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11.07.2010 | 13:01 | Prinz Charles und sein spleeniges Hobby 

Biobauer mit Butler

London - Prinz Charles bekommt wieder einen deutschen Öko-Preis.

Prinz Charles
Prinz Charles 2014 (c) Clarence House
Manche meinen, dass er im Land seiner Hannoveraner Vorväter mehr geschätzt wird als daheim auf der Insel. Die Grünen-Politikerin Renate Künast zum Beispiel gerät bei seinem Namen regelmäßig ins Schwärmen. Aber ist der Prinz wirklich so grün?

Für seine Verdienste um eine nachhaltige Landwirtschaft erhält der 61-Jährige am Montag in Stuttgart den Eckart-Witzigmann-Preis. Zwar reist er nicht eigens an, will aber in einer Video-Botschaft das Wort an die Festversammlung richten. 2008 hatte Charles in Berlin bereits den Nachhaltigkeitspreis in Empfang nehmen können. Dabei sagte er:
«Ich fürchte, dass es unseren Enkeln ziemlich gleichgültig sein wird, ob wir in diesem 21. Jahrhundert ein Wirtschaftswachstum wie im 20.
Jahrhundert aufrechterhalten konnten.» Was sie vielmehr interessieren werde, sei der Zustand des Klimas oder ob es genug Nahrung und Wasser gibt.

Seit Jahrzehnten setzt sich Charles mit seinen Stiftungen für
Natur- und Klimaschutz, Regenwald und Artenvielfalt ein. Er kämpft gegen genetisch veränderte Lebensmittel und den Einsatz von Insektengiften. Die ökologische Landwirtschaft predigt er nicht nur, er praktiziert sie auch auf seinem Landsitz im Herzogtum Cornwall in Südwestengland. Unter dem Label «Duchy Originals» sind seine Bioprodukte - darunter Kekse und Würstchen - im Supermarkt zu haben. Jahresumsatz: 40 Millionen Pfund (über 40 Millionen Euro).

Für Charles selbst gibt es nichts Schöneres, als auf seinem Landgut Highgrove gummibestiefelt die Beete umzugraben und begütigend auf Schnittlauch und Brunnenkresse einzusprechen. Als er einmal mit einem dicken Verband zu einer Museumseröffnung erschien, meinte er: «Wenn man sich schon seit so langer Zeit mit Bäumen unterhält, wie ich es tue, trifft man früher oder später zwangsläufig auf eine angriffslustige Eiche.»

Soweit, so gut. Und so lustig. Es gibt allerdings einen gewissen Widerspruch zwischen den umweltpolitischen Ambitionen des Prinzen und seiner eigenen luxuriösen Veranlagung. Der Prinz, der von morgens bis abends von Lakaien und Butlern umschwärmt wird, bewohnt gleich mehrere Paläste, jettet laufend um die Welt und pflegt - gerade was das Essen betrifft - exzentrische Vorlieben. Genau das ist der Grund dafür, warum seine Plädoyers für ein einfaches Leben und weniger Wirtschaftswachstum von vielen Briten nicht ernst genommen werden.
«Der hat gut reden», meinen sie.

Bezeichnend dafür, dass Charles manchmal die Maßstäbe etwas aus den Augen verliert, ist ein Erlebnis, über das Andrew Simms berichtet, Direktor der renommierten Denkfabrik New Economics Foundation. Simms war einmal auf Schloss Balmoral in Schottland eingeladen und verließ das königliche Anwesen am Abend zusammen mit Prinz Charles in vier Wagen. Plötzlich ließ Charles die gesamte Kolonne anhalten und kehrtmachen. «Ich befürchtete schon einen Notfall und fragte nach dem Grund», berichtet Simms in der Zeitung «The Guardian». «Da erzählte er mir, er habe vergessen, in einem Zimmer das Licht auszumachen. Und das wäre doch eine schreckliche Energieverschwendung.» (dpa)
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