Vor allem der Bau von Windparks in Nord- und Ostsee birgt aus ihrer Sicht Wachstumspotenzial - er geht allerdings langsamer voran als gehofft. Die Branche selbst warnt davor, durch die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes künftig schlechter gestellt zu werden.
«Unter den erneuerbaren Energien ist die
Windenergie eine etablierte Branche, die nicht den Subventionsbedarf wie die Photovoltaik hat», sagt Norbert Schwieters von der Prüf- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers.
Das größte Potenzial sieht er im Offshore-Bereich. Die technologischen Anforderungen für den Bau der Anlagen in der Nord- und Ostsee sind allerdings hoch.
«Der Bereich ist noch mitten in der Entwicklung, hat aber große Wachstumschancen», sagt Experte. 30 Offshore-Windparks sind genehmigt. 69 weitere beantragt. «Insgesamt handelt sich um ein Investitionsvolumen von über 100 Milliarden Euro, davon profitieren nicht nur die großen Anlagenbauer, sondern auch mittelständische Zulieferer des Maschinenbaus - bei Transport, Montage und in der Wartung».
Zwar schließt Schwieters nicht aus, dass «wir immer mal wieder eine Insolvenz sehen, doch die Situation ist völlig anders als bei der Photovoltaik, die unter anderem unter der drastischen Kürzung der
Solarförderung leidet».
An Land scheint der Ausbau der Windenergie dagegen weitgehend ausgereizt. In Süddeutschland gibt es noch ein gewisses Potenzial an geeigneten Flächen, in Norddeutschland dagegen kaum noch, wie Schwieters sagt. Zunehmend an Bedeutung gewinnt das sogenannte Repowering: Alte Anlagen werden durch neue leistungsstärkere ersetzt.
Auch Branchenexperte Holger Fechner von der Norddeutschen Landesbank erwartet keine große Wachstumsraten im Geschäft mit Windenergieanlagen an Land. Zugleich komme die Errichtung von Windparks auf hoher See langsamer voran als erwartet. Fechner sieht Wachstumschancen für die Branche daher vor allem im Ausland.
Der Bau von Windparks auf See verschlingt Milliarden. «Große Fonds von Versicherungen oder Pensionskassen halten sich offenbar bei der Finanzierung noch stark zurück, trotz Renditen von 8 bis 9 Prozent», so die Erfahrung Schwieters. Er vermutet als Grund ungeklärte Rechtsfragen.
«Offen ist nach wie vor, wer die Risiken bei einer Verzögerung der Anbindung der Anlagen ans Stromnetz trägt. Bislang ist beim Netzausbau relativ wenig auf die Schiene gebracht worden».
Die Deutsche Energie-Agentur Dena geht davon aus, dass 3.600 Kilometer Höchstspannungstrassen bis zum Jahr 2020 neu gebaut werden müssen, um den durch Windenergie erzeugten Strom zu den Kunden zu bringen. Doch der Ausbau, den Netzbetreiber wie Tennet vorfinanzieren müssen, ist teuer. Hinzu kommen langwierige Genehmigungsverfahren.
«Die Zahl der erforderlichen Gutachten steigt beständig», klagt der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Hermann Albers. «Der Netzausbau ist die Achillesferse der Branche». Das gelte im besonderen Maße für die Windparks auf See.
«Der von der Bundesregierung angestrebte Ausbau der Leistung aus Offshore-Windenergie auf 10.000 Megawatt bis 2020 ist aus unserer Sicht nicht mehr zu schaffen, wir gehen mittlerweile von 7.000 Megawatt aus».
Selbst Windanlagen an Land müssten wegen des mangelhaften Ausbaus der Netze immer häufiger abgeschaltet werden. Von 2009 auf 2010 habe sich die Quote um bis zu 69 Prozent erhöht.
Sorgen bereitet der Branche ein im
Gesetzentwurf für die aktuelle Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes enthaltener Passus, wonach die Bundesregierung per Verordnung den Anteil der vergüteten Windstrommenge, die ins Netz eingespeist wird, kurzfristig kürzen kann.
«Das verringert die Planungssicherung und erschwert die Finanzierung. Denn aus Sicht der Banken steigt das Risiko, die Finanzierung könnte entsprechend teurer werden», befürchtet Albers. Grundlage des EEG ist bisher die volle Einspeisung und Vergütung der Windenergie. (dpa)