«Es gibt vier Ermittlungsverfahren», bestätigte am Sonntag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft einen Bericht des Nachrichtenmagazins «Spiegel». Die Bio-Hennen hätten nicht den vorgeschriebenen Auslauf. Deshalb werde gegen die Betriebe wegen Betrugs und des Verstoßes gegen das Ökolandbaugesetz ermittelt.
Im Zentrum stehen ein Erzeugerzusammenschluss und deren Geschäftsführer. Laut «Spiegel» ist diese Gruppe mit 14 Höfen und gut 80 Millionen produzierten Bio-Eiern im Jahr einer der größten Öko-Erzeuger Deutschlands. Im Visier der Aufsichtsbehörden steht dem Bericht zufolge wegen zu lascher Prüfungen auch eine Kontrollstelle.
Im Landwirtschaftsministerium in Schwerin ist der Fall bekannt. «Das hat unser Landesamt für Landwirtschaft,
Lebensmittelsicherheit und Fischerei mit aufgedeckt», sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. Nähere Angaben wollte er nicht machen. Alles Weitere sei Sache der Staatsanwaltschaft.
Dem «Spiegel»-Bericht zufolge war der Fall ins Rollen gekommen, nachdem ein Bürger Luftbilder einiger Höfe ausgewertet, auf die Zahl der Hühner umgelegt und anschließend die Behörden verständigt hatte.
Um Eier als Bio- oder Freilandprodukt vermarkten zu dürfen, muss jedes Huhn laut Öko-Verordnung mindestens vier Quadratmeter Auslauf haben. Bei der Bodenhaltung seien es nur 0,11 und bei der Käfighaltung nur 0,055 Quadratmeter. Wird dies umgangen, kann das bei einem Stall mit 24.000 Hühnern laut «Spiegel» einen illegalen Gewinn von fast einer Million Euro pro Jahr einbringen, da Bio-Eier im Schnitt 15 Cent teurer als jene aus Legebatterien sind.
Zuletzt hat sich in Mecklenburg-Vorpommern die Zahl der Bio-Hühner erheblich reduziert. Nach Angaben des statistischen Landesamts sank ihr Anteil von fast einem Drittel (32,8 Prozent) im Jahr 2012 auf gut ein Viertel (26,7 Prozent) im vergangenen Jahr. Damit liege das Land aber weiter deutlich über dem Bundesdurchschnitt mit einem Anteil von 8,4 Prozent.
Absolut sank die Zahl der Bio-Hennen im Nordosten um rund 85.000 auf 708.000. Das
Agrarministerium vermutet, dass Öko-Betriebe auf konventionelle Freilandhaltung umgestellt haben. (dpa)