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16.02.2016 | 07:19 | Perspektivforum auf der BioFach 

Mehr Bio von hier

Berlin - Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht im Biomarkt gute Chancen, aber auch Herausforderungen für umstellungsinteressierte deutsche Landwirte.

Regionale Bioprodukte
(c) proplanta
Auf dem DBV-Perspektivforum „Mehr Bio von hier“ (11. Februar 2016) diskutierten anlässlich der Biofach in Nürnberg Vertreter aus Politik, Praktiker aus dem Ökolandbau, aus dem Öko-Erfassungshandel und Erzeugerzusammenschlüssen über geeignete Wege zu einem stärkeren heimischen Öko-Anbau.

„Die Öko-Bauern wollen mehr vom stetig wachsenden Bio-Kuchen für die deutsche Landwirtschaft! Die grüne Agrarpolitik will mehr Bio in Deutschland und mehr regionale Versorgung. Es ist schon eine Botschaft, wenn in dieser Frage der Bauernverband und ein grüner Landwirtschaftsminister gemeinsam Problemlösungen diskutieren“, betonte der stellvertretende Vorsitzende des DBV-Fachausschusses Ökolandbau, Carsten Niemann.

Lediglich bei den Strategien, wie das zu erreichen sei und in der Motivlage gäbe es in Nuancen Unterschiede. Der DBV, so Niemann, habe mit seinem jüngsten Positionspapier auf Präsidiumsebene ein starkes Signal für eine nachhaltige Stärkung des Ökolandbaus in Deutschland gegeben.

Der Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Johannes Remmel, sah die Grenzen der Regionalisierung in seinem Bundesland bei weitem nicht erreicht. Im Schwerpunkt seiner Ökolandbaustrategie stehe das Ziel eine Ausdehnung der regionalen Öko-Erzeugung zu erreichen. Er forderte, im Ausbau des Ökolandbaus eine Perspektive für Landwirte anstelle der Exportorientierung zu entwickeln. „Gelsenkirchen ist unser Markt“, so der Minister wörtlich.

DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken sieht derzeit deutlich mehr Chancen als Barrieren für umstellungsinteressierte Landwirte. Schon seit einigen Jahren bezeichnen sich bei der Konjunkturbefragung im Auftrag des DBV etwa 10 Prozent der deutschen Landwirte als interessiert am Ökolandbau. Dieses Potenzial gelte es mit einer wirtschaftlich nachhaltigen Perspektive für ein stetiges, organisches Wachstum auszustatten. Dabei seien die Vermarktungspartner gefragt.

Die Umstellung auf den Ökobetrieb stelle für jeden Betrieb eine investive Herausforderung dar. Krüsken sieht darüber hinaus im Wettbewerb der deutschen Öko-Anbaustandards mit Importware nach EU-Standards und aus Drittländern eine zentrale Herausforderung, der sich Verarbeiter und Vermarkter stellen müssten. Dabei gelte es, die Verbindung von Öko und Regionalität zu stärken.

Carsten Niemann berichtete als Geschäftsführer EZZ Biokartoffel Nord von der äußerst erfolgreichen Kampagne „Deutsche Bio-Kartoffeln 365 Tage im Jahr“. Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel nehme dadurch ausländische Importe im Frühjahr erst dann in den Verkauf, wenn die deutsche Öko-Konsumware verbraucht sei. 2015 habe man den Verein „mehrbio.de e.V." mit gleichnamiger Internetplattform gegründet, um die Vorteile einheimischer Öko-Ware dem Verbraucher besser zu kommunizieren. Die Plattform sei offen für alle Produkte und Rohstoffe deutscher Herkunft.

Verbindlichkeit seitens des Rohstoffhändlers und Engagement in der regionalen Vermarktung betonte Klaus Engemann vom Biolandhof und Erfassungshandel der Engemann GbR. In der Regionalisierung sieht Engemann den Weg für den Ökomarkt. Die bundesweit ausgerichtete Vermarktung ziele auf faire Wertschöpfungsvereinbarungen. In den vergangenen Jahren habe sich sein Unternehmen verstärkt in dem Aufbau von Regionalprojekten wie das in seiner Heimatregion Ostwestfalen-Lippe Bio engagiert.

Öko-Schweinefleisch ist derzeit extrem knapp, konstatierte Sven Euen als langjähriger Einkäufer in der Öko-Fleischbeschaffung. Trotzdem fehlen vielen konventionellen schweinehaltenden Betrieben finanzielle Polster und Perspektiven für eine Umstellung.

Die Landwirte hätten nicht vergessen, dass es auch im Ökomarkt vor einigen Jahren eine Talsohle im Schweinezyklus gab. Fleischverarbeiter und Lebensmitteleinzelhandel müssten daher investitionsbereiten Landwirten mehr Sicherheit bieten. Dazu sei die Branche derzeit bereit. Ein Preisniveau von 3,75 EUR/kg Schlachtgewicht sei aktuell für Landwirte ein interessantes Angebot.

In der abschließenden politisch geprägten Diskussion auf dem Perspektivforum überwog die Einschätzung, dass Qualität und regionaler Bezug eine Marktchance bieten, um sich von preisaggressiven Importangeboten abzuheben. Die Teilnehmer betonten, dass die gemeinsame Suche nach Lösungen für eine Ausdehnung der Öko-Erzeugung in Deutschland fortgesetzt werden müsse.
DBV
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