Das geht aus einer vorläufigen Auswertung der Geschäftsstelle der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) am
Umweltbundesamt (UBA) hervor, die am Mittwoch (15.12.) veröffentlicht wurde. Demnach kann für 2021 von einer
Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen von etwa 237 Mrd kWh ausgegangen werden; im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang um etwa 5 %.
Da der Stromverbrauch laut
UBA gegenüber dem von der Covid 19-Pandemie besonders gezeichneten Jahr 2020 wieder angezogen ist, fiel der Anteil des erneuerbaren Stroms deutlich, nämlich von 45,3 % auf schätzungsweise 42 % in diesem Jahr.
Der Rückgang der erneuerbaren Stromerzeugung kann dem Umweltbundesamt zufolge im Wesentlichen auf die witterungsbedingt stark gesunkene Stromerzeugung aus Windkraft zurückgeführt werden, die im Jahresvergleich um 11 % schrumpfte. Sie lag im Jahr 2021 bei 118 Mrd kWh, wovon 93 Mrd kWh aus Windenergieanlagen an Land und 25 Mrd kWh aus Windenergieanlagen auf See stammten.
Die Windenergie steuert damit trotz des Rückgangs rund die Hälfte des gesamten erneuerbaren Stroms bei. Die Stromerzeugung aus Photovoltaik-(PV)-Anlagen legte trotz vieler neuer Anlagen nur um etwa 1 % auf 49 Mrd kWh zu, was das UBA der diesjährigen „Sonnenflaute“ zuschreibt. Biomasse hat dagegen mit 50 Mrd kWh eine im Vergleich zu 2020 fast unverändert große Strommenge zum regerativen Strommix beigetragen. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft erhöhte sich wegen starker Niederschläge in den Sommermonaten um fast 5 % auf 19 Mrd kWh.
Lücken schließen
Bestätigt wurden die vorläufigen Zahlen der AGEE-Stat durch Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbandes der Energie- und
Wasserwirtschaft (BDEW). Beide verwiesen in einer gemeinsamen Presseverlautbarung ebenfalls auf den ausgeprägten „Corona-Effekt“.
Da die Erneuerbaren-Quote als Anteil am Stromverbrauch ausgewiesen werde, habe der pandemiebedingte Lockdown im Frühjahr 2020 und die damit einhergehende Stromeinsparung zu einem zwischenzeitlichen Anstieg des Anteils an Wind-, Solar- und Biomassestrom geführt. Seit die Industrie wieder unter Volllast laufe, habe sich der Stromverbrauch aber normalisiert, so BDEW und ZSW.
„Die neue Bundesregierung hat sich ambitionierte Ziele für den Erneuerbaren-Ausbau gesetzt. Bis zum geplanten Anteil von 80 % im Jahr 2030 liegt noch ein großes Stück Arbeit vor uns - insbesondere mit Blick darauf, dass der Stromverbrauch in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich ansteigen wird“, stellte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, fest. „Der
Ausbau der Erneuerbaren ist gleichzeitig ein umfangreiches Investitionsprogramm für die Wirtschaft“, betonte ergänzend Prof. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied am ZSW.
Ein besonderes Augenmerk müsse deshalb darauf gelegt werden, Lücken in den heimischen Wertschöpfungsketten zu schließen, und zwar vom Material über die Produktion bis zur Errichtung und dem
Betrieb von Erneuerbare-Energien-Anlagen.
Energiewendeland Nummer eins
In Schleswig-Holstein hat die Menge an Strom aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft im Jahr 2020 ausgereicht, um das Bundesland rein rechnerisch zu fast 160 % aus erneuerbaren Quellen zu versorgen: Einer Stromerzeugung von 24,8 Mio MWh aus erneuerbaren Energien stand laut dem Statistikamt Nord ein Stromverbrauch von 15,8 Mio MWh gegenüber.
„Die Stromerzeugung aus Kohle ist weiter deutlich rückläufig, die aus Kernenergie wird ab 2022 bei null liegen und die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien absehbar weiter steigen“, berichtete der auch für Umweltfragen zuständige Kieler
Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht. Schleswig-Holstein baue damit seine Position als „Energiewendeland Nummer Eins“ weiter aus.