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28.07.2018 | 08:38 | Energieeffizienz 

EuGH: Geben Energielabel genug Informationen?

Luxemburg - Energiesparen ist vielen Verbrauchern beim Kauf neuer Elektrogeräte wichtig. EU-Label sollen dabei Orientierung bieten.

Energieeffizienz
Kann es sein, dass ein Staubsauger im Testbetrieb weniger Strom verbraucht als bei der Nutzung zuhause? Die Energieeffizienz der Geräte wird standardmäßig ohne Beutel ermittelt. Deshalb gibt es einen Streit um die Kennzeichnung der Energieklassen. (c) proplanta
Die Aufkleber geben die Energieeffizienz von Staubsaugern, Kühlschränken, Waschmaschinen & Co. an. Aber wie gut sie den tatsächlichen Stromverbrauch widerspiegeln, ist umstritten. Am Mittwoch soll dazu ein Urteil am Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg fallen. Zwei große Staubsauger-Hersteller streiten über das Thema: Die britische Firma Dyson und die Münchner Bosch-Tochter BSH Hausgeräte, die unter anderem Geräte der Marken Siemens und Bosch herstellt.

Worum geht es in dem Streit zwischen Dyson und BSH?

Dyson, selbst Hersteller beutelloser Staubsauger, wirft der BSH vor, beim Siemens-Staubsauger «VSQ8POWER4» und jedem anderen Modell mit denselben technischen Merkmalen falsche Angaben zum Stromverbrauch zu machen. Der Staubsauger sei unrechtmäßig mit dem Energielabel A ausgezeichnet - weil der Stromverbrauch nur bei leerem Beutel getestet werde, aber mit dem Füllstand des Beutels steige. Das Energielabel verdeutlicht diese Tatsache Dyson zufolge nicht ausreichend und Verbraucher würden so in die Irre geführt. BSH weist die Vorwürfe zurück und beruft sich auf standardisierte Messverfahren, die für alle Hersteller bindend seien. Konkret prüft der EuGH die Frage, ob man die Energie-Kennzeichnung von Staubsaugern ergänzen muss - und überhaupt darf.

Welche Effizienzklassen gibt es bei Elektrogeräten und was sagen sie aus?

Bei Haushaltsgeräten erfolgt die Einteilung meist in sieben Effizienzklassen von A+++ (niedriger Energieverbrauch) bis D (hoher Energieverbrauch). Der Unterschied zwischen den Effizienzklassen beträgt nach Angaben der Initiative Hausgeräte+ etwa sechs Kilowattstunden. Der Stromverbrauch für das Energielabel eines Staubsaugers wird im Labor ermittelt - beim Saugen mit leerem Staubbehälter. Das EU-Label für Staubsauger bezieht sich auf einen durchschnittlichen Stromverbrauch. Dieser Wert gilt für eine Standardfläche von 87 Quadratmetern bei 50 Saugvorgängen pro Jahr, erklärt die Initiative Hausgeräte+.

Wie unterscheidet sich der Stromverbrauch bei leerem und vollem Beutel?

Darüber lässt sich keine pauschale Aussage treffen. «Wir können in den meisten Fällen keinen signifikanten Unterschied sehen», sagt Jörg Siebolds von der Stiftung Warentest. Das betroffene Modell wurde von Stiftung Warentest nicht untersucht. 2015 bewertete die Stiftung einen anderen «VSQ8»-Staubsauger von Siemens, den «VSQ8SEN72C». Im Testbericht steht, dass der Staubsauger im Vergleich die beste Saugleistung habe - aber auch «etwas mehr Strom» brauche, «da er bei vollem Staubbeutel die Leistung hochdreht».

Eine Sprecherin von Hausgeräte+ gibt folgende Auskunft: «Der Stromverbrauch erhöht sich sicherlich mit vollen Beuteln, wie groß der Unterschied ist, lässt sich jedoch nicht pauschal sagen, da das von vielen Faktoren abhängt, zum Beispiel, was und wie viel aufgesaugt wurde.»

Was halten Verbraucherschützer vom EU-Label und was fordern sie?

Etikettierungen ja, aber bitte praxisnäher, meint Thomas Engelke vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Einerseits sei das EU-Label bei Staubsaugern eine gute Sache, weil dadurch der Stromverbrauch in zwei Stufen auf eine maximale Leistung von 900 Watt reduziert wurde.

Andererseits gebe es aber einen großen Nachteil: Weil im Testbetrieb bei leerem Staubbeutel gemessen wird, ist der angegebene Stromverbrauch laut Engelke nicht realistisch. «In der Regel enthält der Beutel natürlich Staub.» Aus Sicht des vzbv wäre es daher nötig, den Stromverbrauch bei halbvollem Beutel zu messen.

Wie ist der Diskussionsstand auf EU-Ebene?

Die EU will die Kennzeichnung der Energieeffizienz von Geräten an die technische Entwicklung anpassen. Dafür soll die Kennzeichnung bis hin zu A+++ abgeschafft und durch eine neue, übersichtliche Skala von A bis G ersetzt werden. Bis die ersten neuen Labels für einige Elektrogeräte im Handel auftauchen, wird es aber noch eine Weile dauern. Das EU-Parlament billigte die Neuregelung 2017, rechnete aber damit, dass es erst 2019 so weit sein wird.

Gibt es das Problem praxisferner Tests auch bei anderen Geräten?

Ja, meint Verbraucherschützer Engelke. Bei Waschmaschinen und Spülmaschinen etwa wird der Stromverbrauch im Energiesparprogramm gemessen. Die meisten Leute benutzen dieses Programm laut Engelke aber nicht - weil es deutlich länger braucht als die konventionellen Programme. «Wichtig wäre, dass die Programme für die Kennzeichnung herangezogen werden, die auch am häufigsten gebraucht werden.»
dpa
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