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14.12.2016 | 00:06 | Erzeugerpreise 2016 
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Agrarwirtschaft beklagt erneut Einkommensrückgang

Berlin - „Die deutschen Bauern blicken erneut auf ein sehr schwieriges Wirtschaftsjahr zurück. Milchbauern, Schweinehalter, Ferkelerzeuger sowie Ackerbauern haben stark unter den niedrigen Erzeugerpreisen gelitten."

Agrarwirtschaft 2016
(c) proplanta
„Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe verzeichneten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2015/16 - und damit im zweiten Jahr in Folge - erhebliche Gewinneinbußen und Einkommensrückgänge.“

Diese Bilanz zog der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, bei der Vorstellung des aktuellen DBV-Situationsberichtes. Im Durchschnitt seien die Unternehmensergebnisse der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe um 8 Prozent auf 39.700 Euro je Betrieb gesunken, nach einem Minus von 34 Prozent im Vorjahr.

Den Zahlen des Situationsberichts 2016/17 liegt die Auswertung von fast 13.000 Buchführungsergebnissen aus dem Wirtschaftsjahr 2015/16 (01.07.-30.06.) zugrunde. Das durchschnittliche Unternehmensergebnis in 2015/16 entspreche umgerechnet einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2.300 Euro je Landwirt, von dem noch Sozialabgaben und Steuern bestritten werden müssten. „Neuinvestitionen konnten daraus nicht mehr finanziert werden“, stellte Rukwied fest.

Die Landwirte hätten 2015/16 massiv auf die Kostenbremse getreten; sie reduzierten die Betriebsmittelkosten insgesamt um durchschnittlich 6 Prozent. Die Ausgaben für Pachten sind jedoch um 4 Prozent und für Löhne um 2 Prozent gestiegen. „Das Wirtschaftsjahr 2015/16 hat in unseren Bilanzen erneut tiefe Spuren hinterlassen“, stellte Rukwied fest.

Die Liquidität war in vielen Betrieben stark angespannt, so dass mehr Fremdkapital aufgenommen (plus 5 Prozent auf 207.000 Euro) und das Investitionsvolumen gekürzt wurde (minus 16 Prozent auf 49.900 Euro). Dementsprechend war eine ausreichende Eigenkapitalbildung um betriebliche Existenz zu sichern in den meisten Fällen nicht möglich. Der gesamte Produktionswert der deutschen Landwirtschaft ist um 3 Prozent auf etwa 50 Milliarden Euro zurückgegangen. Die Erzeugerpreise sind in wichtigen Produktbereichen stark zurückgegangen.

Im Wirtschaftsjahr 2015/16 lag die Höhe der EU-Betriebsprämien bei durchschnittlich 24.300 Euro/Haupterwerbsbetrieb. „Die EU-Direktzahlungen werden in solchen Preistälern zur überlebenswichtigen Maßnahme, weil sie unmittelbar einkommenswirksam sind“, betonte Rukwied.

Die Ackerbaubetriebe erzielten ein Unternehmensergebnis je Landwirt von 38.000 Euro (minus 9 Prozent gegenüber Vorjahr). Ursachen waren die niedrigere Ernte und die geringeren Preise bei Getreide. So erzielte ein Landwirt für Brotweizen im Schnitt 9 Prozent weniger. Dagegen konnten die Kartoffelerzeuger mehr als den doppelten Preis des Vorjahres am Markt erzielen.

Die Milchbauern sahen sich mit einem durchschnittlichen Preisrückgang von 17 Prozent gegenüber dem ohnehin niedrigen Niveau des Vorjahres konfrontiert. Durch Kostenentlastungen bei Futtermitteln und vor allem aufgrund der hinfällig gewordenen Aufwendungen für Quotenpacht, Abschreibungen von Lieferrechten und weggefallener Superabgaben schlug der Preiseinbruch nicht voll auf die Ergebnisse durch, die auf 25.000 Euro Unternehmensgewinn je Landwirt zurückgingen.

Ein noch niedrigeres Ergebnis erreichten die Rindermastbetriebe mit 22.500 Euro je Landwirt (minus 5 Prozent). In den auf Schweine- und Geflügelhaltung spezialisierten Veredlungsbetrieben verschlechterte sich das Unternehmensergebnis je Landwirt um 10 Prozent auf 29.200 Euro. Die Sauenhalter und Ferkelerzeuger mussten jedoch wesentlich höhere Einbußen verkraften als die Schweinemastbetriebe.

Auch für die Weinbaubetriebe endete das Wirtschaftsjahr 2015/16 mit einem deutlichen Minus: ihr Unternehmensgewinn je Winzer verringerte sich um 6 Prozent auf nur noch 28.500 Euro.

Die Agrargenossenschaften aus den neuen Bundesländern haben das Wirtschaftsjahr mit hohen Jahresfehlbeträgen von durchschnittlich 97.000 Euro abgeschlossen, hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Personalkosten darin enthalten sind.

Die Ausnahme bei den Gewinnentwicklungen des Wirtschaftsjahres 2015/16 bilden die rund 25.000 Ökobetriebe. Im Durchschnitt erhielt ein Ökobetrieb 26.000 Euro zusätzliche Prämien zur Förderung des Ökolandbaus und für Agrarumweltmaßnahmen, konventionell bewirtschaftete Betriebe lagen bei 3.300 Euro. So konnten die Ökobetriebe ihr Unternehmensergebnis je Landwirt um 21 Prozent auf 48.800 Euro verbessern. Mit Erneuerbaren Energien erlösen die landwirtschaftlichen Betriebe geschätzt 5,7 Mrd. Euro, schwerpunktmäßig mit Biogas (4,1 Mrd. Euro).

Für das laufende Wirtschaftsjahr 2016/17 gibt es in Teilmärkten Anzeichen der Besserung: Die Marktentwicklungen lassen partiell etwas stabilere Einnahmen erwarten. In der 2. Hälfte 2016 setzte eine Erholung der Erzeugerpreise bei Milch und Schweinen ein. Wachsende Preise und stärkere Nachfrage auch auf den internationalen Märkten stützen den Markt. Vor allem die Exporte von Schweinefleisch und Milchprodukten nach China zeigen in 2016 eine starke Aufwärtsentwicklung.

„Wir rechnen für das laufende Wirtschaftsjahr 2016/17 mit einer im Durchschnitt leichten Erholung der Unternehmensergebnisse auf niedrigem Niveau. Das gilt für Milchvieh- und Veredelungsbetriebe“, erklärte Rukwied.
DBV
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Kommentare 
cource schrieb am 15.12.2016 10:20 Uhrzustimmen(22) widersprechen(12)
das kommt ja einer aufstockung ähnlich arbeitslosengeld II oder Hartz IV gleich---willkommen im niedriglohnsektor
Agrarexperte schrieb am 15.12.2016 08:51 Uhrzustimmen(27) widersprechen(9)
weitermachen wie bisher, auf bessere Preise hoffen und nach dem Staat schreien den man vorher verteufelt hat. Jammern bis zum Untergang. Dies lässt auf die Intelligenz des Berufsstandes schließen!
agric ola pro agricolas schrieb am 14.12.2016 10:52 Uhrzustimmen(26) widersprechen(23)
…dafür, dass Rukwied & Konsorten in der EU-Agrarpolitik einen gewichtigen Stabilitätsfaktor sehen, wird dieser gerade in deren narzisstisch archaischen Reihen extrem träge, vollkommen verschlafen und unbeseelt mehr als stiefmütterlich abgehandelt. Damit vermag man keinesfalls das äußerst zart erblühende Pflänzchen von einem durchgängig erhofften Frieden inmitten demokratischer Freiheiten innerhalb europäischer Grenzen zur vollen Blütenpracht entfalten können (siehe Brexit u.a.). Eher gegenläufig lässt man derzeit einen brandgefährlichen Zerstörungswahn zu und verkennt vollkommen die dringend notwendigen positiven Zeichen der Zeit!
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