Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
03.06.2016 | 06:01 | Schwarzes Gold 

Die Opec lebt

Wien - Was Autofahrern und Verbrauchern lange Freude bereitete, hat bei Ölkonzernen und Förderländern Kopfschmerzen ausgelöst: Der dramatische Preisverfall des «schwarzen Goldes» setzte die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) zuletzt immer stärker unter Druck.

Opec-Länder
Der Weltmarkt wurde mit Öl zuletzt förmlich geflutet. US-Unternehmen, die Schieferöl fördern, haben der Opec Konkurrenz gemacht. Das Kartell sucht ohne drastische Maßnahmen einen Weg aus der Krise. (c) Jim Parkin - fotolia.com
Obwohl sich die Preise in den vergangenen Monaten wieder etwas erholten, liegt das hohe Niveau früherer Tage in weiter Ferne. Auf eine Deckelung der Fördermenge konnten sich die Opec-Länder nun erneut nicht einigen. Das Kartell gilt als zerstritten. Das gefährde die Bedeutung der ganzen Organisation, meinen Beobachter. «Die Opec lebt», sagte dagegen der scheidende Generalsekretär Abdalla El-Badri am Donnerstag in Wien.

«Im Laufe meiner Karriere habe ich sicher schon fünf oder sechs Mal gehört, dass die Opec tot ist», betonte El-Badri, der ihr seit 2007 vorsteht. Nun soll er durch den Nigerianer Mohammed Barkindo abgelöst werden. Nie hätten die Meldungen einen wahren Kern gehabt, beteuerte El-Badri: «Die schlimmste Phase ist vorbei.» Die Welt habe sich geändert - und die Opec reagiere entsprechend auf die neue Situation, bekräftigte auch Katars Energieminister Mohammed bin Saleh Al-Sada.

Die Funktionäre waren sicher, keine Maßnahmen zur Begrenzung der Fördermenge anschieben zu müssen, um die Preise so zu erhöhen. Die Kosten für Rohöl hatten sich zuletzt auf rund 50 Dollar pro Barrel (je 159 Liter) eingependelt, nachdem es seit Mitte 2014 enorm bergab gegangen war.

Währenddessen bleibt die weltweite Nachfrage nach Öl mit rund 94 Millionen Fass pro Tag ungebrochen hoch. Vor zehn Jahren wurden täglich noch 10 Millionen Fass weniger verbraucht. Allerdings hatten etwa die wirtschaftliche Abkühlung in China auch Zweifel daran wachsen lassen, ob die Ölstaaten weiter so viel verkaufen können.

Das behäbige System der Opec brachten vor allem US-Produzenten in den vergangenen Jahren ins Wanken. Unternehmen in den Vereinigten Staaten förderten immer mehr Schieferöl, das im Gestein gebunden ist - oft mit der umstrittenen und vergleichsweise teuren Fracking-Methode.

Insbesondere Saudi-Arabien versuchte, mit einer wahren Ölschwemme internationale Wettbewerber aus dem Markt zu drängen. Das drückte nicht nur die Preise, sondern schmerzte auch die US-Konkurrenz. Viele amerikanische Förderer mussten ihre Aktivitäten auf Eis legen - selbst Großkonzernen wie ExxonMobil, Shell oder BP machte das globale Billigöl zu schaffen. Investitionen und Jobs wurden gestrichen.

An der saudischen Strategie dürfte auch der neue Ölminister in Riad, Chalid Al-Falih, wenig ändern. Der ehemalige hochrangige Manager des staatlichen Ölkonzerns Aramco war im Mai zum Minister ernannt worden.

Außerdem will der große Rivale am Persischen Golf - Iran - nach dem Ende der jahrelangen Wirtschaftssanktionen wieder mehr Geld mit seinem eigenen Öl verdienen. «Unsere Ölexporte werden bald unsere früheren Anteile erreichen, und unsere Opec-Quote wird nicht mehr länger an andere gehen», schrieb Irans Präsident Hassan Ruhani vor kurzem beim Kurznachrichtendienst Twitter. Zwischen 2010 und 2015 hat das Land ihm zufolge wegen der fehlenden Ausfuhrmöglichkeiten rund 161 Milliarden Euro verloren. Venezuelas Ölminister Eulogio del Pino äußerte in Wien Verständnis für die iranische Strategie.

Ein weiterer Anstieg der Ölmenge wurde nur durch Produktionsausfälle verhindert. Die verheerenden Waldbrände in Kanada im Frühjahr betrafen Standorte für die Gewinnung von Ölsanden und Schieferöl. Streiks in Kuwait sorgten für einen Dämpfer. Die Konflikte in Libyen und Schäden an Verladestationen in Nigeria führten zu Problemen.

Venezuela ist neben Russland derjenige Staat, der am meisten mit dem vergleichsweise immer noch niedrigen Ölpreis zu kämpfen hat. Das Land steht vor dem Ruin und hat immense Versorgungsprobleme, obwohl es die größten Ölreserven der Welt hat. Präsident Nicolás Maduro gibt dem niedrigen Ölpreis Schuld an der finanziellen Misere.

Aus Russland kamen zuletzt ebenfalls Signale, vielmehr an ein Ausweiten als an ein Einfrieren der Produktion zu denken: Das wichtige Förder- und Nicht-Opec-Land erwägt demnach eine Aufstockung seiner Exporte. An den Verhandlungstisch in Wien wollte sich Russland nicht setzen: «Eine solche Reise ist in meinem Plan nicht vorgesehen», ließ Energieminister Alexander Nowak vorher wissen.

Die Opec kann das Problem nicht allein lösen», glaubt der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Al-Mazrouei. Nur gemeinsam mit Nicht-Opec-Ländern könne ein ausbalancierter Markt sichergestellt werden, hieß es dazu auch im Abschlussbericht des Kartells in Wien.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Weiterer großer Deal im US-Ölsektor

 OMV setzt Umbau fort - Umsatz deutlich zurückgegangen

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau