Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
30.11.2019 | 03:33 | Windkraftkrise 

Nordländer und Windenergiebranche schlagen Alarm

Berlin - Die fünf Nord-Bundesländer und die Windkraftindustrie haben vor einem Kollaps der Branche mit fatalen Folgen für die deutsche Klimaschutzpolitik gewarnt.

Windkraftkrise
Deutschland will Vorreiter beim Klimaschutz werden. Doch der Ausbau erneuerbarer Energien kommt nicht voran. Die fünf Nord-Bundesländer und die Windkraftbranche stellen konkrete Forderungen. Die Länder nehmen ein Berliner Kabinettsmitglied besonders in die Pflicht. (c) proplanta
In einem Brief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schlugen die Regierungschefs von Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern Alarm und baten um ein Gespräch. Sie kritisierten Wirtschafts- und Energieminister Peter Altmaier (CDU), der aus ihrer Sicht endlich ein schlüssiges Konzept für den Ausbau erneuerbarer Energien erarbeiten muss. Die Länder selbst legten einen Elf-Punkte-Plan vor.

Die Windenergieindustrie befinde sich in einer «existenziellen Krise», sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in Berlin. Er warnte, Deutschland werde seine Klimaschutzziele ohne eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien nicht erreichen. «Ohne erneuerbare Energien geht gar nichts beim Klimaschutz.»

Weil und die Regierungschefs Andreas Bovenschulte (Bremen), Daniel Günther (Schleswig-Holstein), Peter Tschentscher (Hamburg) und Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern) wiesen darauf hin, dass bereits mehr als 40.000 Arbeitsplätze abgebaut worden seien. Der Ausbau der Windenergie an Land sei in diesem Jahr praktisch zum Erliegen gekommen. Wenn sich diese Entwicklung fortsetze, werde es in absehbarer Zeit keine deutsche Windkraftindustrie mehr geben.

Die fünf Regierungschefs wiesen in ihrer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin auch auf die großen wirtschaftlichen Chancen für den Norden durch die Windenergie hin. «Der Norden hat echte Chancen, richtig an Wertschöpfung zuzulegen», sagte Günther (CDU).

Das wirtschaftliche Süd-Nord-Gefälle werde damit ein Stück weit verändert. «Süddeutschland hat viele strukturelle Vorteile gehabt. Es ist auch mal Zeit, dass die strukturellen Vorteile Norddeutschlands ausgespielt werden», betonte Bovenschulte (SPD).

Es gehe um weit mehr als Klimapolitik, sagte Weil. «Da geht es auch um einen Kern künftiger Industriepolitik.» Schwesig (SPD) wies auf eine OECD-Studie hin, nach der der Norden, insbesondere die Metropolregion Hamburg, das Potenzial habe, Weltmarktführer in der Wasserstofftechnologie auf der Basis von grünem Strom zu werden.

Tschentscher (SPD) erläuterte, dass es heute eine große Menge Überschussstrom gebe, der hergestellt und bezahlt, dann aber nicht genutzt werde. Künftig solle er zum Beispiel für die Wärmeproduktion oder für das Herstellen von Treibstoffen genutzt werden. «Dafür gibt es technische Lösungen, die schon funktionieren.»

Kritik kam auch von Unternehmen und Verbänden der Windbranche. Die aktuelle und frühere Bundesregierungen hätten den Ausbau «durch falsche Entscheidungen und durch Nichthandeln» stark verlangsamt, kritisierte der Chef des Wirtschaftsverbands Windkraftwerke, Wolfgang von Geldern.

«Wir verzichten auf Chancen in zukünftig großen Weltmärkten. Wir müssen diesen Prozess stoppen», sagte Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbands Windenergie. Auch VW-Strategiechef Michael Jost betonte die wirtschaftlichen Chancen durch erneuerbare Energien. «Jetzt kommt die Zeit von Europa. Jetzt kommt die Zeit von Deutschland.» Ohne Ökostrom machten hingegen auch Elektroautos keinen Sinn.

Die Länderregierungschefs forderten in ihrem Elf-Punkte-Plan unter anderem einen starken Ausbau der Windenergienutzung auf See, die Privilegierung echter Bürgerwindparks, das Ausschöpfen aller möglichen Flächen für Anlagen, die Optimierung des Netzausbaus und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Anwohner neuer Windräder sollen finanziell profitieren

 Nordex startet mit deutlichem Auftragsplus ins neue Jahr

 China kritisiert EU-Untersuchung gegen Windkraftunternehmen

 CDU befürchtet Wildwuchs bei Windrädern

  Kommentierte Artikel

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen