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24.03.2014 | 10:34 | Energiepolitik 

Eigenverbrauch ist Schlüssel zur Energiewende

Husum - Erneuerbare Energien haben in Deutschland schon bessere Zeiten erlebt.

Strom selbst produzieren und verbrauchen
(c) vege - fotolia.com
Derzeit beabsichtigt die Bundesregierung, mit einer Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) den Zubau von Wind- und Solaranlagen zurückzufahren. Scharfer Gegenwind für die internationale Messe «New Energy Husum», so dass in diesem Jahr rund ein Drittel der erwarteten Aussteller weg blieben.

Die 206 Anlagenhersteller, Zulieferer und Ausrüster, die kamen, sind jedoch optimistisch. Sie hoffen, dass erneuerbare Energien sich zunehmend auch ohne staatliche Unterstützung rechnen. «Die Energiewende kommt von unten», sagt Messe-Chef Peter Becker.

Ein trotziges Motto, das auch den Eingang zur Messe ziert: «Lieber Herr Gabriel, herzliche Grüße von der Bürgerenergiewende!» steht dort auf einem Banner mit einem Konterfei des Bundeswirtschaftsministers, der mit besorgten Blick in die Ferne schaut.

Professor Volker Quaschning, Experte für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin, beklagt den Einfluss der großen Energiekonzerne.

«Hatten wir 2012 noch über sieben Gigawatt Zubau bei der Photovoltaik, hat sich der im vergangenen Jahr halbiert auf 3,3 Gigawatt.» Dabei seien 40.000 Arbeitsplätze in der Photovoltaik in Deutschland verloren gegangen. «Das sind mehr Arbeitsplätze, als im Braunkohlebergbau in Deutschland insgesamt existieren», sagt Quaschning.

Er sieht bei den Energiekonzernen «kein wirkliches Engagement im regenerativen Bereich». Mit ihrer Strategie hätten sie deren Ausbau verschlafen und «komplett auf die falschen Kraftwerke gesetzt - auf Kohle- und Atomkraftwerke», sagt Quaschning. «Lediglich fünf Prozent der regenerativen Energieanlagen befinden sich in der Hand der großen Energieversorger». Mehr als die Hälfte der erneuerbaren Energien sei im Privatbesitz der Bevölkerung.

Und für die wird der Eigenverbrauch des selbst produzierten Ökostroms immer sinnvoller, sind sich Experten einig. Denn dieser kostet je nach Anlage 8 bis 12 Cent pro Kilowattstunde, sagt Stefan Ebert von der Firma EWS.

Speist man seinen Strom ins Netz, hat man bei der heutigen Vergütung im Schnitt einen Gewinn von einem Cent - «also quasi nur eine Aufwandsentschädigung für das Investitionsrisiko», rechnet Ebert vor: «Die Wirtschaftlichkeit einer Anlage errechnet sich heute also nicht nur über den Ertrag, sondern vor allem über den Anteil des selbst verbrauchten Stroms.» Wenn ein Privathaushalt seinen günstig selbst produzierten Strom auch selber verbraucht, spare das derzeit rund die Hälfte der Stromkosten.

Zum Ärger Quaschnings wolle die Bundesregierung dies mit absurden Regelungen behindern. So sollten private Ökostrom-Produzenten eine Abgabe zahlen, wenn sie ihren Wind- oder Solarstrom selber verbrauchen. «Der Eigenverbrauch in Kern- und Kohlekraftwerken bleibt aber weiterhin abgabefrei», kritisiert Quaschning.

Gleichwohl bleibt er optimistisch. Denn bei weiter steigenden Energiepreisen werde es finanziell immer interessanter, sich eine Solaranlage aufs Dach oder ein Windrad in den Garten zu stellen. «Künftig werden es Eigenverbrauchsanlagen sein - sie sind der wahre Schlüssel der Energiewende», sagt er. (dpa)
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