«Bisher haben wir es nur mit leichten Preissteigerungen im Laden zu tun», sagte Branchenexpertin Diana Schaak von der
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft am Dienstag. Das werde sich in diesem Jahr aber wegen der gestiegenen Erzeugerpreise sowie der höheren Energie- und Transportkosten voraussichtlich ändern.
Im vergangenen Jahr erzielten Bio-Lebensmittel und -getränke in Deutschland nach Angaben des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) einen Umsatz von fast 16 Milliarden Euro, ein Plus von fast sechs Prozent im Vergleich zum coronabedingten Rekordjahr 2020. Etwa ein bis zwei Prozent der Umsatzsteigerungen gingen 2021 auf Preiserhöhungen zurück, vier bis fünf Prozent auf Mengensteigerungen, sagte Schaak.
Vor allem bei Fleisch und Fleischersatzprodukten ändere sich das Einkaufsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher, sagte die BÖLW-Vorsitzende Tina Andres. Nach BÖLW-Angaben kommt Bio inzwischen auf einen Anteil von fast sieben Prozent im deutschen Lebensmittelmarkt.
«Die Zuwächse im Biosektor sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bio nach wie vor eine Nische ist», teilte der Geschäftsführer der Verbraucherorganisation
Foodwatch, Chris Methmann, mit. «Bio-Fleisch hat einen Marktanteil von nicht einmal 5 Prozent, Bio-Wurst sogar noch weniger.»
Das Ziel der Bundesregierung, dass 30 Prozent der deutschen
Agrarfläche bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden soll, löse die gravierenden Probleme in der Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung nicht.
Ursprünglich wollten
BÖLW und Organics International die aktuellen Zahlen zum nationalen und internationalen Bio-Markt auf der weltweit größten Naturkostmesse Biofach in Nürnberg vorstellen. Diese wurde aber wegen der Corona-Pandemie von Februar auf Juli verschoben.
Jeder siebte Hof in Deutschland wirtschaftet dem BÖLW zufolge mittlerweile ökologisch. 2021 stellten 320
Betriebe auf
Bio-Landwirtschaft um, die Fläche stieg um fast 5 Prozent auf fast 1,78 Millionen Hektar - fast 11 Prozent der deutschen Agrarfläche. Um das 30-Prozent-Ziel zu erreichen, müssten jährlich 12 Prozent Öko-Fläche dazukommen, sagte Andres. Dafür brauche es politische Rahmenbedingungen und mehr finanzielle Förderung.