieden. Und in Sachen Doha-Runde ist man sich bei der WTO einig, uneins zu sein. (c) proplanta
Die Vereinbarung ist Teil eines «Nairobi-Pakets» mit mehreren Maßnahmen im Agrarbereich, auf das sich die WTO-Handelsminister am Samstag nach zähen Verhandlungen in der kenianischen Hauptstadt einigten.

Eine gemeinsame Haltung zur Zukunft der Doha-Entwicklungsrunde fanden sie jedoch bei der Welthandelskonferenz in Afrika nicht. Stattdessen wird in der per Konsensverfahren angenommenen Schlusserklärung auf gegensätzliche Positionen zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern in dieser Frage verwiesen.

Indien und Venezuela gaben ihre Kritik daran zu Protokoll. Es sei enttäuschend, dass es der WTO nicht gelungen sei, sich auf ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung der Doha-Agenda zu verständigen, erklärte Indiens Handelsministerin Nirmala Sitharaman. Die 2001 im Emirat Katar von den WTO-Mitgliedern vereinbarte Doha-Agenda hat die Liberalisierung des Welthandels bei zugleich besonderer Förderung der Entwicklungsländer zum Ziel.

Die USA und die EU wollen nach 14-jährigen, weitgehend erfolglosen Doha-Gesprächen eine Neuausrichtung der WTO mit Verhandlungen über neue Themen der Globalisierung. Viele Entwicklungsländer sowie Schwellenländer fordern hingegen die Fortsetzung der Doha-Runde.

Ungeachtet dieser Gegensätze sprach WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo von einem Erfolg. Es seien mehrere Vereinbarungen erreicht worden, von denen insbesondere die ärmsten Länder profitierten. Die WTO habe bewiesen, dass sie trotz aller Kritik handlungsfähig sei.

Die EU lobte die ebenfalls im Konsens angenommene WTO-Vereinbarung zum Abbau von Exportsubventionen für Agrarprodukte als «Meilenstein». Direkte staatliche Beihilfen für den Agrarexport sollen demnach völlig verschwinden. Entwicklungsländer bekommen dafür Zeit bis 2023, und die mehr als 50 am wenigsten entwickelten Länder der Welt (LDC) müssen dies erst bis Ende 2030 umsetzen.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sprach von «historischen Entscheidungen». Deutschland habe sich stets für eine Abschaffung aller Arten von Exportsubventionen eingesetzt.

Vor allem arme Länder würden davon profitieren, sagte die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Die EU verzichtet schon seit einiger Zeit auf die Subventionierung von Agrarexporten. Nach Umsetzung der Vereinbarung würden Landwirte in der EU «zum ersten Mal bei Exporten gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle erleben». Dies sei eine «Schlüsselforderung» der EU gewesen, sagte Malmström. Weitgehend unangetastet blieben dabei die hohen staatlichen Kredite in den USA, die Farmer für Exportgeschäfte aufnehmen können.

Der deutsche Delegationsleiter lobte das Konferenzergebnis. «Dies ist ein guter Tag für das multilaterale Handelssystem», sagte Matthias Machnig, Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums. «Wir hätten uns mehr gewünscht, aber es ist auch mehr, als wir zuvor erwartet hatten.» Nach der Vereinbarung der Ziele zur nachhaltigen Entwicklung bei den Vereinten Nationen und dem Klima-Abkommen in Paris sei «auch in der  Handelspolitik ein wichtiger Erfolg gelungen».

Entwicklungsorganisationen äußersten sich dagegen weitgehend kritisch: In Nairobi sei der Ausstieg aus Doha-Runde eingeleitet worden, erklärte die Organisation Brot für die Welt. Oxfam warf den USA und der EU vor, Aufgaben der Entwicklungshilfe im Handelsbereich zu blockieren. «Dies ist ein Schlag ins Gesicht von Millionen Menschen in Afrika», sagte Oxfams Agrar-Expertin Marita Wiggerthale.

Im Konsens bekannten sich die WTO-Staaten dazu, dass arme Länder im Falle einer Überschwemmung ihrer Agrarmärkte mit billigen Importen temporär Schutzzölle erheben dürfen. Die Minister gestanden Indien zu, bis auf weiteres Lebensmittel zu festgelegten Niedrigpreisen aufzukaufen und zu lagern, obwohl dies gegen WTO-Regeln verstößt. Nur so könne die Ernährung von Millionen armer Menschen gesichert werden, hatte Indien geltend gemacht. Delhis Forderung, diese Ausnahme als dauerhaft festzuschreiben, wurde jedoch nicht erfüllt.
dpa
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