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08.03.2011 | 14:11 | E10-Debakel 

Benzin-Gipfel sucht Lösungen bei E10-Absatzkrise

Berlin - Die Bundesregierung und Spitzenvertreter der Mineralöl- und Automobilbranche sind am Dienstagmittag in Berlin zusammengekommen, um einen Ausweg aus der Absatzkrise beim neuen Biosprit E10 suchen.

E10 Zapfsäule
 Die Regierung will die Einführung dem Vernehmen nicht stoppen, auch wenn sich Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) vor dem Treffen offen zeigte für eine befristete Aussetzung. Um 14.30 Uhr soll es ein Pressestatement zu den Ergebnissen geben.

Die Bundesregierung will bisher nur die Infos für Verbraucher an den Tankstellen verstärken. Das geht aus einer Vorlage für den Gipfel nach Angaben aus Regierungskreisen hervor. Damit sollen Auto- und Mineralölwirtschaft stärker in die Pflicht genommen werden. Rund drei Millionen Autos vertragen das Superbenzin nicht, dem zehn Prozent Ethanol aus Getreide und Zuckerrüben beigemischt wird.


Bauernverband weist Kritik an E10 zurück

Der Bauernverband hat indes die Kritik am Biosprit E10 zurückgewiesen. Die Einführung von E10 an den Tankstellen sei ein konsequenter Schritt zur Umsetzung der deutschen Klimaziele, sagte der Experte des Deutschen Bauernverbands für Nachwachsende Rohstoffe, Rainer Tietböhl, am Dienstag in Berlin. Bioethanol aus deutscher Produktion verursache vom Acker bis in den Tank nur halb so viel Kohlendioxid (CO2) wie Benzin aus fossilem Erdöl. Bei flächendeckender Verwendung von E10 könnten bis zu zwei Millionen Tonnen Benzin im Jahr gespart werden, was eine Einsparung von zwei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr bedeute.

Der Bauernverband warb für den Sprit mit 10 Prozent Ethanol-Beimischung, weil die Landwirtschaft für eine größere Unabhängigkeit der Wirtschaft von Erdölimporten sorgen könne. Auch vor dem Hintergrund der Frage nach einer Konkurrenz zwischen «Teller und Tank» sei die E10-Einführung voll verantwortbar, sagte Tietböhl.


Aigner zeigt Verständnis für E10-Kritik

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat Verständnis für die große Unsicherheit der Autofahrer über den Biosprit E10 gezeigt. «Ich kann verstehen, dass Autofahrer das neue E10 nicht tanken, wenn sie nicht absolut sicher sein können, dass ihr Motor das auch verträgt», sagte Aigner kurz vor Beginn des «Benzingipfels» am Dienstag in Berlin. Die Autofahrer brauchten jetzt schnell Klarheit, ob ihr Auto E10 verträgt. Aigner sagte, sie sehe vor allem die Autoindustrie in der Pflicht, verlange aber auch von der Mineralölindustrie mehr Informationen. Sie warnte Politik und Wirtschaft vor gegenseitigen Schuldzuweisungen.


Nordzucker: Wogen zu E 10 müssen sich glätten

Die Diskussion um den Biosprit E10 sorgt bei Deutschlands zweitgrößtem Zuckerproduzenten Nordzucker für Irritation. «Die Wogen müssen sich glätten, Bio-Kraftstoff ist zur Zeit die einzige Alternative zu Erdöl, das nun mal zur Neige geht», sagte Albrecht Schaper, Geschäftsführer der Nordzucker-Tochter Fuel 21, der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Elektro- oder Wasserstoff seien noch lange nicht marktreif. Zudem sei die EU-Vorgabe, künftig im Transportsektor mindestens zehn Prozent erneuerbare Energien zu nutzen, in anderen Ländern wie Frankreich schon umgesetzt. Nordzucker stellt in Klein Wanzleben aus 1,3 Millionen Tonnen Rüben 130 Millionen Liter Bioethanol her.

Die Bioethanol-Anlage der Nordzucker steht in Wanzleben in Sachsen-Anhalt direkt neben der Zuckerfabrik. Dort wird neben Zucker auch Rübensaft für die Bioethanolanlage hergestellt. «Aus etwa 1,3 Millionen Tonnen Rüben produzieren wir zur Zeit rund 130 Millionen Liter Bioethanol», sagte Schaper. Zum Vergleich: Aus 7,5 bis 8 Millionen Tonnen fertigt die Nordzucker pro Jahr Zucker.

Die Bioethanol-Anlage sei noch nicht voll, aber gut ausgelastet, sagte Schaper. «Wir haben nicht damit gerechnet, dass E 10 sofort voll läuft.». Doch selbst wenn es in Deutschland zu einem vorübergehenden Stopp kommen sollte, habe er keine Sorge. «Wir können gut exportieren, Dänemark und die Niederlanden produzieren zum Beispiel noch nicht selbst Bioethanol», sagt der Manager.

«Die deutschen Verbraucher müssen von Politikern und Industrie noch besser aufgeklärt werden», forderte er. So will er die Kritik an einer schlechten Umwelt-Bilanz des Rüben-Kraftstoffes nicht stehen lassen. «Die CO2-Bilanz von Biokraftstoffen muss laut Gesetzgeber um 35 Prozent besser sein als die von fossilen Brennstoffen. Bei der Rübe liegt die Bilanz vom Acker bis zum Verbrennen um 50 Prozent günstiger», beteuert Schaper.

Auch die Kritik, durch den Anbau von Pflanzen für Kraftstoff würden Monokulturen entstehen, gelte nicht für Deutschland. «Rüben werden in Fruchtfolge angebaut, nur alle vier Jahre können sie auf einem Acker stehen.» Für die Rübenanbauer sei die Produktion des Biokraftstoffs zudem nach der Liberalisierung des Zuckermarktes eine neue Einnahmequelle. (dpa) 

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