Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.12.2022 | 06:37 | Energieversorgung 

Gefahr der Gasmangellage in Deutschland noch nicht gebannt?

Berlin - Industriepräsident Siegfried Russwurm sieht die Gefahr einer Gasmangellage in Deutschland noch nicht gebannt. «Für eine Entwarnung gibt es keinen Anlass», sagte Russwurm der Deutschen Presse-Agentur.

Gasversorgung
Industrie sieht Gefahr einer Gasmangellage noch nicht gebannt. (c) Michael Shake - fotolia.com
«Niemand kann ausschließen, dass wir vor einem harten Winter stehen. Deshalb ist es unerlässlich, dass Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger, aber auch die öffentliche Hand Energie sparen - wann und wo immer möglich.»

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie sagte: «Es war immer klar, dass es zwei große Unwägbarkeiten gibt: das Wetter und wie viel Energie wir an unsere europäischen Nachbarn exportieren müssen, gegenwärtig vor allem nach Frankreich.

Der ultimative Stresstest ist nicht die Theorie, sondern die Realität dieses und des kommenden Winters. Wir müssen durch diesen Winter kommen, dann die Speicher wieder füllen und auch den nächsten Winter überstehen. Die Sache ist noch nicht erledigt.»

Eine Gasmangellage wäre mehr als nur unangenehm, sagte Russwurm. «Zwangsweise Abschaltungen für Unternehmen wären hochgradig schädlich. Das heißt, Sparanstrengungen aller müssen unbedingt weitergehen.» Die Industrie habe Gas eingespart, zum einen durch Effizienzanstrengungen und den Ersatz von Gas etwa durch Öl. «Zum anderen gab es erhebliche Produktionsrückgänge. Das spart zwar Gas, ist aber das Letzte, was das Industrieland Deutschland als Perspektive braucht.»

Für den Winter 2023/2024 müssten die Gasspeicher wieder so voll sein, wie sie es im November dieses Jahres waren. «Da steht der eigentliche Stresstest erst noch bevor. Denn wir müssen Nachschub herbeischaffen aus anderen Quellen als Russland. Alle vorgesehenen LNG-Terminals müssen ans Netz.»

Mit dem ersten neuen Terminal in Wilhelmshaven sei die Gefahr einer Gasmangellage noch längst nicht gebannt. «Für eine sichere Energieversorgung müssen wir international weitere Partner finden, die bereit sind, uns ausreichend Gas zu liefern. Und schließlich wir müssen die heimische Gasförderung stabilisieren.»

Russwurm forderte außerdem mehr Tempo bei der Energiewende. «Die Politik muss vor allem angemessene Randbedingungen für die notwendigen Investitionen schaffen. Bei der Energiewende hakt es in Deutschland nicht am Willen, sondern an der Umsetzung - und an vielfältigen lokalen Befindlichkeiten. Notwendige politische und regulatorische Veränderungen dauern zu lang. Der Ausbau muss das bisherige Tempo bei Weitem übertreffen.»

Bundeskanzler Olaf Scholz habe die «sehr erfreulich schnelle» Realisierung des ersten LNG-Terminals in Wilhelmshaven als «neues Deutschland-Tempo» bezeichnet, so Russwurm. «Das brauchen wir in der Tat - auch für den Ausbau von Netzen und erneuerbaren Energien. Das hohe Ambitionsniveau der Bundesregierung allein baut noch kein neues Windrad. Die Dekarbonisierung gelingt nur, wenn ab jetzt alles wie am Schnürchen läuft.»
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Verbraucherzentrale fordert mehr Transparenz bei Fernwärme-Preisen

 Deutsche Gas- und Ölförderung sinkt weiter

 Bayern fordert Gaskraftwerke für Süddeutschland

 Methan-Ausstoß aus Braunkohletagebau höher als angenommen

 Energieversorgung in Deutschland wirklich gesichert?

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau