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29.01.2023 | 00:58 | Biokraftstoffe 
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Biokraftstoff-Ausstieg: Widerspruch zu Klimazielen der Bundesregierung?

Berlin - Das Bundesverkehrsministerium sieht die vom Bundesumweltministerium vorgeschlagenen Maßnahmen zum Ausstieg von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse im Widerspruch zur erklärten gemeinsamen Absicht der Bundesregierung, die Klimaschutzziele einhalten zu wollen.

Biokraftstoff-Ausstieg
Das Bundesverkehrsministerium hält die Biotreibstoffe für „unverzichtbar“ bei der Erreichung der Klimaziele. (c) proplanta
Das erklärte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Volker Wissing am Donnerstag (26.1.) auf Nachfrage von AGRA-EUROPE. Biokraftstoffe seien „unverzichtbar“ zum Erreichen der Klimaziele der Bundesregierung, stellte das Ressort für Digitales und Verkehr (BMVD) klar. Nach seinen Angaben spart ein Liter Biokraftstoff 84 % CO2 ein im Vergleich zu einem Liter fossilen Kraftstoff.

Für das Jahr 2020 bedeute das eine Reduzierung der Emissionen um 13,2 Mio. t CO2-Äquivalente. Eine Absenkung der Obergrenze für Biokraftstoffe würde zu mehr Treibhausgasemissionen im Verkehr führen, so der Sprecher. Auch nach Einschätzung vom Vorsitzenden des Bundesverbandes Bioenergie (BBE), Artur Auernhammer, führt an nachhaltig erzeugten Biokraftstoffen kein Weg vorbei, wenn Deutschland seine ambitionierten Klimaziele im Verkehr erfüllen will.

Das stellte Auernhammer zum Auftakt des 20. Fachkongresses für erneuerbare Mobilität „Kraftstoffe der Zukunft“ am Montag (23.1.) in Berlin nochmals klar. Klimaschutz im Verkehr sei ohne Biodiesel, Bioethanol und Biomethan nicht denkbar. Vor diesem Hintergrund ist für Auernhammer nicht nachvollziehbar, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir im Verbund mit seiner für Umweltthemen zuständigen Kabinettskollegin Steffi Lemke wiederholt die Bedeutung und damit die Zukunft von nachhaltig zertifizierten Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse in Frage stellt und eine Absenkung der Obergrenze plant.

Technologieoffenheit

Gesetzliche Voraussetzung für den Marktzugang der Biokraftstoffe sei schließlich deren zertifizierte Nachhaltigkeit, gab der BBE-Vorsitzende zu bedenken. Die Pläne der beiden Bundesminister würden den Klimaschutz im Verkehr um Jahre zurückwerfen und einen massiven Vertrauensverlust in die deutsche Klimapolitik bedeuten. „Wir lehnen die angekündigte Gesetzesänderung deshalb in aller Deutlichkeit ab und fordern, den Klimaschutz im Verkehr nicht politischen Profilierungen innerhalb der Regierung zu opfern“, betonte Auernhammer.

Der Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium, Oliver Luksic, verwies auf die von seinem Haus propagierte Technologieoffenheit, was den Antrieb der Zukunft angeht: „Um unsere Klimaziele im Verkehr zu erreichen, müssen wir auf alle verfügbaren klimafreundlichen Technologien zurückgreifen. Das ist enorm wichtig, denn nicht jede Anwendung im Verkehr lässt sich elektrifizieren oder anderweitig effizient klimaneutral gestalten.“ Für das Verkehrsressort seien erneuerbare Kraftstoffe ein wichtiger Bestandteil des Technologiemixes der Zukunft, erklärte Luksic.

Ernährungssicherheit nicht gefährdet

Mit dem technologieoffenen und verkehrsträgerübergreifenden BMDV-Gesamtkonzept „Erneuerbare Kraftstoffe“ fördere man deshalb die Weiterentwicklung und den Markthochlauf fortschrittlicher Biokraftstoffe und E-Fuels, berichtete der Staatssekretär. Dafür stünden bis zum Jahr 2026 insgesamt 1,9 Mrd. Euro zur Verfügung. Erneuerbare Kraftstoffe sind für Luksic ein elementarer Bestandteil des Technologiemixes der Zukunft. „Tank gegen Teller ist nicht das Thema“, unterstrich er. Für den Vorsitzenden des Landwirtschaftsausschusses im Europaparlament, Norbert Lins, steht ebenfalls fest, dass die Klimaziele im Verkehr ohne Biokraftstoffe nicht zu schaffen sind.

„Biokraftstoffe sind sowohl auf Basis nachhaltiger Anbaubiomasse als auch auf Basis biobasierter Rest- und Abfallstoffe in vielerlei Hinsicht einsetzbar und auf absehbare Zeit sehr gut geeignet“, erklärte der CDU-Politiker. Die Landwirtschaft sei in der Lage, hier ihren Teil beizutragen, ohne die Ernährungssicherheit zu gefährden. „Wir brauchen eine Biokraftstoffpolitik, die einen elementaren Beitrag für den Klimaschutz leistet und gleichzeitig die heimische Eiweißpflanzenproduktion voranbringt“, betonte Lins. Dies steigere die Biodiversität bei den Anbaukulturen und stärke die regionale Wertschöpfung.

„An den Haaren herbeigezogen“

Kritik am Referentenentwurf aus dem Umweltressort äußerte auch der CSU-Agrarpolitiker Max Straubinger. „Biosprit sorgt für Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit im Verkehr“, so Straubinger. Aus seiner Sicht zeigen die Grünen hier eine Doppelmoral. Auf der einen Seite verwiesen sie auf die klimaschädliche Wirkung des Verkehrs, auf der anderen Seite wollten sie nun ausgerechnet die Biokraftstoffe verbieten, die zu mehr Klimaschutz beitrügen.

„An den Haaren herbeigezogen“ wertete Straubinger die Begründung Lemkes, aufgrund einer drohenden Lebensmittelkrise als Folge des Ukraine-Krieges kein Getreide mehr als Treibstoff verwenden zu wollen. Der CSU-Bundestagsabgeordnete hofft, dass Wissing seinen Widerstand gegen den Gesetzentwurf beibehält. Damit die Energiewende im Verkehrssektor gelinge, brauche es einen vernünftigen Mix aus Verbrennern, E-Mobilität und alternativen Kraftstoffen.
AgE
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 29.01.2023 08:35 Uhrzustimmen(46) widersprechen(5)
Krass GRÜN ist schlichtweg wohl deshalb für eine Abschaffung von Biokraftstoffen, damit die Bauern bloß nicht auf die (abstruse) Idee kommen, sich autark mit Biokraftstoffen zu versorgen: Vom Acker direkt wieder auf dem Acker; nachhaltiger kann keine CO2-sparende LW der kürzesten Wege betrieben werden!!!

Wer schlüpfte sodann für das Dreamteam Lemke/Özdemir in die Rolle des wehrlos treudoofen Prügelknaben, letztere bald ohne Wiederkehr!?

Allenthalben gewöhnt man uns Bauern jetzt sogar die Grundrechenarten ab, um uns entsprechender Kopfrechnerqualitäten mit enorm viel Bauernschläue zu berauben. (Neidisch, weil man selbst eben diese niemals verfügte!? ;-) )

Auf einem Hektar Raps bzw. Sonnenblumen kann man derzeit selbst unter widrigsten Wachstumsbedingungen im Minimum ca. 1.000 Liter Pflanzenöl erzeugen - dies entspricht einem Gewicht von etwa 10 Dezitonnen Ölfrüchten pro Hektar. Hiervon bleiben nach dem Abpressen des Öles vorsichtig geschätzt noch 20 Dezitonnen eiweißreicher Presskuchen übrig, den man der menschlichen bzw. tierischen Ernährung zuführen kann. Wer künftig Insekten auf dem eigenen Teller tolerieren und verspeisen will, kann eben auch diesen Presskuchen nicht verabscheuen wollen. - Zumindest „lebt und zappelt“ dieser nicht!!!

Zudem ist dieses hochwertigste, vielseitig einsetzbare „Abfallprodukt“ der Pflanzenölerzeugung extrem energiegeladen. Sofern Mann/Frau es für unsere Ernährung nicht einsetzen will, verfügt man hier eine überaus effiziente Alternative zu den heute kaum mehr bezahlbaren Sägemehlpresslingen (dereinst Abfallprodukt), die wohlige Wärme mit ganz viel Rums-Wumms liefert, Ampel auf „FEUER-ROT“!!!

Schauen wir mal, wie lange Özdemir/Lemke mit ihrer nachweislich verheerenden fachlichen Inkompetenz selbst beim eigenen Wahlvolk noch punkten können!?

„Inkompetenz wird zur Tretmühle

Die Tiere fühlen, wo ihre Gaben liegen;
Ein Bär wird nicht versuchen zu fliegen,
ein lahmend Pferd bleibt stehn und sinnt,
bevor es die fünffache Hürde nimmt,
Ein Hund weicht instinktiv zur Seit',
Ist ihm der Graben zu tief und zu breit,
Der Mensch indes scheint mir die einz'ge Kreatur,
Die von Dummheit gelenkt, bekämpft die Natur,
Der, wenn sie mahnend ruft: Laß ab!
wider seinen Genius ringt,
ihm töricht seinen Plan aufzwingt.“

(Jonathan Swifts Weisheiten aus dem 17./18. Jahrhundert)

...Geschichte wiederholt sich!!! - Unsere oberklugsch... grünen Besserwisser in der Gegenwart scheinen starrköpfig einfältig unsere Mutter Natur umerziehen zu wollen. Ob das gelingt!?...

Von heute auf morgen wird kein Bauernhof überleben können, wenn er die Antriebstechnik dort auf elektrische Energie umstellen muss.

Randnotiz, was anderenortens aktuell auf unserem Globus abgeht:

Kaum einer zeugt gegenwärtig dem El-Niño-Phänomen, das schon 2023 auch vor unseren Schloßportalen steht, die nötige Aufmerksamkeit.

- Auf den Galápagos-Inseln sind von 13 Korallenriffen 12 bereits komplett tot, das letzte ist augenscheinlich auch kaum mehr überlebensfähig. Wahrscheinlich werden unsere zwei Protagonisten in der von Ihnen kommunizierten immer tristeren Heimat in ihrer grünen Blase diesen Traumort blauer Naturparadieswelten nicht einmal kennen...

- Auf der Nordinsel Neuseelands fallen derzeit beeindruckende Sturzfluten vom Himmel, allgewaltige Mengen, die noch kein Weißer nach der Eroberung dieser Insel jemals gesehen hat...

Nur zwei Bespiele von noch sehr vielen mehr, die uns Menschlein in Bälde ereilen und erheblich beschäftigen werden. Vogelfreund Özdemir mit seiner grünen, nur gefühlten Feudalherrin Lemke arbeitet sich währenddessen aber mit Scheuklappen ausgestattet mal vorzugsweise wieder an uns tumben Toren ab.

Irgendwann müssen auch Lemke und Özdemir in ihrem allenfalls nur auf Kurzstrecken ausgelegten Töff-Töff mit nahezu leerem Tank (gibt ihr Ministergehalt etwa nicht mehr her!? ;-) ) realisieren,, dass der Plastikmüll, den man in den Mägen der auf Galápagos verendeten Schildkröten vorfindet, von WOHER kommt!? - Bei diesen Tieren ein Generationszyklus von immerhin zwischen 80 und 100 Jahren in direkter Gegenüberstellung zum menschlichen von etwa geschlechtsspezifisch 20-30 Jahren (Männlein / Weiblein)... Vermag man daraus zunächst die richtigen Rückschlüsse ziehen zu können, um hernach nicht von Blindheit geschlagen politisch angemessen zu agieren!?

Ich erblicke da jedenfalls keinen GRÜNEN BLITZSTART!!!
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