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15.02.2015 | 08:03 | Stromtrasse 
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Das Nordsee-Superkabel und Seehofers Blockade

Berlin - Es ist nur 14 Zentimeter dick und wird durch deutsches, dänisches und norwegisches Hoheitsgewässer verlegt. Doch das 623 Kilometer lange Seekabel von Tonstad in Norwegen nach Wilster an der Nordseeküste ist so etwas wie ein Hoffnungsträger der Energiewende.

Super-Trasse
Es herrscht ein Nord-Süd-Gefälle beim Stromnetzausbau. Am Dienstag gibt es zwar den Startschuss für ein Großprojekt mit Norwegen, doch die Blockade in Bayern gefährdet den Windstromtransport in den Süden. (c) proplanta
Und wenn Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mitmacht, könnte es von Wilster per SuedLink weitergehen bis nach Bayern - eine über 1.400 Kilometer lange «Stromautobahn».

Warum wird jetzt eine Super-Trasse nach Norwegen gebaut?

Bisher gibt es zu wenig Speichermöglichkeiten. Der Windstrom könnte in Norwegen den Bedarf an Wasserkraft senken, das Wasser würde in den Speicherseen verbleiben. Bei Flaute in Deutschland wird mehr Strom in den Wasserkraftwerken produziert und hierhin geleitet. Noch eine Vision, da große Pumpspeicher noch fehlen: Überschüssiger Windstrom könnte mit der Trasse nach Norwegen geleitet werden, dort Pumpen antreiben, um Wasser in riesige Seen hochzupumpen. Gibt es in Deutschland zu wenig Strom, kann Wasser herunterfließen, Turbinen antreiben und Strom nach Deutschland leiten. Umstritten ist insgesamt der Energieverlust - die Leitung ist aber als Gleichstrom-Trasse geplant, da geht weniger verloren. Derzeit exportiert Deutschland so viel Strom wie nie zuvor - es fehlen aber grenzüberschreitende Leitungen. Daher könnte diese Trasse für große Entlastung sorgen.

Was kostet das Projekt?

Bis zu zwei Milliarden Euro. 107 Kilometer verlaufen an Land, 516 Kilometer als Seekabel. Es wird über eine Übertragungskapazität von 1.400 Megawatt verfügen. Die Leitung soll 2020 fertig sein. Die Netzbetreiber Tennet und Statnett versprechen dadurch günstigere Strompreise. Denn bisher müssen Windräder im Norden abgeschaltet werden, wenn sie zu viel Strom produzieren - dafür fallen Entschädigungen an, die auf die Strompreise umgelegt werden. Und in Deutschland könnten dank des Zusatzangebots aus Norwegen über den NordLink bei Strom-Knappheit die Preise stabil gehalten werden.

Was ist sonst noch an Großprojekten geplant?

Es gibt zum einen die Vorhaben aus dem Energieleitungsausbaugesetz (2009) - es sieht 23 Höchstspannungsprojekte mit 1887 Kilometer Länge vor, gebaut sind bisher 438 Kilometer. Im Zuge der Beschlüsse zum schrittweisem Atomausstieg bis 2022 muss das Netz vor allem für den Windstromtransport zwischen Nord und Süd ausgebaut werden - die meisten der auslaufenden Atommeiler stehen in Süddeutschland. Es sollen drei große Trassen mit 2800 Kilometern Länge gebaut werden. Planungs- und Bauzeiten sollen auf vier Jahre verkürzt werden. Die Kosten betragen rund zehn Milliarden Euro - ohne Zusatzkosten, wenn Kabel aus Rücksicht auf Anwohner teils unter die Erde gelegt werden.

Gibt es derzeit ein Nord-Süd-Gefälle beim Netzausbau?

Ja. Bayern ist das große Sorgenkind. Seehofer hatte 2013 im Bundesrat zwei großen Höchstspannungstrassen in den Freistaat gebilligt - dann gab es Proteste gegen den geplanten Verlauf einer Ost-Süd-Trasse von Sachsen-Anhalt nach Meitingen. Es folgte ein Energiedialog, er endete gerade mit unklarem Ergebnis. Nun könnte es zur etwas skurrilen Situation kommen, dass Seehofer, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) über eine technisch komplizierte Frage im kleinen Kreis entscheiden. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat als Lösung ausgegeben: «Die Formel lautet zwei (Trassen) minus X. Wie groß das X ausfällt, hängt von den Verhandlungen in Berlin ab.»

Wie könnte eine Lösung aussehen?

Hauptschlagader soll der SuedLink werden. Die rund 800 Kilometer lange Trasse soll ab 2022 Strom aus Windparks von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. Wenn es statt zwei nur noch eine Trasse nach Bayern geben soll, würde wohl die Ost-Süd-Trasse wegfallen. Das könnte machbar sein, weil es zuletzt grünes Licht gab für die letzten Abschnitte der «Thüringer Strombrücke» - sie soll das Aus des AKW Grafenrheinfeld auffangen. Denkbar wäre auch, den SuedLink bis zum AKW Gundremmingen zu verlängern, dessen Blöcke 2017 und 2021 vom Netz gehen. (dpa)
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Kommentare 
Feststellung schrieb am 16.02.2015 21:44 Uhrzustimmen(100) widersprechen(117)
An die Offshor-Windparkbauer: Bitte erst überlegen, dann planen, dann bauen. Gibt es nicht schon genügend Probleme mit den Offshore Windparks, muss das Chaos nun auch noch auf Norwegen erweitert werden? Bayern hat Pumpspeicherkraftwerke um die Ecke, nämlich in Österreich, also nicht das Geld arbeiten lassen sondern das Gehirn, wir verstricken uns immer mehr in dieser Sache Energiewende die so nicht funktionieren wird. Zu Wenige schauen sich die gesamte Situation an. Bei fast allen steht nur der Vorteil und Verdienst im Focus, von diesen wiederum denkt niemand ein paar Schritte voraus, denkt welche negativen Auswirkungen können Vorhaben wie die des Trassenbaus nach sich ziehen, was bedeutet das für mich. Der Zappelstrom aus Wind und PV-Anlagen ist eigentlich ohne Regelwerk nicht zu gebrauchen. Konventionelle Kraftwerke wie Kohlekraftwerke sollen in Zukunft die Grundlast Deutschlands abdecken. Die Kohlekraftwerke lassen sich nur schwer rauf- und runter fahren, eignen sich also überhaupt nicht zum Regeln, darum laufen sie durch, auch wenn zusätzlich Zappelstrom eingespeist wird, das führt dann zur Überlastung der Netze. Frequenz 50Hertz und gleichmäßige Spannung können nicht mehr eingehalten werden, ein Problem, das zum Blackout führen kann, denn oberstes Gesetz in den Netzen ist, das Einspeisung und Entnahme sich immer die Waage halten. Gaskraftwerke können schnell rauf und runter gefahren werden, können sich dem Zappelstrom anpassen, dann kann dieser Strom gemeinsam die Grundlast abdecken. Also ist doch alles richtig was Wirtschaftsministerin Aigner sagte. Kohlekraftwerke könnten demnach abgeschaltet werden. Die Wurzel des Übels ist der europäischen Strommarkt, hier wird nach dem Merit Order Effekt eingespeist d. h. der billigste Anbieter speist zuerst ein, dann der nächst teure, dann wieder der nächst teure, Strom aus Gaskraftwerken ist aber so teuer, dass er selten zum einspeisen kommt und sich somit Gaskraftwerke nicht rentieren und abgeschaltet werden, anstatt dass welche dazu gebaut werden, weil der Wind und PV-Strom sie braucht. Nun haben erneuerbare Energien die Sondergenehmigung, dass sie vorrangig in die Netze einspeisen dürfen, wenn man diesen unregelmäßigen Strom aber für die Absicherung Grundlast nicht mit einrechnen kann muss eben für die Regelenergie Gaskraftwerke auch eine Sondergenehmigung mit der europäischen Kommission vereinbart werden. Gibt es die geeigneten Speicher, dies vielleicht schon in naher Zukunft, können ja diese die Gaskraftwerke so nach und nach wieder ablösen. Auf jeden Fall sind die erneuerbaren Energien nicht kompatibel mit dem europäischen Strommarkt, Wind und PV-Strom wird außerdem auf der Netzebene 0-50kV eingespeist, diese Energie benötigt wenn sie sinnvoll genutzt werden soll, kleine Netze und die Erzeugung also die kleinen Kraftwerke müssen über das ganze Land gleichmäßig verteilt werden. Die kleinen Netze müssten wieder zusammengeschalten werden, damit sie sich bei unvorhergesehenen Ausfall gegenseitig aushelfen, jeder größere Blackout ist so ausgeschlossen, außerdem nahe am Verbraucher produzieren bedeutet verlustfrei zu produzieren. Niemand hat bisher ein Szenario erstellt: welche Gefahren bei den geplanten transeuropäischen Stromtrassen eintreten können und wie die Netzbetreiber einen europäischen Blackout, der vielleicht mehrere Tage dauert, wieder in Griff bekommen können. Die Gier an immer billigeren Strom zu gelangen indem die Gesetze an den Strombörsen genutzt werden, dies lässt nicht zu auch einmal nach rechts und links zu schauen. Von Anfang an hat man den deutschen Bürger in der Sache Energiewende manipuliert, falsch informiert und ins offene Messer laufen lassen, wie soll aus diesem Wirrwarr nun noch etwas Vernünftiges entstehen. Aber Konfuzius sagt: Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten. Der Satz ist zu überdenken. Dem Mittelstand würde ich raten, baue Dein eigenes kleines Kraftwerk, deine eigene Versorgung, die transeuropäischen Leitungen sollen dann die bezahlen die danach schreien, dein Strom ist dir sicher.
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