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16.03.2010 | 05:48 | Energie aus Wildpflanzen  

Erste Ergebnisse des Projektes -Energie aus Wildpflanzen- auf den Landespflegetagen vorgestellt

Veitshöchheim - Wirtschaftlicher Nutzen gepaart mit Biotop-Charakter - die ersten Ergebnisse des deutschlandweiten Versuchs „Energie aus Wildpflanzen“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) klingen vielversprechend:

Energie aus Wildpflanzen
Energie aus Wildpflanzen (c) pressefoto
Biomasse-Erträge von Wildpflanzen können denen von Silomais überlegen sein. Das belegen Versuche aus dem Jahr 2009 an drei verschiedenen Standorten in Deutschland mit acht unterschiedlichen, mal ökonomisch, mal ökologisch ausgerichteten Saatgutmischungen. Bei den 42. Landespflegetagen in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen stellten die LWG-Mitarbeiter Dr. Birgit Vollrath und Werner Kuhn vor rund 650 Landschaftsgärtnern Trockenmasseerträge und Methanausbeuten des ersten Standjahres vor.

Fazit: Diese lagen bei Mischungen mit ökonomischer Ausrichtung zum Teil über denen von herkömmlichen Energiepflanzen wie Mais. Auch die Methanausbeute konnte Großteils mit der von Silomais konkurrieren, zeigte Vollrath auf. Die Versuche werden fortgesetzt und versprechen sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch interessant zu werden: Denn im zweiten und dritten Standjahr etablieren sich auf den Versuchsflächen in Bayern und Niedersachsen heimische und fremde Stauden die zum Teil höhere Biomasseerträge erwarten lassen.

Äußerst positiv fielen auch die ersten Ergebnisse der ökologischen Begleituntersuchungen des Projektes „Energie aus Wildpflanzen“ auf: Sie belegten den hohen Wert der zur Energiegewinnung angelegten Wildpflanzenflächen für die Fauna, machte Werner Kuhn bei den 42. Veitshöchheimer Landespflegetagen deutlich. In den Beständen bei Würzburg, Miltenberg und Oldenburg entwickelte sich rasch ein reiches Insektenleben. Acht verschiedene Fledermausarten profitieren zur Zeit davon. Bodenbrüter wie Lerchen ziehen im schützenden Dickicht aus Stoppelresten und Blättern ihre Brut auf. Äußerst zufrieden sind auch die Bienenwissenschaftler der LWG: Ihre Versuche bestätigten, dass die meisten Arten der Saatgutmischungen an Pollen und Nektar reiche Bienenweidepflanzen sind.

Das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ zeige noch mehr Vorteile, erklärten Kuhn und Vollrath. Derzeit entwickeln sich rund um Biogasanlagen deutschlandweit riesige Maisfelder mit all den bekannten negativen Folgen für Boden, Grundwasser, Fauna und Flora. Denn Mais muss intensiv gedüngt und mit Pestiziden vor Schädlingen, Unkraut und Pilzen geschützt werden. (Zur Erinnerung: ein Saatgut-Beizmittel für Mais hatte 2008 vor allem im Oberrheingraben und in Niederbayern ein Massen-Bienensterben verursacht.) Das alles fällt bei den energiereichen Projektpflanzen weg. Sie werden einmal gesät und können mindestens 5 Jahre genutzt werden. Intensive Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz entfallen. Geerntet wird ab August, um Jungtiere nicht zu gefährden. Energiereiche Wildpflanzen schonen Boden, Grundwasser, Flora und Fauna, aber auch Maschinen und Geldbeutel des Landwirts machte Werner Kuhn bei den Landespflegetagen deutlich.

Mais-Monokulturen verändern die einst abwechslungsreichen Kulturlandschaften Deutschlands. Manchem Tourismusmanager sind sie längst ein Dorn im Auge. Blühende Landschaften dagegen sind schön anzusehen und befriedigen auch die Sinne von Erholungssuchenden, betonte Kuhn. Die energiereichen Wildpflanzen könnten problemlos selbst kleinere Brachen und Baulücken in Industriegebieten und Siedlungsraum nutzen und dank ihres Blütenreichtums zur Verschönerung und Renaturierung unseres Umfelds beitragen - mit erheblichem Nutzen für die Biogasgewinnung.

Das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim wird von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) e.V gefödert. Es läuft bis Ende 2010 und soll das derzeit auf wenige Kulturpflanzen beschränkte Artenspektrum zum Biomasseanbau erweitern. Gleichzeitig soll es spezielle, auf die Biogasgewinnung abgestimmte, ertragsstarke Saatgutmischungen für die Direktsaat entwickeln, die sich zum Etablieren mehrjähriger Erntebestände eignen.

Hierzu wurden gemeinsam mit den Projektpartnern , dem Saatguthersteller Zeller, dem Deutschen Verband für Landespflege (DVL), der Deutschen Wildtierstiftung (DeWiSt), dem Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) sowie dem Landesjagdverband Bayern Versuchs- und Praxisflächen angelegt. Derzeit wird ein weiterer Projektantrag für 2011 erarbeitet, kündigte Dr. Birgit Vollrath bei den 42. Landespflegetagen an. Er sieht die Anlage großflächiger Ansaaten in Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben vor.

In Anbetracht der meist geringen Kenntnisse über das Ausbreitungsverhalten fremder Arten wurden die genutzten Pflanzen einer gründlichen Prüfung unterzogen. Von den ursprünglich 214 zur Energiegewinnung geeigneten Wildpflanzenarten blieben nach strenger Prüfung anerkannter Experten nur 37 Arten übrig. Die Versuchsflächen stehen unter Dauerbeobachtung, um Gefahren durch eine unkontrollierte Selbstaussaat und Verwilderung frühzeitig zu erkennen, erklärte Vollrath.

Übrigens: Vom intensiven Maisanbau profitieren in der Natur einzig die Wildschweine, machte Kuhn bei den Landespflegetagen deutlich. Sie finden hier ideale Nahrung, vermehren sich reichlich und verwüsten jährlich hunderte Hektar Maisfelder. Den dabei entstandenen Schaden müssen meist die Jäger zahlen, die aus diesem Grund wenig Neigung zeigen, wildschweinreiche Jagdreviere zu pachten. Was wiederum negative Folgen für Feld, Wald und Artenvielfalt hat. (LWG)
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