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12.07.2017 | 11:29
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Gesundheitsrisiken von Stromleitungen werden erforscht

Risiken durch Stromleitungen?
Bund lässt mögliche Gesundheitsrisiken von Stromleitungen erforschen. (c) proplanta

Angst vor Hochspannung - berechtigt oder unnötig?



Wo Stromtrassen entstehen, gibt es oft Widerstand der Anwohner. Kritiker fürchten, dass starke elektrische und magnetische Felder der Gesundheit schaden. Bewiesen ist das nicht. Mehr als 30 neue Projekte sollen nun die Debatte versachlichen - der Energiewende zuliebe.

Es knistert und summt unter der Hochspannungsleitung. Viele Menschen empfinden das als unangenehm, manchen macht es Angst. Ist es gefährlich, nahe an einer solchen Leitung zu wandern, zu spielen, zu arbeiten oder sogar zu wohnen? Bisher weiß man darüber zu wenig, findet das Bundesamt für Strahlenschutz, und schiebt mehr als 30 neue Forschungsprojekte an.

«Wir sind überzeugt, dass wir alle gut gesichert sind durch die gesetzlichen Regelwerke», sagt Amtschefin Inge Paulini. Bisher seien keine negativen Folgen nachgewiesen. Es gebe aber Verdachtsmomente, die zu Sorgen in der Bevölkerung führten. «Unser Bestreben ist die Information aller Beteiligten auf einer sachlichen Grundlage», erklärt Paulini. Rund 18 Millionen Euro dürfte die Forschung kosten, bisher steht als Finanzierer das Bundesumweltministerium fest.

Hinter der Initiative steht auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit: Um die Energiewende zu schaffen, braucht Deutschland Tausende Kilometer neuer Stromleitungen, die Ökostrom in alle Ecken der Republik bringen. Sowohl Wechselstrom-Hochspannungsleitungen, wie es sie schon lange gibt, als auch neue Gleichstrom-Leitungen (HGÜ-Leitungen), die «Strom-Autobahnen» Südlink und Südostlink von Norden nach Süden. Und das geht nur mit den Bürgern gemeinsam.

Wieso könnten Stromleitungen ein Gesundheitsrisiko sein?

Wo Strom fließt, entstehen elektrische und magnetische Felder. Auch in Lebewesen gibt es elektrische Ströme, etwa in den Nerven und im Herzen. Äußere elektrische und magnetische Felder können mit denen im Körper wechselwirken oder zusätzliche Felder erzeugen. Überschreiten die äußeren Felder bestimmte Schwellenwerte, können sie die Gesundheit akut gefährden und etwa Kammerflimmern auslösen. Es gelten allerdings Grenzwerte, die das verhindern sollen.

Welche Risiken gibt es im Alltag dann?

Es gibt Studien, die auf ein erhöhtes Auftreten neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer oder ALS hindeuten, wenn Menschen - etwa beruflich - sogenannten niederfrequenten Feldern ausgesetzt sind. Diese gibt es rund um Wechselstrom-Hochspannungsleitungen, aber auch im häuslichen Bereich. Andere Studien weisen darauf hin, dass Magnetfelder das Leukämie-Risiko bei Kindern erhöhen können.

Die internationale Agentur für Krebsforschung (IACR) hat solche Felder als «möglicherweise krebserregend» eingestuft. Zudem gibt es Menschen, die Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit auf elektrische und magnetische Felder in ihrer Umwelt zurückführen.

Was soll jetzt erforscht werden?

Die vorliegenden Studien beantworten sehr viele Fragen nicht - und es gibt andere Forschungsarbeiten, die ihnen widersprechen. Hier sollen neue Projekte Klarheit bringen. Aber nicht nur die Auswirkung der bereits üblichen Wechselstrom-Leitungen soll Thema sein, sondern auch mögliche Risiken der neuen Gleichstrom-Leitungen. Dabei geht es zum Beispiel um Luftmoleküle und Teilchen, sie sich an Leitungen im Freien elektrisch aufladen und vom Wind als «Wolken» bewegt werden können. Die Frage ist, ob elektrisch aufgeladene Luftschadstoffe vom Körper verstärkt aufgenommen werden und damit gefährlicher werden.

Bringt es etwas, die neuen «Strom-Autobahnen» zu vergraben?

Je nachdem. «Wenn Sie direkt über der Erdverkabelung stehen, ist das Magnetfeld höher als unter einer Freilandleitung», erklärt Gunde Ziegelberger vom Bundesamt für Strahlenschutz. Wenn man sich entfernt, nehme die Stärke aber beim Erdkabel schneller ab. Die Entscheidung, Erdkabel zu bevorzugen, sei «psychologisch». Das war vor allem auf Druck Bayerns so entschieden worden, es macht den Bau der großen Leitungen Südlink und Südostlink teurer und schwieriger.

Welche Bedenken gibt es abgesehen von Gesundheitsrisiken?

Naturschützer kritisieren unter anderem, dass Vögel wie Kraniche, Schwäne oder Adler gegen die Leitungen fliegen. Schneisen, die in Wälder geschlagen werden, durchschnitten die Lebensräume von Tieren, sagt Eric Neuling vom Naturschutzbund Nabu. Sensible Gebiete wie Biosphärenreservate, Moore oder naturnahe Wälder müssten verschont werden.

Landwirte sorgen sich unter anderem um ihre Böden - sie fordern, beim Vergraben von Erdkabeln die Erde zu schonen, und beklagen fehlende Erkenntnisse etwa zur Wärmeentwicklung. Außerdem gibt es Streit um Entschädigungen für Landeigentümer.

Wie kommt der Stromnetzausbau eigentlich voran?

Lange galt der Leitungsausbau als Achillesferse der Energiewende, vielen geht es auch jetzt noch zu langsam. «Wir haben Nachholbedarf», sagt Jochen Homann, der Präsident der Bundesnetzagentur. Die beiden großen «Strom-Autobahnen» Südlink und Südostlink sind noch in Planung. Bis 2025 sollen sie fertig sein.

Die Betreiber haben Routen vorgeschlagen. Dazu gab es Antragskonferenzen, auf denen sie diskutiert wurden - über den genauen Verlauf wird nun entschieden.Ansonsten: Von 5.900 Kilometern Leitung im Bundesbedarfsplangesetz sind erst 150 Kilometer realisiert, von weiteren 1.800 Kilometern aus dem Energieleitungsausbaugesetz 700 Kilometer.
dpa
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Kommentare 
kurri Altbauer 86 schrieb am 13.07.2017 17:02 Uhrzustimmen(63) widersprechen(25)
Es tobt hinter den Kulissen ein heftiger Kampf um die Märkte von Strom, Energie aus Öl und Gas. Ohne Rücksicht auf den immensen Verbrauch an Ressourcen, wird trotz aller Warnungen, manchmal ohne Sinn und Verstand, drauflos gewirtschaftet. Hauptsache es wird ein möglichst hoher Gewinn erzielt! Erinnern möchte ich an Dr. H. Gruhl, er mahnte schon 1973 in seinem Buch „Ein Planet wird geplündert“ vor den Folgen unserer Verschwendungssucht. Wenn wir so weitermachen wie bisher, ist unsere Erde dem Untergang geweiht, es sei den, wir vernichten uns selbst in unserer arroganten Überheblichkeit.

Da ist z.B. der Strom. Was wird da viel Geld verpulvert. Auf dem Weg von der Küste nach Süden, verliert der noch gebräuchliche Wechselstrom über 50% seiner Strommenge! Folglich geht man zu Gleichstrom über. Warum haben wir eigentlich diese unterschiedlichen Stromsysteme? Schon unser Nachbar Holland verwendet Gleichstrom. In Bad Bentheim müssen die E_Loks gewechselt werden.
Als Nachteil des Gleichstroms wird die um 1 Drittel höheren Gewichte genannt.
Nach Teztlaff kann man dieselbe Energiemenge in Gasform durch ein 60 cm Durchmesser starkes Rohr, statt über die 60 Meter hohen Masten, die die Landschaft verunstalten, geleitet werden. Tetzlaff schlägt vor eine Änderung unserer Stromversorgung. Er will eine dezentrale Erzeugung von Wasserstoff. Dieser soll dann über das vorhandene Erdgasnetz in jedes Haus geliefert werden. Mittels einer Brennstoffzelle wird in jedem Haus Strom und Wärme erzeugt. Der Nachteil, es entsteht in der warmen Jahreszeit ein Überschuss an Wärme. Das vorhandene Erdgasnetz befindet sich in den Händen großer Konzerne und Unternehmen. Diese haben natürlich kein Interesse an einer Änderung.
Die Landwirtschaft produziert mit Hilfe der chem. Pflanzenschutzmitteln immer höhere Erträge von den Feldern. Die Preise liegen entsprechend niedrig, der Preis für 100 kg Weizen liegt z.Zt. 33% unter dem von 1950!! So wird sie nie auf einen „grünen Zweig“kommen. Was liegt also näher. als Flächen aus der Produktion zu nehmen. Etwa 3 Millionen ha waren früher für die Ernährung der Zugtiere erforderlich. Auf diesen Flächen soll nach Tetzlaff starkwüchsige Grünmasse erzeugt werden, durch Vergasung wird daraus hochreines Wasserstoff gewonnen. Dieses Konzept wurde zunächst von Seiten der Politik begrüßt. Allerdings waren die „anderen Bataillone“ stärker, wie so oft wird eine Idee zu Grabe getragen. Warum hat man nicht wenigstens einen Versuch gemacht?

Warum wird nicht vor Beginn einer solchen Baumaßnahme eine exakte Berechnung der Vor und - Nachteile durchgeführt? Wir haben doch wohl genug fähige Wissenschaftler die so etwas machen könnten. Mein Vertrauen in unsere Politiker ist bald auf dem Nullpunkt gelandet! Wer regiert uns eigentlich, sind es die Bosse der Industrie, oder unsere Politiker, die von ihren Beratern wider besseres Wissen, falsch informiert werden? Alle Institutionen unterhalten in Berlin Lobbyisten, warum sträuben sich die Parteien so gegen eine Offenlegung, was da in den Hinterzimmern abläuft?

Die gigantischen Schäden, die weltweit entstehen, werden von den Medien gerne herunter gespielt. Sie haben auch ein Interesse an der Wirtschaft. Sie leben überwiegend von den Werbeeinnahmen. Hier schließt sich dann wieder der Kreis, es geht nur um Profit und Wachstum.
cource schrieb am 13.07.2017 06:47 Uhrzustimmen(43) widersprechen(57)
wir leben in einem system welches nur durch "wachstum" überhaupt funktioniert, deshalb ist man gezwungen sich immer wieder etwas neues auszudenken um in irgendeiner form wachstum zu generieren und dazu gehört auch die doppelte und dreifache produktion von strom durch: kohle, erdöl,atom, wind, solar, wasser usw. usf. wenn es sein muss bekommt jeder eine eigene trafostation vors bett
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