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13.12.2010 | 12:06 | Afghanistan: Wiederaufbau 

Wo Milch und Honig fließen

Eschborn - Viele kleine Schritte tragen zum Wiederaufbau der Wirtschaft in Afghanistan bei.

Milch und Honig fließen
Einer davon ist die Ausbildung von Imkern, ein anderer die Förderung von lokalen Molkereien. Die Unterstützung von Unternehmern trägt erste Früchte: Wo die Qualität stimmt, steigen Nachfrage und Einkommen.

Gul Bahar ist zufrieden. Sie hat in den letzten Monaten 50 Kilogramm Honig auf dem Markt eines kleinen Ortes in der nordafghanischen Provinz Takhar verkauft. Umgerechnet 160 Euro hat sie eingenommen. Das Geld kann die 55-jährige Witwe und Mutter von drei erwachsenen Kindern gut gebrauchen für dringend benötigte Lebensmittel wie Reis, Mehl und Speiseöl. Sie ist eine von 200 Bäuerinnen und Bauern, die in den letzten Jahren das Imkerhandwerk gelernt haben.

Das Wissen um die Imkerei war vielerorts verloren gegangen. Heute lernen vor allem Frauen diesen Beruf. Möglich ist dies durch Schulungen, die die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in den Provinzen Takhar und Kundus leistet. Nachdem sie ihren Kurs als Imkerin abgeschlossen hatte, erhielt Gul Bahar ein Startkapital: fünf Bienenvölker und zusätzliche Bienenstöcke für die Vermehrung der Völker. Die 200 neu ausgebildeten Bienenexperten ernteten 2009 zusammen zehn Tonnen Honig, 2010 werden sie ihr Ergebnis auf 38 Tonnen steigern.

„Die Bienen bringen nicht nur Honig hervor, sie bestäuben auch die Obstbäume und sorgen so für einen höheren Ertrag bei der Obst-, Pistazien- und Mandelernte“, erklärt Kurt Rudolf, Projektleiter der GTZ. Der aus Bad Arolsen stammende Agraringenieur arbeitet seit 2004 in dem Land am Hindukusch. „Das Imkereiprogramm ist einer der Bausteine, die dazu beitragen, den Norden Afghanistans wieder aufzubauen.“ Gul Bahar hat dadurch nicht nur einen Weg aus Armut und Hunger gefunden. Mit einem eigenen Einkommen erfährt sie auch mehr gesellschaftliche Anerkennung. 

75 Prozent der Bevölkerung in den Nordprovinzen Afghanistans sollen bis 2013 ihre Existenz sichern können – so das Ziel der Bundesregierung. Derzeit sind es ein Drittel der Menschen. Die Experten arbeiten dafür in verschiedenen Bereichen: Aufbau der Trinkwasserversorgung, verlässliche Verwaltungsstrukturen, Bildung und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Das Unternehmertum zu fördern gehört zu den Schlüsselfaktoren beim Wiederaufbau. Im Auftrag des BMZ hat die GTZ unter anderem die Industrie- und Handelskammer sowie die Exportförderagentur wieder aufgebaut. Inzwischen sind afghanische Produkte auch international gefragt, zum Beispiel Schmuck aus Lapislazuli, hochwertige Nussöle und Teppiche.

Um auf vorhandenen Erfolgen aufzubauen, unterstützt die GTZ die Verbesserung der Produktionsabläufe. Beispiel: In der Provinz Balkh hat eine Molkerei durch die Beratung die Qualität ihrer Produkte erhöht. Heute produziert sie die dreifache Menge an Joghurt und die Nachfrage steigt. 1.000 Bauernfamilien verbessern dadurch ihr Einkommen, zwei Drittel verdienen ihren gesamten Lebensunterhalt in der Molkerei. Ein Großteil der Einnahmen fließt in die Schulbildung der Kinder. (GTZ)
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