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03.05.2014 | 10:02 | Energieeffizienz 

Neue Chancen für Kraft-Wärme-Kopplung?

Berlin - Es könnte so einfach sein. Warum setzt man die Energie eines Brennstoffs nicht gleich doppelt ein: zur Gewinnung von Strom und von Wärme?

Energieeffizienz
(c) electriceye - fotolia.com
Das Verfahren der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) wird schon länger eingesetzt - aber die Debatte um die Beteiligung seiner Nutzer an den Kosten des Ökostrom-Ausbaus erhält mit Blick auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nun zusätzliche Brisanz.

Kann der umstrittene Reformvorschlag die Chancen der umweltfreundlichen Technologie wirklich verbessern? Fragen und Antworten zum Thema:

Was ist eigentlich KWK, nach welchem Prinzip funktioniert sie?

Der Begriff hört sich kompliziert an, dabei ist die Grundidee der KWK denkbar simpel: Die Energie aus ein und demselben Verbrennungsvorgang wird gleichermaßen für die Strom- und Wärmeproduktion verwendet.

Wegen dieser Kombi-Nutzung arbeiten solche Anlagen meist effizienter als reine Verstromungskraftwerke. Ihr Wirkungsgrad liegt bei bis zu 90 Prozent, normale Kohlekraftwerke bleiben oft unter 50 Prozent.

Warum ist die KWK ein wichtiges Element der Energiewende?

In der konventionellen Erzeugung ist die Stromproduktion zentral, die Restwärme wird hier in die Umwelt abgegeben. Durch KWK lässt sich die gleiche Brennstoffmenge effizienter nutzen - oder umgekehrt dieselbe Effizienz mit weniger Brennstoff erreichen.

Eine KWK-Anlage kann mit Kohle, Erdgas oder sogar Kernenergie, aber auch erneuerbaren Trägern (Biogas, Solarenergie, Geothermie) betrieben werden. Wichtig ist in jedem Fall, dass sie unterm Strich umweltfreundlicher arbeitet. Zudem lässt sich Wärme gut speichern - ein Beitrag zur Netzstabilität.

Ist die KWK auch für den privaten Verbraucher interessant?

Neben der Industrie sind Mini-Blockheizkraftwerke (BHKW) auch für Hausbesitzer interessant. 2010 starteten Volkswagen und der Ökostrom-Anbieter Lichtblick den Bau und Vertrieb kleiner «Zuhause-Kraftwerke», in denen Gasmotoren Wärme und Strom erzeugen.

Weil im neuen EEG-Konzept aber auch die Eigenstromproduktion aus KWK zur Hälfte an der Ökostrom-Umlage beteiligt werden soll, erwartet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Belastungen: «Je kleiner KWK-Anlagen werden, desto schwieriger wird es, diese auf Basis der aktuellen Marktbedingungen wirtschaftlich zu betreiben.»

Wie fördert die Politik bislang den Ausbau der KWK in Deutschland?

Ein gesondertes KWK-Gesetz umfasst Zuschläge für die Stromeinspeisung aus fossiler KWK, um Investitionen in die Technik anzuregen und den Anteil von KWK-Strom bis 2020 auf 25 Prozent am Gesamtmix zu erhöhen.

Auch das EEG bot bisher Vergütungen für KWK-Anlagen, die regenerative Quellen wie Biogas nutzen. Hinzu kam ein «Technologie-Bonus» bei der Verwendung besonders innovativer und sparsamer KWK-Technologien.

Was soll sich nun an der Subventionierung der KWK ändern?

Die EEG-Umlage an die Netzbetreiber, zu der am Ende alle Stromkunden herangezogen werden, soll künftig zu 50 Prozent auch für KWK-Strom zum Eigenverbrauch gelten. Für gewerbliche Erzeuger greift dabei zwar eine verringerte Belastung (15 Prozent). Doch der Betrieb eigener KWK-Anlagen dürfte insgesamt tendenziell teurer werden. Ein Grund für den teilweisen Einschluss der KWK in die Ökostrom-Umlage ist, dass dieser Strom nur noch nach einem Regelwerk gefördert werden soll.

Was kritisiert die Wirtschaft am KWK-Konzept der großen Koalition?

Aus Sicht des neuen EEG ist der verringerte Umlagensatz für den KWK-Eigenstrom als ein Entgegenkommen gegenüber der Industrie zu verstehen. Die Wirtschaft sieht dies umgekehrt: Der KWK-Einschluss gefährde gerade eine rentable Erzeugung.

«Es ist das erklärte Ziel der Bundesregierung, dass der Anteil der KWK-Anlagen zunimmt. Dann muss man auch dafür sorgen, dass Anlagen wirtschaftlich zu betreiben sind», kritisiert der Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), Hans-Joachim Reck. Der Fachverband Biogas moniert vor allem, dass für die Umstellung von normaler Erdgas- auf Biogas-KWK künftig neue - und schlechtere - Konditionen gelten.

Kann eine Reform des KWK-Gesetzes Abhilfe schaffen?

Damit die KWK für Industrie und Verbraucher gleichermaßen lukrativ bleibt, hoffen Verbände und Firmen auf Nachbesserungen am bestehenden KWK-Gesetz. Bis Mitte 2015 soll eine Novelle stehen. «Dies muss deutlich schneller bis zum 1. Januar 2015 erfolgen», heißt es beim BDEW.

«Sonst wird die KWK weiter zurückgefahren.» Der VKU mahnt, den Beitrag der KWK zur Versorgungssicherheit nicht aus den Augen zu verlieren: «Da muss die Politik noch weitere Anreize schaffen.»
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