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31.12.2014 | 13:02 | Energiekosten 

Entlastungen am Energiemarkt kommen nicht beim Verbraucher an

Berlin / Düsseldorf - Deutschlands Verbraucher sparen im neuen Jahr viel Geld an der Tankstelle, aber so gut wie gar nichts bei Gas und Strom.

Heizen bleibt teuer
2015 gehen erstmals seit 14 Jahren für viele Verbraucher die Strompreise runter. Verbraucherschützer sind aber enttäuscht vom Umfang der Nachlässe. Auch beim Gas tut sich trotz des Ölpreis-Absturzes wenig. (c) proplanta
Die Gas-Endkundenpreise, die früher eng an das Öl gekoppelt waren, liegen nach einer Erhebung des Preisportals Verivox im Januar 2015 trotz des massiven Ölpreisverfalls nur um gut ein Prozent unter dem Vorjahreswert.

Beim Strom gibt es - wie angekündigt - zahlreiche Preissenkungen, die Ersparnis zum Beginn des neuen Jahres beträgt über alle Anbieter gerechnet aber nur 0,4 Prozent oder etwa fünf Euro pro Haushalt und Jahr - weniger als eine Pizza.

«Von einer wirklichen Entlastung kann keine Rede sein», sagte Jan Lengerke aus der Verivox-Geschäftsführung der Deutschen Presse-Agentur. Mit den Preissenkungen beim Strom zum Jahreswechsel 2015 würden größtenteils nur Preiserhöhungen aus dem Jahresverlauf 2014 ausgeglichen.

«Im Ergebnis ist das quasi ein Nullsummenspiel für die Verbraucher», sagte Lengerke. «Die Preissenkungen fallen enttäuschend gering aus», sagte auch Isabel Wendorff vom konkurrierenden Portal Check24. «Nur etwa jeder dritte Grundversorger senkt überhaupt seine Strompreise.»

Nach den Erhebungen von Check24 haben 321 der rund 840 deutschen Strom-Grundversorger für Januar 2015 Preissenkungen von im Schnitt 2,4 Prozent angekündigt. Das entspricht bei einer vierköpfigen Familie 30 bis 35 Euro Ersparnis im Jahr. Verivox hat 327 Versorger mit Preissenkungen um durchschnittlich 2,4 Prozent zum 1. Januar erfasst.

Rund zwei Drittel des Marktes beteiligen sich damit überhaupt nicht - darunter die großen Anbieter Eon, RWE und Vattenfall. RWE will irgendwann 2015 den Strompreis senken, hat aber noch keinen Zeitpunkt genannt. EnBW ist immerhin mit einem Nachlass von 1,4 Prozent dabei. Außerdem sind die Preissenkungen regional stark auf Anbieter in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen konzentriert.

Aus Sicht von Verbraucherschützern ist das definitiv zu wenig - unter anderem, weil der Börsenpreis für die Beschaffung des Stroms in den vergangenen zwei Jahren erheblich von mehr als 50 auf nur noch rund 32 Euro pro Megawattstunde gefallen ist und weil 2015 die Ökostrom-Umlage erstmals sinkt. Der Branchenverband BDEW verweist dagegen auf langfristige Vertragsbindungen im Stromeinkauf über mehrere Jahre. Deshalb könnten Börsenpreis-Rückgänge nicht zeitgleich an die Kunden weitergegeben werden.

Die Verbraucherzentrale NRW hatte schon im Herbst 2014 deutlich stärkere Preissenkungen gefordert, nachdem sie in einer Langzeitstudie die Preise der Grundversorger im bevölkerungsstärksten Bundesland von 2010 bis Sommer 2014 verglichen hatte. Ergebnis: Der von den Versorgern selbst beeinflussbare Preisanteil für Einkauf, Vertrieb und Gewinn sei seit 2010 fast gleichgeblieben - trotz der stark gefallenen Börsenpreise.

«Viele Versorger geben ihr Preissenkungspotenzial einfach nicht weiter», sagt Verbraucherschützer Udo Sieverding. «Das ist eine klare Botschaft an die Verbraucher: Wechselt den Anbieter.» Die Verbraucherzentrale rät außerdem von Preisgarantien der Versorger ab, die vor steigenden Kosten schützen sollen: Da in nächster Zeit eher Preissenkungen zu erwarten seien, nutzten die meist langen Vertragslaufzeiten solcher Verträge nur den Anbietern.

Beim Gas hat Verivox zum 1. Januar 79 Versorger mit Preissenkungen von durchschnittlich 5 Prozent gezählt. Check24 registrierte 59 Preissenkungen im Schnitt um 5,2 Prozent. Das klingt nach deutlichen Rückgängen, da es aber über 700 Gas-Grundversorger gibt, bleibt der Preisnachlass auf rund ein Zehntel des Marktes beschränkt. Der Preis für Europas wichtigste Rohölsorte Brent sei seit Anfang 2014 ungleich stärker, nämlich um 45 Prozent abgesackt, sagt Lengerke.

Auch beim Gas raten Fachleute zum Vergleich und Tarif- oder Anbieterwechsel: Wer noch nie mit seinem Anbieter über einen Wechsel gesprochen hat, also meist im besonders teuren Grundversorgungstarif eingestuft ist, kann damit mehrere hundert Euro pro Jahr sparen. Im Schnitt gibt eine deutsche Durchschnittsfamilie gut 1.100 Euro im Jahr für Strom aus (4.000 Kilowattstunden) und 1.300 Euro für Gas (20.000 Kilowattstunden Erdgas). (dpa)
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