«Wir brauchen weiterhin die Kernkraft, und wir brauchen moderne Gas- und Kohlekraftwerke, die deutlich weniger
CO2 ausstoßen», sagte Bernotat der «Welt am Sonntag». Im Bundesumweltministerium hieß es dazu, es gebe keinen Engpass und keine Stromlücke. «Mit einer seriösen Debatte hat das nichts zu tun», sagte Staatssekretär Michael Müller laut Mitteilung vom Samstag. Den Energiekonzernen gehe es nur um ihre abgeschriebenen Kraftwerke, mit denen sich bei längerer Laufzeit sehr gute Geschäfte machen ließen.
Nach einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) könne Deutschland schon 2012 den Bedarf an Elektrizität nicht mehr aus eigener Kraft decken, hieß es in dem Zeitungsbericht. Bernotat sagte, «am einfachsten und günstigsten» könne die drohende Erzeugungslücke «durch eine Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke geschlossen werden». Das wäre auch gut für den Klimaschutz.
Müller betonte, diese Argumentation habe mit einer nachhaltigen Energiepolitik wenig zu tun. Die Weichen müssten auf Einsparen, höhere Effizienz und erneuerbare Energien gestellt werden. Allein effiziente Haushaltsgeräte könnten sieben Großkraftwerke wegsparen.
«Atomausstieg und
Klimaschutz gehören zusammen, weil sie beide das Ziel haben, die
Energieversorgung umzubauen.» Die Grünen- Fraktionsvorsitzende im
Bundestag, Renate Künast, sagte, die Energieversorger sollten endlich mehr Wettbewerb und eine dezentrale Energiewirtschaft zulassen, statt mit Stromausfall zu drohen. «Die großen Energieversorger haben auch eine Verpflichtung für die Allgemeinheit», betonte Künast laut Mitteilung.
Bernotat sagte, E.ON wolle investieren und stehe zu angekündigten Projekten - «wenn man uns denn lässt». Der Bau von Kraftwerken und Stromleitungen in Deutschland werde durch lange Genehmigungszeiten, politische Widerstände und lokale Proteste blockiert. «Wir haben es in Deutschland nicht mit einem Investitionsstau, sondern mit einem Genehmigungsstau zu tun.» Er rechne mit gravierenden Auswirkungen auf die Verbraucher: «Sollte die Stromnachfrage das Angebot in den nächsten Jahren erheblich übersteigen, könnte das, wie in jedem Markt, negative Auswirkungen auf die Preise haben», sagte der E.ON- Chef. Das würde dann nicht nur die Haushalte betreffen, sondern auch den Kostendruck auf die Industrie erhöhen und die Chancen im weltweiten Wettbewerb verschlechtern. (dpa)