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12.09.2017 | 07:00 | Biogas 
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Noch viel Potenzial für Biogas im Ökolandbau

Berlin - Biogas ist ein Multitalent: Das gilt nicht nur für seine Nutzung – es liefert im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor klimafreundlich Energie – sondern auch für seine Erzeugung: Energiepflanzen, Reststoffe oder Tierdung können in der Landwirtschaft zu Biogas verarbeitet werden.

Biogas
(c) proplanta
Manche Betriebe haben sich auf Biogas spezialisiert. Für andere ist die Produktion von Biogas eine wichtige Ergänzung. Dazu gehören auch Betriebe des ökologischen Landbaus. Da für sie die Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Grundsatz ist, kann sich Biogas in ihre Produktionsabläufe optimal einfügen. „Landwirte im konventionellen und im Ökolandbau eint heute das Ziel, möglichst ressourcenschonend zu arbeiten. Dazu zählt die Nutzung Erneuerbarer Energien“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez. „Für die Anforderungen an Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften setzt die Biogasproduktion wichtige Impulse.“

Biogas im Ökolandbau kann auf Gemischtbetrieben ebenso wie auf spezialisierten Bauernhöfen produziert werden. Denn bei weitem nicht alle Biobauern betreiben heute sowohl Ackerbau als auch Tierhaltung. Vielmehr kann z.B. auf viehlosen oder Schweine haltenden Ökobetrieben das zur Düngung und Bodenverbesserung kultivierte Kleegras vom Acker sinnvoll in Biogasanlagen zum Einsatz kommen. Die Biogasanlage übernimmt auf solchen Bauernhöfen die Rolle, die auf klassischen Bauernhöfen die Kühe als Verwerter des Grases spielen.

Zudem liefert die Biogasanlage klimafreundliche Energie, durch das von ihr erzeugte Methan, das direkt im Gasnetz oder zur Verstromung genutzt wird. Auf Öko-Milchviehbetrieben kann die Gülle zu Biogas verarbeitet werden. Weil allerdings mehr Mist und weniger Gülle als auf konventionellen Höfen anfällt, besteht hier auf Biohöfen z.T. ein höherer verfahrenstechnischer Aufwand.

Noch unterrepräsentiert

Findige Biobauern gehörten zu den Pionieren der Biogasbranche. Das Streben nach Unabhängigkeit von fossilen Energien war Antriebskraft für sie. Heute ist der Ökolandbau in der Biogasbranche allerdings unterrepräsentiert. Bundesweit gibt es im Ökolandbau schätzungsweise etwa 180 Biogasanlagen.

Damit stehen rund 2 % der Vergärer auf Biohöfen. Der Anteil des Ökolandbaus an der deutschen Landwirtschaft liegt je nach Branche zum Teil deutlich höher. So sind rund 9 % aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland auf Ökolandbau umgestellt. Im Ackerbau ist der Ökoanteil mit rund 4 % unterdurchschnittlich. „In der konventionellen Landwirtschaft wie auch im Ökolandbau besteht noch viel Potenzial zur verstärkten Nutzung von Biogas. Nicht zuletzt für Substrate wie das für den Biolandbau wichtige Kleegras benötigen wir faire Förderbedingungen“, fordert da Costa Gomez.

Versorgung einer Großstadt möglich

Im deutschen Ökolandbau besteht laut einer Studie von Universität Kassel, Ecofys und FiBL ein theoretisches Biogas-Potenzial für eine installierte elektrische Leistung von 500 Megawatt (MW). Gemindert wird dieses Potenzial allerdings durch Fragen der Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit. Das derzeit realistisch mobilisierbare Potenzial wird von den Experten daher bei 150 MWel gesehen. Hinzu kommt die Wärmenutzung.

Biogas-Experte Florian Gerlach, einer der Co-Autoren der Studie erklärt: „Das mobilisierbare Potenzial für Biogas im Ökolandbau ist derzeit bei einer Jahresproduktion von 1,1 Milliarden Kilowattstunden Strom sowie 420 Millionen kWh Wärme anzusetzen. Allein mit dem so produzierten Strom könnten knapp 320.000 Familien-Haushalte versorgt werden.“ Für die Studie wurden nur Einsatzstoffe berücksichtigt, für die keine oder nur geringe Nahrungs- und Futtermittelkonkurrenzen angenommen werden. So setzt sich das geschätzte Gesamtpotenzial laut der Studie zu knapp zwei Dritteln aus pflanzlichen Reststoffen aus der Landwirtschaft zusammen.

„Durch die Nutzung von Biogas lässt sich die Klimabilanz der Landwirtschaft deutlich verbessern“, betont Hauptgeschäftsführer da Costa Gomez. Die Treibhausgasemissionen der deutschen Landwirtschaft werden für 2016 von der Bundesregierung mit 67 Millionen Tonnen angegeben, was etwa 7,5 % des deutschen Gesamtaufkommens entspricht.

Der gesamte Energieverbrauch für Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei wird vom Statistischen Bundesamt auf 56,7 Mrd. kWh pro Jahr beziffert - das sind vor allem fossile Energieträger, die u.a. in Traktoren, Häckslern, Mähdreschern oder für Ställe genutzt werden. Jedoch spielen auf vielen Höfen die Erneuerbaren Energien eine nicht zu unterschätzende Rolle. Neben Biogas ist hier u.a. auch der Eigenverbrauch von Solarstrom auf den Höfen zu nennen. Allein durch die Nutzung von Biogas wurden in Deutschland im vergangenen Jahr rund 19 Millionen Tonnen an Kohlendioxidausstoß vermieden.

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Kommentare 
Gast schrieb am 12.09.2017 20:01 Uhrzustimmen(23) widersprechen(25)
Für Ökolandbau kommt Monokultur nicht in Frage, da wird es schwierig mit Biogas. Auserdem Wägst ohne Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel kein Mais.
agricola pro agricolas schrieb am 12.09.2017 13:43 Uhrzustimmen(33) widersprechen(15)
Vorstehende Einlassungen sind zunächst einmal durchaus korrekt, jedoch nicht konsequent zu Ende gedacht. Was ich wieder einmal sträflichst vermisse:

Frage eingangs: Welchem Flächenanteil innerhalb der BRD ist absolutes Grünland zuzuordnen, das nunmehr gesetzlich geregelt, einem absoluten Umbruchverbot unterliegt?

Der ganze Firlefanz um dieses installierte Grünland-Schutzpaket stellt eine allseits ignorant geduldete EISKALTE ENTEIGNUNG der jeweiligen Eigentümer dar!!! Neuerdings nimmt man seitens unserer höchstrichterlichen Instanz -die wohl augenscheinlich nicht der Spezies von sachlich nüchtern abwägenden Mitbewohnern auf unserem blauen Planeten zuzuordnen ist- von dieser Seite abgesegnet (Grundsatzurteil!) auch noch unbenommen die Pächter schadensrechtlich in Anspruch, in einer Fürsorgepflicht zu stehen hinsichtlich des „Ackerstatus“.

Hier nun setzt meine Forderung an, dass wir also zwingend eine vernünftige Wertschöpfung, sowohl im ökologisch wie auch im ökonomisch positiven Sinne für Mensch, Tier und Natur, benötigen, damit gerade über die derzeit einzige Veredlungsschiene der Milchproduktion solcher großflächigen Grünlandareale nicht weiterhin erheblich sinnbefreit bäuerliche Vermögenswerte ganzer Generationen hilflos mit anschauend verbrannt werden müssen. Die aktuelle Milchkrise, die einen gewaltigen Strukturbruch innerhalb unserer ländlichen Räume inszenierte, dürfte noch vielen Bauern bleiern in den eigenen Knochen anhaften.

Wir sollten uns daher schleunigst aus dem weitgehend vorgeschobenen „staatlichen Würgegriff“ befreien, letzterer irrwitzigerweise ganzheitlich besonders gestärkt und geschützt von unserer EINEN BAUERNSTIMME, in persona der narzisstisch archaischen DBV-Granden, und endlich DAS PRODUZIEREN, was unsere Gesellschaft tatsächlich in großem Stile benötigt!!!

Eine dezentrale Nutzung von Grünland, umgesetzt in die Individualmobilität aller Bürger erforderte enorme Ressourcen mannigfaltigster Vorortkapazitäten!!!

Zur Verdeutlichung: Wir brauchen wahrlich keine Milliarden verschlingenden Fernstromtrassen -Stichwort SÜDLINK u.a.- um Strom vom hohen Norden in den Süden unseres Landes zu transportieren, wenn dezentral landauf, landab, direkt VOR ORT schleunigst eine elektrische Infrastruktur aufgebaut werden könnte. Gerade im tiefschwarzen Bayern und auch im grün erstarkten Baden-Württemberg halten wir ein gewaltiges Grünlandflächenpotential vor, das diesen zugegebenermaßen gigantischen Herausforderungen durchaus gerecht werden könnte, wenn clever in die Praxis umgesetzt, und dabei nicht nur vornehmlich die geldgeilen handverlesenen Investorengruppen mittels staatlich installiertem Flaschenhals aus einer Vielzahl, nicht gerade allesamt prall gefüllten Hosentaschen von Otto Normalbürgern, weiterhin hörig folgsam gestopft werden müssten. Die Konzerndiktaturen zunehmend äußerst demokratieschädlicher Hinterzimmerpolitik würden überdies sodann endlich auch auf den Prüfstand kommen.

Wer aber will das tatsächlich!? - Ordinärerweise insbesondere unsere obersten berufsständischen Vertreter stemmen sich als lemmingenhafte Steigbügelhalter der verschiedenen Konzerne, daselbst finanziell bestens gepolstert, mehr oder weniger verdeckt mit Händen und Füßen gegen eine solche „Revolution“ auf unseren Flächen und bevormunden die Bauern in deren hofeigenen Turbo-Hamsterrädern hin zu den rasant atemraubend fatalen Nahrungsmittelüberschußproduktionen, welche zusehends zum Massengrab vieler deutscher Bauernhöfe mutieren!!! Man verkrallt und verbeißt sich krampfhaft an dieser verlockend Allmacht ausstrahlenden Oberhoheit über unsere Flächen.

Eine individuelle Erzeugung, die hernach auch noch den mannigfaltigen individuellen Verbräuchen zufließen würde, wäre also in mehrerlei Hinsicht weitaus heikler, weil nicht mehr nebulös verdeckt, schon gewohnheitsmäßig hocheffizient aus jeder einzelnen Hosentasche der Bürger vollkommen unbemerkt zu vollziehen!!! - Strom schmeckt und riecht man eben einfach nicht. ;-)))
cource schrieb am 12.09.2017 07:29 Uhrzustimmen(24) widersprechen(58)
weil die weltweite wirtschaft am boden liegt versucht man krampfhaft mit allen mitteln irgendein wachstum/jobs zu generieren--erbärmliches schindertum
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