In der derzeit kriselnden, aber auf längere Sicht zukunftsträchtigen Branche für die
Windenergie auf See stünden aktuell 5.000 Arbeitsplätze auf der Kippe, teilte die Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen am Mittwoch auf dpa-Anfrage mit. «Wir machen uns wie die Politik Sorgen um die Branche», sagte Regionaldirektionschef Klaus Stietenroth.
Die 5.000 Jobs sind fast 30 Prozent der 18.000 Stellen, die die Arbeitsmarktexperten direkt der bundesweiten Offshore-Industrie zurechnen. Die Zulieferer mit einem Schwerpunkt auf Hochsee-Windkraft sind in dieser Rechnung der Agentur noch gar nicht mit eingerechnet.
Die eindringliche Warnung der Arbeitsagentur passt zu den jüngsten Aussagen von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Er sagte vor rund zwei Wochen im Gespräch mit der dpa: «Die Branche ist in einer substanziellen Gefahr.» Es fehle die Planungssicherheit.
Bundesumweltminister Peter Altmaier (
CDU) bekannte sich trotz der hohen Kosten zu Windparks auf hoher See. «An dem Projekt hängt die Hoffnung einer ganzen Region», sagte Altmaier am Mittwoch bei einer Diskussionsveranstaltung des Denklabors Agora zur Energiewende. Der CDU-Politiker verwies auf Tausende Jobs in der Offshore-Windkraftbranche an der Küste. Zudem sei es für das Image der Energiewende international wichtig, ob das Offshore-Projekt gelinge.
Mit 5.000 bis 6.000 Offshore-Arbeitsplätzen stellt Niedersachsen den Angaben zufolge den Großteil der Branche. Weitere Offshore-Motoren seien Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg. Mit Siag und CSC gab es in Niedersachsen jüngst schon erste Beispiele für das hohe Jobrisiko. Deutschlands kommerzieller Offshore-Pionier Bard aus Emden sucht seit längerem Investoren.
Als ganz wesentliches Problem gelten in dem Industriezweig derzeit die Verzögerungen beim Netzausbau für den Stromanschluss der Anlagen.
Experten kritisieren, dass bei der Verzahnung des Windpark-Ausbaus auf See mit dem Konzept der Stromtrassen vieles nicht aus einem Guss sei. Das gesamte Konzept ist eine heikle Gemengelage aus Leitplanken der Politik, behördlichen Genehmigungen, unternehmerischem Risiko und den Verpflichtungen der Energieproduzenten für die Netzanbindungen.
Beim politischen Ziel der Energiewende weg vom Atom und hin zu den Erneuerbaren Quellen sind die modernen Windmühlen im Offshore-Bereich (Englisch: vor der Küste) ein ganz zentraler Hebel für das Gelingen.
Trotz ihrer eindringlichen Warnungen kann die Arbeitsagentur auch ein wenig beruhigen. Offshore-Mitarbeiter seien gefragte Fachkräfte, die dank ihrer Kenntnis etwa im Metallbereich beste Chancen hätten, relativ rasch andernorts unterzukommen. Doch das Folgeproblem sei klar: Bekommt Offshore später den prophezeiten Schub, fehlen sie.
Anfang des Jahres hatte die IG Metall bei Protesten in Hannover die Politik ermahnt, dem kriselnden Industriezweig neuen Schub zu geben. «Das Planungschaos verzögert notwendige Investitionen», sagte der Chef der Gewerkschaft im Bezirk Küste, Meinhard Geiken. Die Gewerkschaft forderte ebenfalls mehr Tempo bei der Netzanbindung. (dpa)