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26.04.2007 | 06:47 | Stromversorgung 

Liberalisierung des Strommarktes gefährdet Profitabilität der Versorger

London/Wien - Weil die EU den Wettbewerb auf dem Energiemarkt in Schwung bringen will, müssen bis zum 1. Juli dieses Jahres alle Mitgliedsstaaten ihre Strom- und Gasmärkte vollständig liberalisiert haben.

Stromversorgung
(c) proplanta
Einige Länder, darunter Deutschland, Österreich oder Großbritannien, haben ihre Märkte bereits geöffnet. Nachholbedarf gibt es vor allem in Osteuropa. Laut den britischen Marktforschern von Datamonitor http://www.datamonitor.com werden allerdings auch nach dem Stichtag die meisten großen Versorger die eigenen Landesgrenzen nicht überschreiten. "Ein Pan-Europäischer Strommarkt bleibt in weiter Ferne", heißt es in der Studie, die heute, Donnerstag, veröffentlicht wurde.

Ungeachtet einer Reihe von Zusammenschlüssen und bereits liberalisierter Strommärkte verkaufen die meisten Versorger Strom und Gas weiterhin nur in ihren Heimmärkten. Von den 19 größten europäischen Gasversorgern sind Datamonitor zufolge 63 Prozent ausschließlich auf den Heimmarkt fixiert. Bei den 27 untersuchten großen Stromkonzernen beträgt dieser Anteil immerhin mehr als 50 Prozent. Die Verbraucher würden auch nach dem 1. Juli nicht von den Vorteilen eines gesamteuropäischen Strom- und Gasmarktes profitieren können, kritisieren die Datamonitor-Analysten.

Größte Hürden sind nach Expertenmeinung unter anderem die nach wie vor unterschiedlichen Strommärkte der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten mit ihren verschiedenen Produkten sowie divergierenden politischen Vorgaben. So könnte ein stärkerer Ausbau der Atomkraft in Frankreich im Rahmen eines gesamteuropäischen Strommarkts in Deutschland, das den Ausstieg aus der Atomkraft plant, durch billigeren Strom für Wettbewerbsverzerrung sorgen, so Erste-Bank-Analyst Christoph Schultes gegenüber pressetext. Darüber hinaus müsse auch trotz Privatisierung die Versorgungssicherheit gewährleistet werden, betont Schultes.

Nachteile erwartet Datamonitor durch die vollständige Liberalisierung auch für die Versorger selbst. Die Privatisierungen führen zu geringeren Gewinnen, sind die Analysten überzeugt. Eine Untersuchung der Energieversorger habe ergeben, dass osteuropäische Konzerne, die in Europas am wenigsten liberalisierten Märkten aktiv sind, die höchste Profitabilität aufweisen. So belaufe sich die durchschnittliche Umsatzrendite unter britischen Energieversorgern auf 10,6 Prozent.

In nahezu allen osteuropäischen Ländern würde dagegen eine Umsatzrendite von 15 Prozent erwirtschaftet, heißt es in der Datamonitor-Studie. Dabei komme es nicht auf die Größe des Unternehmens an, sondern auf das Vorhandensein weiterer Wettbewerber. "Die Untersuchung von Datamonitor hat gezeigt, dass Profitabilität im Energieversorgungsbereich sinkt, wenn ein weiterer großer Wettbewerber den Markt betritt", sagt Datamonitor-Analyst Anton Krawchenko.

Auf dem bereits seit fünf Jahren liberalisierten österreichischen Markt ist die Profitabilität der Energiekonzerne eher gestiegen, wie Analyst Schultes zu bedenken gibt. Allerdings liege das vor allem daran, dass die internationalen Strompreise in den vergangenen Jahren gewachsen sind. Einen vermehrten Markteintritt ausländischer Anbieter hat es aber seit der Liberalisierung nicht gegeben. "Prinzipiell kann jeder Energiekonzern in Österreich Strom und Gas anbieten. Die Frage ist nur, ob sich das rentiert", so Schultes im Gespräch mit pressetext. Abgesehen vom administrativen Aufwand zeigten sich nämlich auch die Endkunden bisher wenig wechselwillig. (pte)
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