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11.02.2016 | 10:52 | Bio-Lebensmittel 

Naturkost-Boom weckt Erwartung auf höhere Bioförderung

Nürnberg - Der Boom bei Naturkost verstärkt den Ruf von Landwirten nach staatlichen Fördermitteln.

Ökolandbau in Deutschland
Volle Bio-Regale - das gelingt Naturkostläden, Supermärkten und Discountern derzeit nur mit Importen. Denn was an Bio-Lebensmitteln aus deutscher Erzeugung auf den Markt kommt, reicht schon lange nicht mehr. Der Ruf nach mehr staatlicher Hilfe wird immer lauter. (c) proplanta
Neben dem Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) forderten zum Auftakt der Naturkostmesse Biofach in Nürnberg am Mittwoch auch mehrere Umweltverbände bessere Rahmenbedingungen für Bauern, die ihre Betriebe auf die Erzeugung höher dotierter Bio-Produkte umstellen wollen.

Nach Jahren der Stagnation zeigten erstmals wieder mehr konventionell wirtschaftende Bauern Interesse an einer Umstellung auf Bio-Produktion, berichtete BÖLW-Chef Felix Prinz zu Löwenstein am Rande der Biofach. Es sei schlimm, wenn ihre Umstellungspläne nun an unzureichenden staatlichen Fördermitteln scheiterten.

Nach Branchenangaben war 2015 der Umsatz mit Naturkost in Deutschland um 11 Prozent auf 8,62 Milliarden Euro gestiegen. Erstmals seit 2008 verzeichne der Markt damit wieder ein zweistelliges Wachstum. Stark gefragt gewesen seien bei den Verbrauchern im Vorjahr vor allem Bio-Eier sowie Mehl, Speiseöl und Milch aus ökologischer Erzeugung, ergab eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK.

Auch wenn Naturkostläden beim Geschäft mit Bio-Lebensmitteln immer noch eine große Rolle spielen - das Hauptgeschäft mit den Produkten machen nach einer repräsentativen Infas-Umfrage vor allem Supermärkte (86 Prozent) und Discounter (66 Prozent). 54 Prozent der Befragten nannten den Naturkostladen als Ort, in dem sie Bio-Lebensmittel einkaufen.

Die ökologisch bewirtschaftete Agrarfläche in Deutschland ist nach Angaben von BÖLW-Chef zu Löwenstein im Vorjahr zwar um 2,9 Prozent auf 1,077 Millionen Hektar gewachsen. «Das reicht aber nicht, um auf das starke Wachstum des Naturkost-Marktes aufzuschließen», unterstrich er. Notwendig seien neben einer gesicherten staatlichen Förderung auch mehr Mittel für die Forschung auf dem Gebiet des Ökolandbaus.

Auch Greenpeace befürchtet, dass die Bundesregierung unter den gegenwärtigen Bedingungen deutlich hinter ihrem selbst gesteckten Ziel zurückbleibt, bis 2020 rund 20 Prozent der Anbaufläche auf Ökolandbau umzustellen, heißt es in einer Mitteilung der Umweltorganisation. Derzeit liegt der Anteil der Öko-Agrarflächen bei 8 Prozent.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) betonte am Rande der Biofach zwar: «Mein Ziel ist, den Anteil der deutschen Bio-Produkte weiter zu steigern.» Bei der großen Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln werde der Markt aber nicht ohne Importe auskommen.

Die Bundesregierung ist der Auffassung, mit der jüngsten Anhebung der Umstellungsförderung um 20 Prozent einen ausreichend großen Beitrag zum Wachstum der Öko-Landwirtschaft zu leisten, wie Ministerialrat Clemens Neumann vom Bundeslandwirtschaftsministerium betonte. «Wir haben gute Rahmenbedingungen und die müssen nun weiter entwickelt werden», betonte er. Dazu gehöre auch die derzeit beratene EU-Verordnung für Bio-Lebensmittel. An den in Deutschland üblichen Kontrollen sollte dabei aber nicht gerüttelt werden.

Ähnlich stark wie bei der Naturkost wuchs 2015 die Nachfrage nach Naturkosmetik. Im Vorjahr setzten die Hersteller mit natürlich hergestellten Shampoos, Körpercremes und Parfüms zehn Prozent mehr um als 2014, teilten Marktforscher auf der Naturkosmetik-Messe Vivaness mit. Der Umsatz kletterte damit auf 1,1 Milliarden Euro. Inzwischen mache Naturkosmetik 8,3 Prozent vom gesamten deutschen Kosmetikmarkt aus, berichtete Expertin Elfriede Dambacher auf der parallel zur Biofach veranstalteten Messe Vivaness.

Kritische Töne schlug am Rande der Doppelmesse Auma Obama an. Die sozial engagierte Halbschwester von US-Präsident Barack warnte vor einem «Bio-Kolonialismus». Vielfach werde Afrika immer noch auf die Rolle des Rohstofflieferanten reduziert. Bei europäischen Herstellern von Bio-Produkten komme hinzu, dass diese den afrikanischen Lieferanten mit ihren teuren Zertifizierungsverfahren ihre Normen aufdrückten. Afrika müsse endlich als gleichwertiger Handelspartner akzeptiert werden.
dpa
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