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25.12.2010 | 14:02 | Bio-Branche 

Deutsche Bio-Bauern befürchten hartes Jahr 2011

München - Senf mit Feige, Mango-Mousse, Chili-Salzstangen: Das Sortiment in den deutschen Bioläden hat mit den klassischen Reformhäusern der 90er Jahre nicht mehr viel gemein.

Bio-Branche
Der Trend zur Feinkost beschert dem Handel vor allem in den Großstädten steigende Umsätze, wo Bio-Läden hip sind und die kaufkräftigen Kunden beim Einkaufen nicht auf jeden Cent schauen. Nach guten Geschäften im abgelaufenen Jahr rechnet die Bio-Branche auch für 2011 mit Wachstum. «Wir sehen einen weiteren Aufwärtstrend», sagt Gerald Wehde vom Öko- Anbauverband Bioland. Wie viele der Bio-Lebensmittel aber in Zukunft noch aus Deutschland kommen, ist ungewiss.

Schon jetzt macht Bio-Obst und Gemüse aus dem Ausland den heimischen Bio-Bauern zunehmend Konkurrenz. «Gerade Osteuropa hat ordentlich Gas gegeben.» In Deutschland hingegen könnten sich die Rahmenbedingungen für die Bio-Bauern im kommenden Jahr deutlich verschlechtern. Zum Entsetzen der Bio-Branche hatten Union und FDP im Herbst beschlossen, den Fördertopf für den Öko-Landbau auch für andere Bauernhöfe als Bio-Betriebe zu öffnen, der mit 16 Millionen Euro ohnehin nicht besonders prall gefüllt ist. «Damit nimmt man uns das letzte Geld und investiert lieber in Gentechnik», befürchtet Wehde.

Aber auch einige Bundesländer denken angesichts klammer Kassen über Kürzungen bei der Bio-Förderung nach. In Schleswig-Holstein, Brandenburg und Baden-Württemberg gibt es nach Angaben des WWF Pläne, die Förderung zu streichen oder deutlich zu reduzieren. «Dies könnte das Aus für zahlreiche Bio-Landwirte bedeuten.» Durch den Wegfall der Förderung würden einem durchschnittlich großen Bio-Bauern pro Jahr rund 8000 Euro fehlen, rechnet der Öko-Bauernverband Naturland vor. «Das macht für die Betriebe einen großen Unterschied.»

Dabei nimmt das Interesse der Kunden an Bio-Lebensmitteln ständig zu. Von 1997 bis 2009 hat sich der gesamte Bio-Umsatz in Deutschland auf 5,8 Milliarden Euro vervierfacht. «Erstaunlich ist dabei, dass der Umsatz in den traditionellen Bioläden seit 2008 stärker wächst als in den Supermärkten und Discountern des konventionellen Lebensmittelhandels», sagt eine Sprecherin des Bundesverbandes Naturkost und Naturwaren.

Nach stürmischen Jahren hat sich das Wachstum zuletzt aber etwas gebremst und gemessen am gesamten Lebensmittelmarkt bleibt Bio mit einem Marktanteil im einstelligen Prozentbereich immer noch eine Nische. Beim Fleisch macht der Bio-Anteil nach Angaben von Naturland gerade einmal 0,5 bis 1 Prozent aus. Neu ins Sortiment nehmen viele Bio-Läden inzwischen auch Fisch aus Bio-Anbau.

Vor allem die ökologische Forellen-Zucht gewinnt in Deutschland an Bedeutung. «Das hat früher kaum eine Rolle gespielt», sagt Naturland-Sprecher Carsten Veller. Allerdings sind viele Verbraucher nicht bereit, die meist deutlich höheren Preise für Bio-Lebensmittel zu zahlen. Die Wertschätzung für Lebensmittel ist nach Ansicht von Veller bei vielen Menschen nicht so stark ausgeprägt wie in anderen Ländern. «Das ist ein deutsches Phänomen.» (dpa)
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