«Australien ist einer der wichtigsten Kohleproduzenten und vor allem einer der wichtigsten Lieferanten für den weltgrößten Stahlproduzenten China», sagte Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Ein Drittel der australischen Kohle-Exporte sei bereits ausgefallen - «unter Verweis auf höhere Gewalt».
Beim Koks sei kurzfristig ein erneuter Preisanstieg um bis zu zehn Prozent nicht auszuschließen. Und das auf dem ohnehin schon hohen Niveau: «Sei Mitte 2008 haben sich die Preise für kurzfristige Geschäfte bereits nahezu verdoppelt - auf etwa 280 Dollar pro Tonne», sagte Weinberg. Die Kohle-Lagerbestände seien bei den Produzenten, in den Häfen und bei den Kunden wegen der boomenden Nachfrage nach Stahl weitgehend abgeräumt.
Fachleute in Australien halten es für möglich, dass der aktuelle Lieferengpass den Koks-Weltmarktpreis binnen drei Monaten sogar um 20 Prozent nach oben treiben könnte. Australische Kohleproduzenten warnten ihre Kunden in Japan, Südkorea und China, dass versprochene Lieferungen nicht fristgerecht ankommen würden.
Die Bedeutung Australiens als Koks- und Kohle-Lieferant ist «immens und nimmt weiter zu», betonte Weinberg. Ein Teil der australischen Kohleproduktion komme aus der Katastrophenregion Queensland. Für den größten Teil der Kohleproduktion sei allerdings die Gegend um Pilbara im Westen Australiens verantwortlich, die von den
Überschwemmungen nicht betroffen ist. Logistikprobleme dürften auch nach dem Ende der Flut für weiterhin hohe Preise sorgen.
Dass die Katastrophe nicht noch stärker auf den Kohle- und Kokspreis durchschlägt, hat für Weinberg mehrere Gründe: Zum einen sei Australien zwar ein wichtiger, aber eben nicht der einzige Kokslieferant. Auch gebe es noch Lagerbestände, die einen extremen Engpass verhindern könnten. Außerdem spiele der sogenannte Spotmarkt - hier wird der kurzfristige Handel abgewickelt - bei Koks nur eine untergeordnete Rolle. «Der größere Teil des Handels läuft über längerfristige Kontrakte, kurzfristige Lieferengpässe wirken sich hier nur gedämpft aus.»
Die Folgen für die deutsche Wirtschaft sind unklar: Beim Verein der Kohleimporteure hieß es, ob Einfuhren nach Deutschland tatsächlich teurer würden, sei nicht sicher. Commerzbank-Experte Weinberg rechnet allerdings mit steigenden Importpreisen für Stahl aus China. Für den Endkunden - etwa den Autokäufer - würden diese aber kaum spürbar sein. «Doch die inflationellen Tendenzen, die wir zuletzt in China gesehen haben, wird das sicher nicht beruhigen - im Gegenteil.» (dpa)