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01.02.2007 | 07:55 | Nachwachsende Rohstoffe 

Energiepolitik im Wandel - Bioenergie von Euphorie bis Kritik

Bonn - Erneuerbare Energien sind eigentlich kein Streitthema.

Raps
(c) proplanta
Längst hat jeder begriffen, dass Erdöl und Erdgas nicht unendlich bis zu Sankt Nimmerlein zur Verfügung stehen. Und von den Risiken bzw. der Endlagerproblematik von Kernkraftwerken soll hier schon gar nicht gesprochen werden. Das mediale Zauberwort ist momentan die Energiegewinnung in der Landwirtschaft. Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin gab der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner den Slogan "Kornkraft statt Kernkraft" zum Besten.

In der Tat werden in Deutschland bereits 13 Prozent der Ackerfläche zum Anbau nachwachsender Rohstoffe genutzt. Das ist mit 1,6 Millionen Hektar genau die doppelte Fläche wie noch vor 5 Jahren. Damit werden etwa 7 Prozent des deutschen Energieverbrauchs gedeckt. Nicht nur die Endlichkeit fossiler Energieträger und der Klimaschutz, sondern auch der Abbau von Import-Abhängigkeiten veranlasst auch die EU zu neuen Strategien (jüngstes Beispiel ist die Erdölpipeline "Druschba").

Bis 2020 soll beispielsweise ein Mindestanteil von 10 Prozent für Biokraftstoffe in allen Mitgliedsstaaten erreicht werden. Dieser Euphorie zum Trotz mehren sich aber die kritischen Stimmen. So sieht der Verbraucher-zentrale Bundesverband (vzbv) den zunehmenden Anbau energiereicher Pflanzen zur Erzeugung von Biodiesel oder Bioethanol mit wachsender Sorge. "Eine Turbolandwirtschaft, um den viel zu hohen Treibstoffbedarf im Verkehr zu stillen, ist eine Sackgasse", so vzbv-Chefin Professor Edda Müller.

Die Gefahr bestünde, dass die Entwicklung der deutschen Landwirtschaft in die Hand der großen Mineralölkonzerne gelegt werde, die weltweit auf Einkaufstour für Bioenergie gingen. Müller forderte daher eine verstärkte Förderung von Biokraftsstoffen der zweiten Generation. Das sind Kraftstoffe, die vornehmlich aus Holz oder pflanzlichen Abfällen gewonnen werden. Anders als bei Biodiesel wären hierbei keine hochwertigen Feldfrüchte benötigt, was sowohl eine deutlich höhere Energieausbeute als auch eine günstigere Treibhausbilanz verspreche, so Müller. Außerdem sei die Produktion nicht mit den Problemen der Intensivlandwirtschaft verbunden.

Ähnliche Bedenken äußert auch der Bund Ökologische Lebensmittel-wirtschaft (BÖLW). Geschäftsführer Dr. Alexander Gerber sieht vor allem neue Umweltprobleme: "Die Gefahr besteht im Aufkommen von neuen Monokulturen. Die führen dann zu einer Schädlingsverbreitung und Resistenzen und das wiederum zu Rufen nach Gentechnik." Einig sind sich der vzbv und der BÖLW in der Forderung nach ganzheitlichen Strategien in ökologisch sinnvolle Produktionssysteme. (aid)

 
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