Nach fünf aufeinander folgenden Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen sind die globalen Endbestände zum 30.06.2020 auf ein solides Niveau von 637 Mio. t angewachsen. 2020/21 soll eine Ernte von 2.231 Mio. t bringen.
Der Verbrauch wird mit 2.199 Mio. t deutlich darunter gesehen. Als Folge ergäbe sich ein Anstieg der Endbestände auf 657 Mio. t. Der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, stiege damit für 2020/21 auf 29,9%.
Im Aprilbericht 2020 sah die
EU-Kommission die EU-Getreideernte 2020/21 noch bei knapp 290 Mio. t, den Verbrauch bei 261,3 Mio. t. Inzwischen wurden die Erwartungen aufgrund der Trockenheit in vielen Mitgliedstaaten auf 274,3 Mio. t abgesenkt. Damit sinkt der
Selbstversorgungsgrad auf 105,1 % in Bezug auf den Durchschnitt der letzten 10 Jahre (107,5 %) ein unterdurchschnittlicher Wert.
Bei gleichbleibenden Exporten (39,2 Mio. t) und etwas rückläufigen Importen (26,4 Mio. t) wären die Endbestände zum 30.06.2021 auf 44,7 Mio. t rückläufig. Damit lägen diese praktisch auf Vorjahresniveau (44,3 Mio. t).
Die deutsche
Getreideernte 2019 (mit Mais) wurde von Statistischen Bundesamt Anfang Februar mit 44,3 Mio. t festgestellt (2018: 37,95). Nach ersten Zahlen des
BMEL liegt die deutsche Getreideernte 2020 (ohne Mais) mit 39,1 Mio. t knapp 4 % unter dem Vorjahr (40,6) bzw. 6 % unter dem 5-Jahresmittel (41,6). Weniger Weizen, weniger Gerste und etwas mehr Körnermais führten zu diesem Ergebnis.
Die
Weizenproduktion wird bei insgesamt 21,88 Mio. t gesehen (-5,1 % gg. Vj.). Die
Gerstenernte soll 10,89 Mio. t betragen (-6,1 %). Körnermais soll durch etwas mehr Fläche und einen leicht höheren Ertrag 3,87 Mio. t (+5,7 %) bringen.
Futtergerste
Auf EU-27-Ebene wird die Gerstenernte nach einer leichten Aufwärtskorrektur im September auf 54,96 Mio. t beziffert. Bei einem Binnenverbrauch von 44,4 Mio. t und einem Export von 10,5 Mio. t können sich die Bestände bei 6,7 Mio. t halten. Für Deutschland beziffert das BMEL den Wintergerstenanbau auf 1,31 Mio. ha (Vj. 1,35) und die
Erntemenge auf 8,85 Mio. t (Vj. 9,76) bei einem Durchschnittsertrag von 67,5 dt/ha (Vj. 72,2).
Trotz dieser eher knappen Versorgungslage waren am Kassamarkt nur unbefriedigende Preise zu erzielen. Eine insgesamt gute
Versorgung weltweit, überwiegend gute Ernten in den Schwarzmeer-Anrainerstaaten, aber auch Unsicherheiten im Schweinemarkt durch den ASP-Ausbruch in Deutschland sowie die Auswirkungen der Corona-Fälle in der Schlachtbranche wirken weiter dämpfend.
Entsprechend verharren die Erzeugerpreise für
Futtergerste im Süden seit der Ernte bei eher schwachen Werten um 13,50 €/dt. Abzuwarten bleibt, ob und in welchem Umfang eine Verschärfung der Corona-Lage im Herbst noch zusätzlichen Druck auf die
Getreidemärkte ausüben wird.
Brotweizen
2019/20 schloss global mit einer Weizenerzeugung von 764 Mio. t und einem Verbrauch von 741 Mio. t. Der Endbestand zum 30.06.2020 stieg dadurch auf einen Wert von 300 Mio. t (stock-to-use-ratio = 40,5 %). Für 2020/21 sieht das USDA in seiner Septemberschätzung erneut eine positive Bilanz, auch wenn die Erwartungen in der Julischätzung deutlich nach unten korrigiert wurden.
Einer Ernte von 771 Mio. t soll ein Verbrauch von 747 Mio. t gegenüberstehen. Damit würde der Endbestand mit gut 319 Mio. t erstmals die 300 Mio. t-Marke übersteigen. In der EU-27 bestätigt die Kommission die
Weizenernte 2019 (einschl. Durum) in ihrer Septemberschätzung bei 138 Mio. t. Damit wurde im vergangenen Jahr, ähnlich wie bei Mais, das zweitbeste Ernteergebnis aller Zeiten gedroschen.
Nur 2014/15 war die Ernte noch besser. Für 2020/21 fällt die Weizenernte aufgrund der Trockenheit in weiten Teilen Europas geringer aus. Auf nur 123 Mio. t beläuft sich die Septemberschätzung. In Deutschland ist 2020 nach Zahlen des BMEL eine Weizenmenge von 21,88 Mio. t. bei einem Durchschnittsertrag von 77,2 dt/ha gedroschen worden (Vj: 23,06 Mio. t; 74 dt/ha).
Mit aktuellen Erzeugerpreisen um 15,50 €/dt scheint sich Brotweizen zwischenzeitlich etwas vom Erntedruck befreien zu können. Direkt in der Ernte lagen die Preise um 15 €/dt. In Summe zeigt sich die weltweite, aber auch die europäische Versorgung als solide, sodass ein Weg für die Weizenpreise weiter nach oben eher begrenzt ist.
Mit Blick auf die aktuellen Fakten wie den ASP-Ausbruch in Deutschland und die weitere Entwicklung der Corona-Krise könnte auch die Gefahr bestehen, dass sich die Weizenkurse und -preise wieder leicht rückläufig entwickeln.
Terminmarkt Weizen
Nach einem Tief bei gut 480 US-Cent/bushel Ende Juni konnte sich US-Weizen (DEZ20) in Chicago wieder auf ein Hoch von zuletzt 575 US-Cent/bushel befestigen. Derzeit tendiert US-Weizen seitwärts um 550 US-Cent/bushel.
Die Weizennotierung für DEZ20 in Paris verlief in den letzten Wochen steil aufwärts bis auf Werte um 195 €/t. Aktuelle scheint damit eine Grenze erreicht zu sein. Marktbeobachter äußern derzeit Befürchtungen, dass negative Impulse von ASP und Corona wieder eine Abwärtsbewegung auslösen könnten.
Braugerste
Die EU-Gerstenernte 2020 wird von der Kommission in der Septemberschätzung auf 54,96 Mio. t geschätzt (Vj. 55,1). Damit hat die Kommission ihre Schätzung für 2020 gegenüber dem Vormonat um gut 1 Mio. t nach oben korrigiert. Um die Versorgung mit qualitativ guter
Braugerste scheint sich der Markt derzeit keine großen Sorgen zu machen, zumal für die
Sommergerste vielerorts noch rechtzeitig Regen fiel.
Die Erträge der Sommergerste fielen mit 55,1 dt/ha um 8,5 % besser aus als im Vorjahr (Vj. 50,9 dt/ha). Braugerste kann sich deshalb auch aktuell nicht aus der Umklammerung einer guten Versorgung befreien.
Die Erzeugerpreise von 16 bis 16,50 €/dt liegen derzeit rund 2 €/dt unter den Vorjahrespreisen ex Ernte. Auf Großhandelsebene liegen die Preise mit 18,20 bis 18,50 €/dt (franko Mannheim) auf gleichem Niveau wie in der Ernte. Eine deutliche Erholung der Braugerstenpreise ist im Markt nicht wirklich erkennbar.