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13.03.2023 | 13:57 | Energiewende 

Heizungswende: Kommt sie mit sinnvollen Übergangsfristen?

Frankfurt/Main - Bundesbauministerin Klara Geywitz hat bei der anstehenden Heizwende sinnvolle Übergangsfristen, soziale Abfederung und Technologieoffenheit versprochen.

Heizungswende
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Wie die Energiewende im Heizungskeller gelingen kann, ist das große Thema der Messe ISH in Frankfurt. Die Politik will zum Auftakt die verschreckten Privat-Investoren beruhigen. (c) proplanta
Es dürfe keine CO2-günstige Technologie per Gesetz ausgeschlossen werden, sagte die SPD-Politikerin am Montag in Frankfurt zur Eröffnung der Messe ISH. Sie strebe weiterhin ein Gebäudeenergiegesetz an, das für jedes Gebäude eine Lösung ermögliche. Dazu gehörten neben den wichtigen Wärmepumpen auch Stromdirektheizungen oder auch der Einsatz von Biomasse.

Besonders bei notwendigen Umbauten von Bestandsgebäuden brauche man eine soziale Abfederung, sagte auch Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Der Grünen-Politiker warnte davor, mit einem Verschieben der schärferen Vorgaben ungewollte Effekte zu erzielen. Die Bundesregierung will zum kommenden Jahr bei neu eingebauten Heizungen einen Anteil von 65 Prozent erneuerbaren Energien gesetzlich festlegen.

Das Handwerk wünscht sich ein breiteres Angebot von Heizungen, deren CO2-Ersparnis angerechnet werden könne. Auch beim Einbau einer modernen Gasheizung könne bis zur Hälfte der Emissionen eingespart werden, sagte Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Sanitär, Heizung, Klima. Man brauche auch Lösungen für Gebäude, bei denen aus baulichen Gründen keine Wärmepumpe installiert werden könne.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mahnte «sehr viel Fingerspitzengefühl» im Umgang mit den Millionen privater Hauseigentümer und Vermieter an. «Die Hauseigentümer dürfen weder mit komplexen Anforderungen zur Wärmeversorgung und energetischen Sanierung ihrer Gebäude verunsichert, noch dürfen sie finanziell überfordert werden. Hierfür gibt es keine Lösung von der Stange», erklärte Verbandschefin Kerstin Andreae. Es sei richtig, dass Wärmepumpen und Fernwärme im Zentrum der Wärmewende stünden. Man brauche aber auch künftig bezahlbare praxistaugliche Lösungen, wie gasbasierte Hybrid-Systeme, die mit erneuerbaren Gasen ohne Kohlenstoff betrieben werden könnten.

Als Weltleitmesse zeigt die ISH bis einschließlich Freitag neue Produkte und Lösungen für Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik und Erneuerbare Energien. Dort sind 2025 Aussteller aus 54 Ländern. Noch nie sei eine ISH so wichtig gewesen wie in diesem Jahr, sagte Handwerksvertreter Bramann. Das Handwerk müsse sich völlig umstellen, auch um die Kunden rechtssicher beraten zu können. «Hier kommt die gesamte Welt hin, und hier finden sie alle Lösungen.»

«Im ländlichen Raum gehen die Leute eher auf Biomasse», berichtet Thorsten Jacob, Installateurmeister aus dem nordhessischen Naumburg. Ebenfalls stark nachgefragt sind im Moment noch herkömmliche Gas- und Ölanlagen. Als Energieberater plane er auch Wärmepumpen mit den zugehörigen Gebäudesanierungen im Altbau, berichtet Jacob. Hier sei es aber wichtig, dass der Kunde im geplanten Umfang mitziehe. «Sonst ist der Ärger vorprogrammiert.»

Die Geschäfte der Branche laufen auf Hochtouren, wie der Rekordumsatz von Bosch Thermotechnik verdeutlichte. Die Erlöse stiegen im Vorjahresvergleich um 13 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Das Wärmepumpen-Geschäft in Deutschland habe um 75 Prozent zugelegt, weltweit betrug das Plus 54 Prozent. Auch bei konventionellen Heizungen habe man ein deutliches Wachstum verzeichnet.

Um die Energiewende im Gebäudebestand schneller voranzutreiben, plädiert Brockmann für einen Fokus auf Wärmepumpen-Hybride. Diese bestehen aus einer kleinen Wärmepumpe und einem Brennwertgerät, das beispielsweise auf Gas oder Öl setzt. Der Kessel wird dabei nur an den sehr kalten Tagen eines Jahres in Mitteleuropa zugeschaltet. «Wir glauben, dass sich diese Mix-Lösungen durchsetzen werden.»

Die IG Metall sorgt sich um die zur Umsetzung notwendigen Fachkräfte. In den sanierungsrelevanten Gewerken fehlen bereits heute bis zu 190.000 Beschäftigte, sagte Vorstandsmitglied Ralf Kutzner der Deutschen Presse-Agentur. Die erforderlichen Fachkräfte könnten am besten mit guten Arbeitsbedingungen und attraktiven Tarifverträgen überzeugt werden.
dpa
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