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27.02.2013 | 10:04 | Lebensmittel-Skandal 

Biobauern sehen auch Vorteile in Eier-Skandal

Belm - Anne Meyer zu Belm-Schreiber steht im Hühnerstall und singt. Kurz zuvor hat ihr Mann Toni den Stall betreten, um einem Gast etwas zu zeigen, und die Hennen sind ein wenig aufgeregt.

Bio-Eier
(c) proplanta
Da lässt Belm-Schreiber ein melodisches «Put Put Put» erklingen, das Federvieh scharrt sich zutraulich um sie herum. «Das Singen finden die toll!» sagt die 55-Jährige.

Seit 1984 betreibt das Ehepaar einen Ökohof in Belm vor den Toren Osnabrücks. «Wir tun das nicht des Geldes wegen, sondern weil wir überzeugt sind, dass es wichtig ist, mit der Umwelt richtig umzugehen», sagt Belm-Schreiber. Dem Ehepaar merkt man an, dass das keine leeren Sprüche sind. In einem kleinen Hofladen verkauft es eigene Produkte und andere Ökowaren mit dem Bioland-Siegel.

Der Skandal um falsche Bio-Eier lässt die beiden nicht kalt. «Jetzt heißt es wieder "Skandal um Bio", dabei sind das doch vor allem konventionelle Betriebe, die da geschummelt haben», sagt Toni Schreiber. Andererseits wüssten ihre Kunden, dass auf dem Meyerhof nicht betrogen werde. «Wir haben nur gute Reaktionen. Die Leute sagen uns: Da wissen wir wieder, was wir an Euch haben», schildert Belm-Schreiber.

«Die Direktvermarkter werden auf jeden Fall von dem Skandal profitieren», sagt Eckehard Niemann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Niedersachsen. Seit Jahren kritisiert der kleine Alternativ-Landwirtschaftsverband die Entwicklung zu immer größeren Agrar-Betrieben. Niemann ist überzeugt, dass hinter der Sache mehr steckt als einige Bauern, die möglicherweise betrogen haben.

Ähnlich sieht man es auch beim Bioland-Verband, einem der großen Ökolandbau-Verbände. «Im Eierbereich haben wir hochgradig industrialisierte Strukturen, die auch den Biobereich durchdrungen haben», sagt Verbandssprecher Gerald Wehde. Die Staatsanwaltschaft müsse nun schnell ermitteln und Anklagen erheben.

«Der Skandal ist eine Chance, in der Öffentlichkeit über die Strukturen zu sprechen», sagt Wehde. Die meisten der 23 000 Biobauern in Deutschland hätten eine weiße Weste. Eine moralische Verantwortung trage auch der Lebensmitteleinzelhandel, der nicht allein auf das billigste Ei setzen dürfe, auch bei Bioprodukten. «Der Verbraucher denkt, er kriegt ein bäuerliches Ei, aber er kriegt ein Industrie-Ei, und er weiß es nicht», betont Wehde. Der Handel müsse stärker mit den großen Biolandbauverbänden wie Bioland oder Demeter gemeinsam eine Strategie entwickeln.

Der Meyerhof der Schreibers jedenfalls ist bäuerlich. Hündin «Fina» steht wedelnd vor dem Hühnerstall und wartet auf Anne Meyer zu Belm-Schreiber. «Jeder Skandal hat in der Vergangenheit auch dazu geführt, dass sich immer wieder ein paar Menschen mehr mit dem Thema beschäftigen», sagt sie. Der Idee des Biolandbaus werde das eher nutzen. (dpa)
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