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09.04.2022 | 00:57 | Gasleitung 

Neue Pipeline für Anbindung von LNG-Terminal an Erdgasnetz

Wilhelmshaven - Um das geplante Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven an das Gas-Fernleitungsnetz anzubinden, soll im Landkreis Friesland noch bis Ende dieses Jahres eine 30 Kilometer lange Pipeline entstehen.

Gasversorgung
Mit Flüssigerdgas will die Bundesregierung Deutschlands Abhängigkeit von russischen Gasimporten mindern. Übergangsweise kommen für den Import schwimmende Terminals in Frage - etwa in Wilhelmshaven. Noch muss dort aber ein Anbindung ans Gasnetz geschaffen werden. (c) Joe Gough - fotolia.com
Zusammen mit einer schwimmenden Plattform, über die das verflüssigte Gas angelandet und regasifiziert wird, soll so spätestens ab Anfang 2023 mit dem LNG-Import über Wilhelmshaven begonnen werden.

Entsprechende Pläne stellten Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) zusammen mit dem Gasnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE), der die Leitung bauen will, und Vertretern von Kommunen am Freitag in Hooksiel vor.

Um die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland zu verringern, stehen in Wilhelmshaven mit dem Energiekonzern Uniper, der belgischen Firma Tree Energy Solutions (TES) und der Nord-West Oelleitung GmbH gleich drei Unternehmen bereit, die für den Aufbau eines LNG-Importterminals in Frage kämen.

Fest installierte Terminals könnten jedoch laut dem Energieministerium in Hannover frühestens ab 2025 betriebsbereit sein - vorher sollen in Wilhelmshaven sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU), das sind schwimmende Anlande- und Speicherplattformen, zum Einsatz kommen, an denen LNG-Tanker festmachen können.

Der Bund will kurzfristig drei dieser schwimmenden Importterminals, die über eine Kapazität von 9 bis 10 Milliarden Kubikmeter verfügen, in Deutschland installieren. Wo genau die Anlagen andocken, ist noch nicht bekannt. Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben bereits den Finger gehoben.

Als Anlegeort für solche FSRUs steht in Wilhelmshaven, unweit des Tiefseewasserhafens Jade-Weser-Port, die sogenannte Umschlaganlage Vosslapper Groden bereit, ein rund zwei Kilometer langer Anleger, an dem bislang chemische Güter umgeschlagen werden - diese müsste für das Andocken der FSRU noch etwas umgebaut und verstärkt werden.

Was noch fehlt, ist die nun geplante Pipeline vom Vosslapper Groden bis zum nächsten Anknüpfungspunkt des Gas-Fernleitungsnetzes bei der Gemeinde Etzel im Landkreis Wittmund. Anfangs soll die Leitung eine Kapazität von 10 Milliarden Kubikmetern transportieren können, mit einem weiteren Ausbau des Gasnetzes im Hinterland sind mittelfristig laut Open Grid Europe bis zu 22 Milliarden möglich. Die Leitung soll dabei laut OGE so ausgelegt sein, dass sie künftig auch Wasserstoff transportieren kann.

OGE-Geschäftsführer Thomas Hüwener sagte, um das Vorhaben bis Ende 2022 zu realisieren, sei eine Verzehnfachung des Planungstempos nötig. Ähnliche Projekte dauerten sonst zwischen sieben und zehn Jahren. Ein Planfeststellungsverfahren soll im Mai beginnen, der eigentliche Baustart dann nach einem Beschluss im August folgen.

«Wir brauchen jetzt eine neue Deutschlandgeschwindigkeit», sagte Olaf Lies mit Blick auf die Realisierung des Vorhabens. Sowohl beim Bund als auch beim Land sei nun Tempo gefragt. «Wir haben einen sehr ambitionierten Zeitplan.» Die Region sei aber in der Lage, «in Rekordzeit» zu planen und zu bauen, sagte der Energieminister. Die Stadt Wilhelmshaven und der Kreis Friesland signalisierten dafür am Freitag Bereitschaft.

Gegenwind bekommen die bundesweiten LNG-Pläne von Umweltverbänden. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sprach am Freitag in Berlin von «Wildwuchs» und der «Planung von Überkapazitäten» bei LNG-Importterminals und forderte Wirtschaftsminister Robert Habeck auf, «den angeblichen Bedarf für die Terminals endlich mit konkreten Zahlen zu belegen».

Die DUH verweist dabei auch auf die Einschätzung des Forschungsinstituts DIW, dass feste LNG-Terminals in Deutschland «wegen der langen Bauzeiten und dem mittelfristig stark rückläufigen Erdgasbedarf nicht sinnvoll» seien. Mehrere Umweltverbände demonstrierten derweil in Hamburg gegen die deutschen LNG-Planungen. Sie kritisierten, die Klimaschädlichkeit von LNG und die Gefahr der Importe von Fracking-Erdgas würden ausgeblendet.

«Die Pläne für neue LNG-Terminals schießen an der Küste wie Pilze aus dem Boden», sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. «Bundesländer, Unternehmen und Standorte wetteifern dabei um die versprochenen Millionen der Bundesregierung. Dabei hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bis heute keine Zahlen auf den Tisch gelegt, ob es tatsächlich einen energiewirtschaftlichen Bedarf für die Terminals gibt.»
dpa/lni
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